PATHOLOGISCH-ANATOMISCHE
UNTERSUCHUNGEN
ÜBER
PUERPEKAL-EKLAMPSIE
VON
Dr. med. GEORG SCHMORL,
Privatdocenten und I. Assistenten am pathologischen Institut zu Leipzig.
MIT 4 FARBIGEN TAFELN UND 1 LICHTDRUCKTAFEL.
LEIPZIG,
VERLAG VON F. C. W. VOGEL.
1893.
MEINEM HOCHVEREHRTEN LEHRER
HERRN
GEH. MEDICINALRATH PROF. DR. BIRCH- HIRSCHFELD
GEWIDMET.
Wenn wir die umfangreiche Litteratur, welche sich im Laufe der Zeit
in Betreif der puerperalen Eklampsie angehäuft hat, überblicken, so ergiebt
sich, dass alle bisher über die Pathogenese dieser Krankheit aufgestellten
Theorien ohne Ausnahme nicht im Stande sind, die ganze Reihe der Er-
scheinungen, welche wir unter dem Namen der puerperalen Eklampsie
begreifen, nach allen Richtungen hin zu deuten und zu erklären. Alle
bewegen sich mehr oder minder in theoretischen Spekulationen, zum Teil
gestützt auf pathologische und physiologische Analogien. Nun kann es
aber keinem Zweifel unterliegen, dass das Theoretisiren über das Wesen
einer Krankheit stets die grosse Gefahr in sich birgt, auf falsche Bahnen
zu geraten, besonders dann, wenn, wie dies bei der Eklampsie der Fall
ist, die dem Krankheitsprocess zu Grunde liegenden anatomischen Ver-
änderungen noch nicht nach allen Richtungen hin gekannt und sicher
gestellt sind. Es muss daher, wenn wir eine sichere Grundlage gewinnen
wollen, auf der wir erst Schritt für Schritt in das Verständniss des
schwierigen Krankheitsprocesses einzudringen vermögen, als erste Aufgabe
erscheinen, den anatomischen Thatbestand in seinen wesentlichen Zügen
festzustellen.
Zur Erreichung dieses Zweckes schien mir eine systematische, mit
Hülfe der neueren Untersuchungsmethoden angestellte Untersuchung, die
sich nicht nur auf die am Sektionstisch als verändert erkannten Teile
zu beziehen hatte, sondern sich auf wo möglich sämmtliche wichtige Körper-
organe erstrecken musste, am geeignetsten zu sein. Dank dem grossen
Material des hiesigen pathologischen Institutes war es mir möghch, eine
verhältnismässig grosse Zahl einschläglicher Fälle in relativ kurzer Zeit
zu sammeln und daran meine Untersuchungen anzustellen. Bevor ich
über die von mir erhobenen Befunde berichte, möchte ich zunächst auf
die hauptsächlichsten, bisher bei Eklampsie gefundenen anatomischen
Veränderungen in Kürze eingehen.
Nachdem der englische Geburtshelfer Lever *) auf das Vorkommen
von Eiweiss im Urin Eklamptischer hingewiesen hatte, wandte sich ganz
natürlich die Aufmerksamkeit der Kliniker und Anatomen den Nieren
zu. An diesen Organen Hessen sich nun auch bei der grossen Mehrzahl
der Fälle mehr oder minder schwere Veränderungen nachweisen. In den
wenigsten Fällen handelte es sich dabei um Läsionen, welche ihrem ana-
Schmorl, Eklampsie.
— 2 —
tomischen Charakter nach als chronische Dezeichnet werden mussten,
ganz in Übereinstimmung mit der den Klinikern längst bekannten That-
sache, dass im Verlauf chronischer Nephritiden, d. h. solcher, welche
bereits vor Anfang der Schwangerschaft bestanden hatten, nur selten
Eklampsie ausbricht; in weitaus der Mehrzahl der Fälle fand man an
den Nieren Veränderungen, welche als akute Störungen angesehen weiden
mussten und anatomisch im wesentlichen als Degenerationsprocesse (trübe
Schwellung, Verfettung, Nekrose) der Epithelien des Nierenlabyrintlis
gekennzeichnet waren1). Daneben Hess sich in einer Eeihe von Fällen eine
ein- oder doppelseitige Dilatation der Nierenbecken und der Ureteren
nachweisen als Ausdruck einer intra vitam bestandenen Harnstauung,
welch' letztere auf eine durch den im kleinen Becken fest eingepressten
Kindesteil bewirkte Ureterenkompression zurückgeführt wurde. Diese
Nierenveränderungen, auf welche sich eine der bekanntesten Theorien
der Eklampsie, welche dieselbe mit der Urämie identificirt, aufbaut, waren
lange Zeit die einzigen einigermassen konstanten Befunde, denen man bei
den Sektionen Eklamptischer begegnete.
Erst in neuerer Zeit ist man auf Veränderung eines anderen Organs
aufmerksam geworden, welche, soweit die bisherigen wenig zahlreichen
Mitteilungen darüber einen Schluss zulassen, zum mindesten ebenso häufig
wie die erwähnten Nierenläsionen gefunden worden sind. Es sind dies
hämorrhagische Veränderungen der Leber. Dieselben sind zwar schon
früher hier und da gesehen und beiläufig erwähnt worden, aber grössere
Beachtung haben sie bis in die neueste Zeit nicht gefunden. Es ist das
unbestreitbare Verdienst von Jürgens2), zuerst auf diese hämorrhagische
Hepatitis, um seinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen, hingewiesen, ihr
konstantes Vorkommen betont und eine genaue Beschreibung ihres makro-
skopischen Aussehens gegeben zuhaben. Jürgens war es ferner, der im
Anschluss an diese Befunde darauf aufmerksam machte, dass infolge der
Leberveränderungen Leberzellen in die Blutbahn hineingeraten und mit
dem Blutstrom verschleppt werden, ein Befund, der von Klebs 3) bei zwei
Fällen von Eklampsie, bei denen ebenfalls ausgedehnte Leberläsionen vor-
lagen, bestätigt worden ist.
Merkwürdigerweise haben diese interessanten Beobachtungen von
Jürgens weder bei den pathologischen Anatomen, noch bei den Geburts-
helfern die gebührende Beachtung gefunden. Es finden sich zwar nach
dem Bekanntwerden der Jürgens' sehen Befunde in der Litteratur Mit-
teilungen über Leberveränderungen, aber derartige Befunde wurden stets
als aussergewöhnlich angesehen. Erst in neuester Zeit hat P Uli et4) den-
selben grössere Aufmerksamkeit geschenkt und auf Grund eines sich auf
1) Vergl. die Arbeiten von Leyden: Über Schwangerschaftsniere: Zeitschr. f.
klin. Med. Bd. II. u. XI, sowie die Arbeit von Prutz, Zeitschrift f. Geburtshülfe und
Gynäkologie. Bd. XXIII, welche eingehende Litteraturangaben enthält.
22 Falle von Eklampsie stützenden Beobachtungsmaterials die Vermutung
ausgesprochen, dass diese Leberveränderungen konstante, für die Patho-
genese der Eklampsie wichtige Befunde bilden möchten. Pilliet's Verdienst
ist es ferner, diese Veränderungen zuerst genauer mikroskopisch unter-
sucht und nachgewiesen zu haben, dass es sich dabei nicht um einfache
Blutungen, sondern um mehr oder minder ausgedehnte nekrotische Herde
bandelt. Zu den gleichen Resultaten sind Lubarsch und Prutz5) ge-
kommen, von denen der erstere 12, der letztere 9 Fälle von Eklampsie
untersuchte. Von sonstigen Veränderungen, die man bei Obduktionen
Eklamptischer häufiger beobachtet hat, erwähne ich ferner das mehr oder
minder hochgradige Gehirnödem, sodann die bei einer Reihe von Fällen
gefundenen Hirnblutungen. Weiterhin möchte ich noch auf die von
Virchow6) und Jürgens zuerst beobachtete Fettembolie, welche in den
meisten Fällen die Lunge allein, in einigen aber auch die Nieren betraf,
und endlich mit Rücksicht auf meine eigenen Befunde auf die von Klebs
im Gehirn, Leber, Nieren und Nebennieren gefundenen Thrombosen
kleiner Gefässe hinweisen, welche der genannte Autor in Beziehung zu
den in die Blutbahn eingedrungenen Leberzellen bringt.
Wenn ich nun an die von mir bei Eklampsie erhobenen pathologisch-
anatomischen Befunde herantrete, so will ich an erster Stelle die Ver-
änderungen, die ich an den Lebern Eklamptischer gefunden habe, einer
eingehenden Besprechung unterziehen, weil sie der Ausgangspunkt für
meine Untersuchungen gewesen sind. Hier muss ich nun an erster Stelle
hervorheben, dass ich bei den von mir beobachteten 17 Eklampsie-
fällen Leberveränderungen niemals vermisst habe. Meine Befunde be-
stätigen somit die vonPillietin einer seiner letzten Publikationen über
diesen Gegenstand ausgesprochene Vermutung, dass es sich dabei um
konstante Befunde handeln möchte. Ob diese Vermutung sich in ihrem vollen
Umfang wird aufrecht erhalten lassen, darüber werden weitere Beobach-
tungen zu entscheiden haben. Das von Pilliet und mir zusammen-
getragene Material ist entschieden noch zu klein, um ein sicheres Urteil
darüber zu gestatten.
Was nun meine Beobachtungen anlangt, so waren in allen Fällen
mit Ausnahme von zweien, auf welche ich später zurückkommen werde,
die Leberveränderungen so zahlreich und so ausgedehnt, dass sie schon
bei der makroskopischen Besichtigung am Sektionstisch deutlich hervor-
traten. Im allgemeinen möchte ich zwei Formen der Leberveränderungen
bei Eklampsie unterscheiden, welche sowohl in ihrem makroskopischen
als mikroskopischen Verhalten Verschiedenheiten darbieten, die ich aber,
wie ich gleich hier bemerke, durchaus nicht principiell von einander
trennen will, sondern die meiner Ansicht nach bezüglich ihrer Pathogenese
auf eine Stufe gesteUt werden müssen. Bei beiden Formen handelt es
sich um Nekrosen der Leber, die in der einen Reihe der Falle hämor-
rhagischen, in der anderen anämischen Charakter zeigen. .Bast in allen
Fällen finden sich Kombinationen beider Formen, meist aber in der Weise,
dass die eine oder die andere Art der Veränderungen überwiegt. Mag aber
diese oder jene Form der Leberläsion vorliegen, stets bietet die Leber
dabei ein so charakteristisches Aussehen dar, dass man, wenn man diese
Veränderung nur ein- oder zweimal gesehen hat, sofort mit Sicherheit
eine Leber als von Eklamptischen stammend erkennen wird, ohne dass
die näheren Verhältnisse des Falles bekannt sind.
Wenn es sich vorwiegend um hämorrhagische Nekrosen handelt,
welche nach meinen Beobachtungen, sowie nach den Angaben anderer
Autoren entschieden am häufigsten vorkommen, so pflegt das Organ die nor-
malen Grössenverhältnisse nur wenig oder gar nicht zu überschreiten.
Die Konsistenz ist eine pralle, in einigen Fällen lag ein deutliches Ödem
vor, daran kenntlich, dass auf Fingerdruck eine seichte, sich langsam aus-
gleichende Stelle zurückblieb. Auf der Oberfläche sowohl, als auf der Schnitt-
fläche treten mehr oder minder zahlreiche rote Streifen und Flecken der ver-
schiedensten Grösse hervor, welche oft netzartig unter einander verbunden
sind und der Oberfläche eine landkartenartige Zeichnung verleihen. Die
roten Flecken springen sowohl an der Oberfläche als an der Schnittfläche
ganz wenig hervor und zeigen ein leicht gekörntes Aussehen, ohne dass die
Acini deutlich erkennbar sind. Sie sind mit zackiger, aber scharfer
Grenze gegen das umgebende Lebergewebe abgesetzt. Letzteres erscheint
in der Mehrzahl der Fälle braunrot gefärbt, nur in einigen wenigen
Beobachtungen zeigte es eine bräunlich gelbe Farbe, Hess aber die acinöse
Struktur deutlich erkennen. In ihm treten meist mehr oder minder
reichlich feinste punktförmige bis halberbsengrosse, opake, weissgelbliche
Herde hervor, welche ein trockenes Aussehen ohne erkennbare acinöse
Struktur darbieten und meist durch einen schmalen roten Saum von der
Umgebung abgesetzt sind. Ähnliche Herde bemerkt man mitunter, wenn
auch wenig reichlich, innerhalb der roten Flecken und Streifen. Die genannten
Veränderungen waren in allen hierher gehörigen Fällen unregelmässig
über das ganze Organ verteilt, eine Prädilektionsstelle für dieselben
habe ich nicht gefunden; in einigen Fällen schien es mir, als ob der
Lobulus Spigelü am meisten afficirt wäre. An den grösseren mit der
Schere verfolgbaren Gefässen fanden sich keine Veränderungen; es möge
aber hier bemerkt sein, dass die tiefrotgefärbten Flecken bis unmittelbar
an die grossen Lebervenen bisweilen heranreichen und durch die dünne
Wand hindurchschimmern, gerade so, als ob ausgedehnte Blutungen an der
Aussenseite der Venen vorhanden wären. Ein etwas anderes Aussehen
zeigte die Leber in den Fällen, bei welchen die Eklampsie einen pro-
trahirten Verlauf genommen, und in solchen, bei denen sich im Verlauf
der Krankheit Ikterus entwickelt hatte. Im ersten Falle erschienen in
dem meist bräunlich-gelb gefärbten Leberparenchym braunrote Flecken
und Streifen, die ein trockenes Gefüge darboten und meist deutlich unter
die Schnittfläche zurücksanken; bei den mit Ikterus komplicirten
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H allen deren ich bisher zwei beobachtet habe, zeigte die Leber die grösste
Ähnlichkeit mit der unter dem Namen akute gelbe Atrophie bekannten
^ eranderung, mit dem Unterschied, dass hier die Leber nicht verkleinert
erschien Bei der mikroskopischen Untersuchung stellten sich aber, wie
ich gleich hier erwähnen will, Differenzen zwischen beiden Veränderungen
heraus; auf dieselbe werde ich später zurückkommen.
Wesentlich anders als das im Vorstehenden gezeichnete Bild ist jenes
welches die Leber in den Fällen darbietet, bei denen vorwiegend anämische
Nekrosen vorliegen. Auch hier ist das Organ meist nicht, oder nur un-
bedeutend vergrössert und zeigt eine ziemlich feste Konsistenz. Die Ober-
fläche ist übersät mit feinsten punkt- bis zehnpfennigstückgrossen gelb-
weissen oder reinweissen Herden, welche meist ziemlich unregelmässig
geformt, mit scharfem, schmalem, tiefrot gefärbtem Saum sich gegen das
umgebende braunrote, mitunter leicht ikterische Lebergewebe absetzen;
am häufigsten liegen sie an den freien Bändern der Leber und an jenen
Stellen, wo sich die Aufhängebänder an das Organ ansetzen, doch werden
sie auch an der übrigen Oberfläche nicht vermisst; schneidet man diese
oberflächlich gelegenen Herde ein, so zeigen sie eine keilförmige Gestalt,
ein dichtes Gefüge und ein homogenes, trockenes, gelbweisses Aussehen,
wodurch sie anämischen Infarkten der Leber und Milz frappant ähnlich
werden. Neben diesen gelbweissen Herden treten an der Oberfläche auch
mehr oder weniger zahlreiche rote Flecken und Streifen hervor, welche
genau dasselbe Verhalten zeigen, wie die oben erwähnten hämorrhagischen
Nekrosen. Ein Querschnitt durch das Organ bietet dasselbe bunte Aus-
sehen wie die Oberfläche dar, nur zeigen hier die gelbweissen Herde
eine sehr unregelmässige Form. Hier erkennt man deutlich — besonders
mit Loupenvergrösserung — dass die feinsten opaken gelbweissen Streifen
meist den Verzweigungen des periportalen Gewebes folgen, häufig aber
feine zackige Ausläufer in die Substanz der Acini hineinsenden.
Ebenso charakteristisch wie das makroskopische Aussehen dieser Lebern
ist auch der an ihnen erhobene mikroskopische Befund. Fassen wir zu-
nächst die hämorrhagischen Nekrosen in das Auge, so muss zunächst be-
züglich ihrer Lage hervorgehoben werden, dass die kleinsten stets in der Um-
gebung des periportalen Bindegewebes ihren Sitz haben, und zwar meist in
der Weise, dass die peripheren Teile der an einen solchen Bindegewebszng
angrenzenden Acini fast gleichmässig von der Veränderung ergriffen sind.
Bei grösseren Herden erstrecken sich die gleich zu beschreibenden Nekrosen
meist auf sektorartige Ausschnitte verschiedener Acini, mitunter umfassen
sie aber auch eine ganze Gruppe von solchen. Diese Veränderungen zeigen
nun je nach ihrem Alter ein recht verschiedenes Aussehen. Sind sie noch
frischen Datums, so erscheinen sie als mehr oder minder ausgedehnte
Blutungen. Ich kann der Ansicht Pilliet's, welcher als erstes Stadium eine
Kapillarektasie ansieht, durchaus nicht beipflichten. An Alkoholpräparaten
kann man, besonders wenn man etwas dickere Schnitte untersucht,
- 6 —
allerdings sehr leicht zu der von Pilliet vertretenen Ansicht geführt
werden; allein an Präparaten, die zur Konservirung der roten Blut-
körperchen in Sublimat oder in Müller'scher Lösung fixirt und in möglichst
feine Schnitte (Paraffineinbettung) zerlegt wurden, kann man sich sicher
davon überzeugen, dass hier Blutungen, die allerdings mit einer starken
Gefässdilatation verbunden sind, vorliegen. Denn man sieht, dass sich das
Blut zwischen die Leberzellenbalken und die Kapillarwände hineingewühlt,
letztere vielfach durchbrochen und unterwühlt hat, derart, dass vereinzelte
oder mehrere zusammenhängende Leberzellen allseitig von roten Blut-
körperchen umgeben werden (Fig. 1). Dabei zeigen die letzteren in den
verschiedenen Herden ein auffällend verschiedenes Verhalten gegenüber der
Eosinfärbung; in manchen nämlich nehmen sie diesen Farbstoff ebensogut
an, wie die innerhalb der Blutbahn an intakten Leberstellen gelegene;
dabei sind ihre Konturen gut erhalten, jedenfalls nicht in der Weise ab-
geplattet, dass man eine Stagnation annehmen müsste. Ich möchte mich
bezüglich dieses Verhaltens der von Klebs7) ausgesprochenen Vermutung
anschliessen, dass hier noch eine langsame Circulation stattgefunden hat.
An anderen Stellen dagegen glaube ich daraus, dass die roten Blut-
körperchen blass oder gar nicht gefärbt und derart an einander gepresst
waren, dass ihre Konturen nur schwer erkannt werden konnten, schliessen
zu können, dass hier eine vollständige Stase vorhanden war. Ich erwähne
diese Einzelheit deshalb, weil an den Stellen, wo eine völlige Stagnation
meiner Vermutung nach nicht besteht, die aus ihrem Verband losgelösten
Leberzellen mit dem circulirenden Blute fortbewegt und so in die Blutbahn
eingeschwemmt werden können, und weil auf diese Weise der Befund
von Leberzellen in der Blutbahn, auf welchen ich später noch zurück-
kommen werde, seine Erklärung findet.
Die im Bereich der frischen hämorrhagischen Herde gelegenen Leber-
zellen zeigen meist schon deutliche Zeichen der Auflösung und des Zer-
falls, welche sich besonders in ihrem Verhalten gegen Farbstoffe kenntlich
machen, denn ihre Kerne sind nur noch schwach, mitunter überhaupt
nicht mehr färbbar, ihr Protoplasmaleib, welcher sehr häufig unregelmässige
und verwaschene Konturen zeigt, verhält sich ebenfalls meist ablehnend
gegen die Aufnahme von Eosin resp. Carmin; besonders hochgradig ver-
ändert erscheinen meist die unmittelbar am periportalen Gewebe liegenden
Zellen: sie sind völlig kernlos, besitzen einen eigentümlichen Glanz und
sind nicht selten in ein aus feinen Fasern gebildetes Netzwerk, das sich
mit der Weigert'schen Fibrinfärbung tief blau tingirt, eingebettet. Sind
die Herde schon etwas älteren Datums, so tritt dieses feine Fibrinnetz
in der ganzen Ausdehnung derselben auf; die in seinen Maschen liegenden
Leberzellen sind völlig kernlos und gequollen, die roten Blutkörperchen
geschrumpft und nicht mehr mit Eosin färbbar. Die ältesten Herde
endlich bestehen aus einer völlig homogenen, mitunter etwas glänzenden
Masse, in welcher neben Pigmentkörnchen und zerfallenden roten Blut-
korperchen bisweilen zahlreiche verschieden grosse, sich mit kernfärbenden
Farbstoffen intensiv tingirende Körnchen enthalten sind, welche grosse
Ähnlichkeit mit Kokken besitzen, von diesen sich aber leicht durch ihre
verschiedene Grösse und unregelmässige Form unterscheiden. Nach meinem
Dafürhalten sind diese Körnchen als Kerndetritus zu deuten. In der
Umgebung dieser nekrotischen Partien bemerkt man nicht selten eine
nicht unbeträchtliche Kapillarektasie, sowie dichtgedrängte Leukocyten
mit fragmentirten Kernen, welche mitunter auch in die peripheren,
seltener in die centralen Abschnitte der nekrotischen Herde einwandern.'
Was nun die anämischen Nekrosen anlangt, so habe ich bereits oben
erwähnt, dass sie in ihrem makroskopischen Verhalten die grösste Ähn-
lichkeit mit den bekannten anämischen Infarkten der Niere und Milz
besitzen; noch deutlicher tritt dies bei der mikroskopischen Untersuchung
hervor (Fig. 2). Solange sie noch frisch sind, ist in ihrem Bereich die
Leberstruktur noch deutlich erhalten; aber die Leberzellen sind ge-
quollen, ihr Protoplasma nur noch schwach mit Eosin färbbar, ihre Kerne
entweder völlig geschwunden oder noch als unregelmässig gekörnte, ab-
geblasste und geschrumpfte Gebilde erkennbar. Die Kerne der Kupfer-
schen Sternzellen dagegen, sowie die der Gefässendothelien sind meist
noch gut färbbar; die Kapillaren sind an der Peripherie der Herde hier
und da durch hyaline Thromben verschlossen, in den centralen Teilen
dagegen völlig leer. Die nekrotischen Herde sind ausserordentlich scharf
gegen das umgebende Lebergewebe, welches nur in ganz vereinzelten
Fällen eine stärkere Fettinfiltration erkennen lässt, abgegrenzt, derart,
dass kernlose, blass gefärbte Leberzellen unmittelbar neben gut gefärbten
kernhaltigen Zellen liegen. Sind die Herde schon etwas älter, so ver-
lieren auch die Kerne der Kupferschen Sternzellen und die der Gefäss-
endothelien ihre Färbbarkeit. Das nekrotische Zellmaterial quillt auf
und sintert zu einer homogenen Masse zusammen, welche mehr oder minder
reichliche aus Kerndetritus bestehende Körperchen einschliesst; meist stellt
sich jetzt in der Peripherie der Herde eine Ansammlung von Leukocyten
ein, welche mitunter ziemlich tief in die centralen Teile der nekrotischen
Partie einwandern. Diese anämischen Nekrosen liegen, solange sie einen
grösseren Umfang noch nicht besitzen, ebenso wie die hämorrhagischen
fast stets dem periportalen Bindegewebe unmittelbar an. Allerdings
kommt es nicht selten vor, dass zwischen dem periportalen Gewebe und
dem nekrotischen Herd eine oder zwei Reihen von wohlerhaltenen Leber-
zellen eingeschaltet sind. #,
Von grosser Bedeutung scheinen mir ferner eine Reihe von Verände-
rungen zu sein, welche ich am Gefässsystem der von Eklamptisckeii
stammenden Lebern habe nachweisen können.1) Es handelt sich hier um
1) Dieselben Beobachtungen sind von Lubarsch nnd Prnti gemacht worden,
deren Arbeiten mir erst nach Abschluss des Manuskriptes zu Gesicht kamen.
- 8 —
ausgedehnte Thrombosen, welche in der Mehrzahl der Fälle die kleineren
im periportalen Bindegewebe verlautenden venösen und kapillaren Gefässe
betrafen, in zwei Fällen aber auch grössere Gefässstämme beteiligten. Was
zunächst diese zwei Fälle anlangt, so sind es jene oben kurz erwähnten,
bei denen sich bei der makroskopischen Besichtigung der Leber entweder
keine, oder nur unbedeutende Veränderungen — kleine circumscripte rote
oder gelbweisse Flecken — finden, welche nicht ohne weiteres als nekro-
tische Herde, als welche sie sich thatsächlich bei der mikroskopischen Unter-
suchung erwiesen, angesprochen werden konnten. Hier stellte sich nun
bei näherer Untersuchung der in hohem Grade auffallende Befund einer
totalen Pfortaderthrombose heraus; dass hier nicht etwa eine agonale
Verstopfung vorlag, ging mit absoluter Sicherheit daraus hervor, dass der
Pfropf, welcher sich übrigens sowohl in die äusseren — vena mesenterica
superior und lienalis — als auch in die im Inneren der Leber gelegenen
Verzweigungen der Pfortader fortsetzte, das Lumen prall ausfüllte, der
Gefässwand ziemlich fest anhaftete und schon bei der makroskopischen
Besichtigung, noch deutlicher aber bei der mikroskopischen Untersuchung
eine deutliche Schichtung erkennen liess. Ob die in diesen zwei Fällen
vorhandene Pfortaderthrombose für die in diesen Fällen so geringe Aus-
breitung der bei den übrigen Eklampsiefällen so sehr ausgedehnten Leber-
veränderungen verantwortlich gemacht werden kann, resp. muss, wage
ich nicht zu entscheiden. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass in
allen Fällen von Eklampsie, bei denen ausgedehnte Leberveränderungen
nicht vorhanden sind, die Pfortader und ihre Verzweigungen in und
ausserhalb der Leber einer genauen Untersuchung unterzogen werden
müssen.
Die bei den übrigen Fällen gefundenen Thrombosen (Fig. 3) kleinerer
Gefässe lagen ganz vorwiegend in der unmittelbaren Nähe von nekrotischen
Herden und waren besonders , wenn es sich um hämorrhagische Nekrose
handelte, fast stets mit ausgedehnten Hämorrhagien in das periportale Binde-
gewebe vergesellschaftet. Sie fanden sich aber auch an solchen Stellen der
Leber, an denen Nekrosen noch nicht nachweisbar waren; gerade diesen
letzterwähnten Befund möchte ich besonders betonen, weil er meiner Ansicht
nach beweist, dass die Thrombosen nicht als sekundäre, von den Nekrosen
abhängige Veränderungen, sondern vielmehr als selbständige und, wie ich
später zeigen werde, als die primären, die Nekrosen bedingenden Processe
aufzufassen sind. Die Thromben bauten sich meist aus glänzenden, mit-
unter feinstreifigen hyalinen Massen auf, welche sich mit Eosin leuchtend
rot, mit der Weigert'schen Fibrin färbung tiefblau färbten. Zum Teil aber
bestanden sie aus feinen, sich mit Eosin und Nigrosin intensiv färbenden
Körnchen, welche ich als Blutplättchen deuten möchte. Die hyalinen
Thromben fanden sich meist in kleinsten Venen und Kapillaren, deren
Wände mitunter ausgedehnte hyaline Degeneration erkennen Hessen;
während die Plättchenthromben meist die etwas grösseren Interlobular-
venen ausfüllten; doch wurden in letzteren mitunter auch Pfropfe gefunden,
welche aus Fibrin, weissen und roten Blutkörperchen und feinkörnigen
Massen bestanden.
An den Gallengängen Hessen sich in den meisten Fällen keine Ver-
änderungen nachweisen; in einigen aber fand sich eine recht bedeutende
Gallenstauung, vorwiegend in den kleinen Gallengängen und Gallenkapil-
laren, die besonders schön in den in Sublimat gehärteten Präparaten zu Tage
trat. Besonders hochgradig war diese Gallenstauung in den zwei schon
oben kurz berührten Fällen, welche mit Ikterus komplicirt waren. Ich
habe bereits darauf hingewiesen, dass in diesen Fällen die Leber bei
der makroskopischen Betrachtung ein ausserordentlich ähnliches Aus-
sehen darbot, wie bei akuter gelber Atrophie, nur mit dem Unterschiede,
dass in unseren Fällen eine auffallende Verkleinerung der Leber, wie sie
für die letztgenannte Affektion charakteristisch ist, nicht vorhanden war.
Wenn man aber berücksichtigt, dass auch die ikterischen Lebern Eklamp-
tischer deutlich verkleinert sein können, wie die Beobachtungen von
Stumpf8) und Klebs zeigen, so scheint mir, dass in Berücksichtigung des
Umstandes, dass einerseits die idiopathische akute gelbe Leberatropliie
bei foudroyantem Verlauf ein der Eklampsie ähnliches klinisches Krank-
heitsbild darbietet, sowie andererseits, dass, wie die gebräuchlichen
klinischen Handbücher lehren, gerade bei graviden Frauen die akute
gelbe Leberatrophie relativ häufig beobachtet wird, die Vermutung nicht
unwahrscheinlich, dass die mit Ikterus verbundenen Leberveränderungen,
wie wir sie bei Eklamptischen beobachten, mit der idiopathischen akuten
gelben Atrophie verwechselt worden sind. Die Ähnlichkeit, welche zwischen
diesen beiden Erkrankungen besteht, beschränkt sich allerdings nur auf
das makroskopische Aussehen, das die Leber darbietet; bei der mikro-
skopischen Untersuchung stellen sich dagegen bedeutsame Unterschiede
heraus. Während bei der akuten gelben Atrophie der Leber, deren mikro-
skopische Veränderungen zuerst und am eingehendsten von Zenker, dessen
Darstellung ich dieser Betrachtung aus Mangel an eigener Erfahrung zu
Grunde lege, festgestellt worden sind, im Bereich der gelbgefärbten Partien
das Leberparenchym in mehr oder weniger hochgradigem Zerfall begriffen
ist, und im Bereich der roten Herde die Leberzellen völlig zu Grunde
gegangen und nur die Gefässe übrig geblieben sind, zeigt sich bei den
von uns beobachteten ikterischen Eklampsielebern, dass die gelbgefärbten
Stellen, abgesehen von der Gallenstauung und der galligen Imbibition
der Leberzellen, entweder gar nicht, oder nur sehr wenig (leicht ge-
trübt oder wenig verfettet) verändert sind, die roten Herde aber aus-
gedehnte, im periportalen Bindegewebe und in der Substanz der Acim
liegende Blutungen darstellen, in deren Bereich sich teils nekrotische,
teils im Absterben begriffene Leberzellen finden. Ich möchte daher
diese bei ikterischen Eklamptischen betrachteten Leberveränderungen nicht
ohne weiteres der akuten gelben Atrophie zuzählen, wie es Stumpf tliut.
— in —
Was die Genese des bei diesen Fällen beobachteten Ikterus anlangt,
so kann ich mich der Ansicht Pilliet's9), dass „le mecanisme de l'ictere
terminal est loin d'etre elucide", durchaus nicht anschliessen. Unsere
Untersuchungen zeigen uns vielmehr eine Reihe von Veränderungen,
welche für die Entstehung des Ikterus verantwortlich gemacht werden
können. Einmal haben wir direkt durch die mikroskopische Unter-
suchung das Bestehen einer Gallenstauung nachgewiesen. Diese Gallen-
stauung wird meiner Meinung nach dadurch hervorgerufen, dass die
kleineren Gallengänge — denn nur auf diese erstreckt sich die Stauung —
durch die ausgedehnten Extravasate im periportalen Gewebe komprimirt
werden. In zweiter Linie aber wird dadurch, dass durch die Hämorrhagien
umfängliche Partien von Lebergewebe zerstört werden, Gelegenheit dazu
gegeben, dass sich die Galle unmittelbar in die Blutbahn ergiessen kann.
Drittens aber wird auch die von uns nachgewiesene Verstopfung zahl-
reicher Interlobularvenen nicht ohne Bedeutung für das Zustandekommen
des Ikterus sein, da, worauf Frerichs 10) zuerst hingewiesen hat, hierdurch
ein Sinken des Seitendruckes in den Pfortaderkapillaren eintritt, welches
Veranlassung zur Gallenresorption geben kann. Man könnte mir hier
den Einwand machen, dass die von uns für das Entstehen des Ikterus ver-
antwortlich gemachten Momente deswegen nicht hinreichend zur Erklärung
des Ikterus seien, weil genau dieselben Momente auch bei den ohne
Ikterus verlaufenden Eklampsiefällen vorhanden sind. Hiergegen möchte
ich aber bemerken, dass auch bei diesen Fällen ein Eintritt von Gallen-
bestandteilen ins Blut sicher stattfindet, da ich bei zahlreichen solchen
Fällen Gallenfarbstoff im Urin habe nachweisen können. Meiner Ansicht
nach lässt sich das Fehlen des Hautikterus in diesen Fällen darauf
zurückführen, dass das Leben zu kurze Zeit erhalten blieb, als dass
der Ikterus sichtbar werden konnte, oder aber dass bei wenig aus-
gedehnten Leberveränderungen die Menge der in das Blut eingetretenen
Gallenbestandteile zu gering war, um eine deutliche ikterische Hautfärbung
hervorzurufen.
Am Schlüsse dieses den Leberveräuderungcn gewidmeten Abschnittes
nmss ich noch auf den schon oben kurz erwähnten Befund von Leber-
zellen in den Lebergefässen zurückkommen, den ich bei zahlreichen von
mir beobachteten Fällen erhalten habe. Das Eintreten von Leberzellen
in die Blutbahn ist schon seit einiger Zeit bekannt. Jürgens11) hat auf
der Berliner Naturforscherversammlung zuerst auf das Vorkommen dieser
Zellen im Herzblut und Gefässsystem der Lunge hingewiesen und darauf
aufmerksam gemacht, dass, wenn eine bedeutende Verfettung der Leber
vorliegt, durch das massenhafte Eintreten von verfetteten Leberzellcn in
die Blutbahn eine Fettembolie der Lunge zustande kommen kann.
Klebs l2), welcher, wie bereits erwähnt, bei zwei Fällen von Eklampsie
ebenfalls Leberzellen in den Blutgefässen nachweisen konnte, hat dann
das Schicksal dieser Zellen weiter verfolgt und glaubt gefunden zu haben,
— 11 —
dass diese Zellen die Kapillarität der Lungen passiren und mit dem
arteriellen Blutstrom m andere Organe verschleppt werden können. Ich
habe bei den von mir untersuchten Eklampsiefällen ganz ähnliche Be-
funde gemacht, wie sie von Klebs beschrieben worden sind, insofern ich
unzweifelhafte Leberzellen nicht nur in den Lebervenen, sondern auch
in den Pfortader- und Leberarterienästen, sowie in den Lungengefässen,
in den Venen der Niere und des Gehirns nachweisen konnte. Auch habe
ich die von Klebs in den Nieren- und Nebennierengefässen beobachteten
Zellen, welche er als junge Zellbrut der direkt in den Blutstrom ein-
geschwemmten Leberzellen betrachtet, in verschiedenen Fällen aufgefunden.
Ich hatte zuerst die Überzeugung, dass hier ausgedehnte Parenchymembolien
von Leber- und Nierenzellen — denn ich hatte bei meiner Untersuchung
bestimmte Anhaltspunkte dafür gewonnen, dass die von Klebs als junge
Leberzellen beschriebenen Zellen als Nierenzellen angesehen werden
mussten — vorlagen; allein ich glaube mich jetzt auf das bestimmteste
davon überzeugt zu haben, dass die meisten dieser Zellen nicht intravital
in die Gefässe hineingelangt, sondern postmortal bei der Sektion an
ihren Fundort befördert worden sind. Wenn man nämlich ein Organ
durchschneidet, so werden stets mehr oder weniger zahlreiche Zellen
aus ihrem Zusammenhang gelöst und können entweder schon durch den
beim Schneiden ausgeübten Druck mechanisch in die Gefässe hinein-
gepresst, oder aber durch das die Schnittfläche benetzende Blut resp.
durch das zum Abspülen benutzte Wasser ziemlich tief in dieselben
hineingeschwemmt werden. Dass diese Argumentation den thatsächlichen
Verhältnissen entspricht, davon kann man sich sehr leicht überzeugen,
wenn man aus irgend einem Organ einer beliebigen Leiche kleine Stücke,
wie sie ja meistens zur Fixirung und Härtung benutzt werden, heraus-
schneidet und nach Einbettung in Paraffin oder Cello'idin1) in feine
Schnitte zerlegt. Man wird dann je nach dem Organ, welches man ge-
wählt hat, in den Arterien sowohl, als in den Venen (bei der Leber auch
in den Pfortaderästen) mehr oder minder zahlreiche Zellen, ja selbst
Zellverbände antreffen, welche mit denen des untersuchten Organs über-
einstimmen (Leberzellen in den Lebergefässen, Nierenepithelien und Frag-
mente von Harnkanälchen in den Nierengefässen, Fetzen hohen Cylinder-
epithels in den Lungengefässen)2). Ich glaube nun, dass Klebs bei seinen
Beobachtungen derartige Artefakte vorgelegen haben. Bezüglich des
1) Einbettung ist nötig, damit das in den Gefässen enthaltene, die Zellen um-
schliessende Blut nicht aus den Schnitten herausfällt.
2) In einem in Bonn (Versammlung der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie
1891) gehaltenen Vortrag hatte ich diese Nierenzellenembolien als intravitel entstanden
hingestellt. Erst nachträglich bin ich auf den schweren Irrthum aufmerksam geworden.
Dr. Lubarsch (Rostock), welcher ganz ähnliche Befunde erhoben und zunächst eben-
falls eine intravitele Entstehung derselben angenommen hatte (private Mitteilungen),
hält dieselben ebenfalls für Artefakte.
— 12 —
Befundes von Lcberzellen in den Portalästen gesteht er selbst die
Schwierigkeit einer plausiblen Erklärung für das Hineingelangen der
Leberzellen in diese Gefässe zu; er sagt: „Eigentümlich ist allerdings
dabei, dass die Einschwemmung stets in die portalen Gefässe erfolgt,
während man doch eher annehmen sollte, dass dieser Strom sich gegen
die Centraivene wenden müsste in der Richtung des natürlichen Blut
stroms. Es wäre demnach auch möglich, dass diese kapillare Extra-
vasaten innerhalb der Acini sich erst infolge der Obstruktion von portalen
Gefässen ausgebildet habe; es müsste dieselbe alsdann eine Folge der
Übertragung des arteriellen Blutdruckes auf die peripheren Kapillaren
des Leberläppchens sein und würde dieselbe ein Analogon der Hirn-
blutungen (bei Eklampsie) darstellen." Diese Erklärung scheint mir
durchaus unzureichend zu sein, denn wie sollen Leberzellen in die Portal-
gefässe hineingelangen können, wenn letztere verlegt sind? Ich glaube,
dass es sich hier um postmortal in diese Gefässe hineingeschwemmte
Zellen handelt, weil ich dieselben Befunde auch in völlig normalen Lebern,
bei denen keine Blutungen vorhanden waren, habe erheben können. Un-
zweifelhaft liegen nun aber derartige Artefakte bei den in den Nieren-
und Nebennierenarterien von Klebs gefundenen und beschriebenen Zelkn
vor, welche er, wie erwähnt, als junge Leberzellen betrachtet; ich stehe
nicht an, sie für Nieren- resp. Nebennierenzellen zu erklären, welche auf
die eben von mir auseinandergesetzte Weise in die Gefässe erst postmortal
hineingelangt sind. Um derartige Artefakte zu vermeiden, welche nicht
nur bezüglich der hier in Rede stehenden Parenchymembolien , sondern
auch für andere embolische Processe, so z. B. für die Metastase von Mikro-
organismen, von Bedeutung sind, ist es durchaus nötig, unmittelbar bei
der Sektion verhältnismässig grosse Stücke aus den zu untersuchenden
Organen herauszuschneiden und erst, wenn sie gründlich durchgehärtet
sind, aus den centralen Teilen vorsichtig mit scharfem Rasirmesser
Stückchen zur mikroskopischen Untersuchung zu entnehmen; wenn man
dann weiterhin die den obersten Schichten dieser Stücke entnommenen
Schnitte ausschliesst, so kann man nach den Erfahrungen, welche ich
auf Grund zahlreicher Kontroiuntersuchungen gewonnen habe, sicher
die oben erwähnten Artefakte vermeiden.
Unter Einhaltung dieser Kautelen habe ich nun meine Untersuchungen
auf Parenchymembolien, speciell auf die hier zunächst in Rede stehenden
Leberzellenembolien angestellt, und habe Leberzellen nur in den Leber-
venen, in der Lungenarterie und Kapillaren, in denen ich sie, ebenso wie
im Herzblut, bei der frischen Untersuchung gefunden hatte, sowie in
einzelnen Fällen auch in den Venen der Niere und des Gehirns nach-
weisen können, während mir im arteriellen und portalen Gefässsystem
der Leber, sowie in dem Arteriensystem anderer Organe niemals Zellen
begegnet sind, welche ich mit Sicherheit als Leberzellen hätte ansprechen
können. Wie erklärt sich aber der unter diesen Verhältnissen in hohem
- 13 -
Grade auffällige Befund von LeberzeUen in den Gehirn- und Nierenvenen?
Icn halte es in hohem Grade für unwahrscheinlich, dass diese Zellen nach
Passirung der Kapillarität der Lungen und der derjenigen Organe, in
deren Venen sie lagen, an ihren Fundort gelangt sind, zumal sie noch
verhältnismässig gut erhaltene Konturen zeigten und mitunter zu zweien
oiler dreien zusammenhingen. Hier scheint mir nur die Möglichkeit zu-
lässig, dass sie durch retrograde venöse Embolie an ihren Fundort be-
fördert worden sind. An dem thatsächlichen Vorkommen eines derartigen
retrograden Transports von festen, in der venösen Blutbahn enthaltenen
Partikelchen kann beim Menschen nach den Untersuchungen von Heller 13),
von v. Becklinghausen14) und Arnold 15) nicht mehr gezweifelt werden.
Wenn wir nun bedenken, dass gerade bei der Eklampsie während der
mit hochgradigen Stauungen verbundenen Anfälle die günstigsten Be-
dingungen für eine Umkehr des venösen Stromes gegeben sind, so kann
es nicht wunderbar erscheinen, dass Leberzellen, welche nach unseren
Untersuchungen sicher im Blute der unteren Hohlader und im Herzen
vorhanden sind, durch eine rückläufige Blutwelle in die Nieren- resp. in
die Gehirnvenen geschleudert werden.
Wenn ich mich nun den Veränderungen zuwende, welche ich an den
Nieren der von mir beobachteten Eklampsiefälle gefunden habe, so muss
ich an erster Stelle betonen, dass bei der makroskopischen Untersuchung
diese Organe ein recht verschiedenes Bild darboten ; am häufigsten habe ich in
Ubereinstimmung mit anderen Autoren blasse, grauweisse, seltener grau-
gelblich gefärbte Nieren gefunden, doch sind mir auch graurote, normal
gefärbte und tief dunkelrote Nieren wie bei akuter Stauung begegnet.
In der grössten Mehrzahl der Fälle überschritten diese Organe die nor-
malen Grössenverhältnisse gar nicht oder nur sehr wenig; nur in einem
Falle wurde eine beträchtliche Verkleinerung konstatirt, welche auf eine
länger bestehende interstitielle Nephritis zu beziehen war. In Betreff
der Konsistenz der Nieren kamen ebenfalls beträchtliche Schwankungen
vor, doch habe ich bei meinen Untersuchungen den Eindruck gewonnen,
dass man häufiger festen, prallen Nieren bei Eklamptischen begegnet, als
schlaffen und weichen. Der Blutgehalt schwankte je nach der Far>>.
die die in Rede stehenden Organe darboten; meist war er ein gerin-. i.
und zwar war die Rinde gegenüber der Marksubstanz oft auffallend
anämisch. Erstere war intensiv getrübt und verwaschen, undeutlich ge-
zeichnet und bei mehreren Fällen der Sitz von kleinsten, punktförmigen
Ekchymosen. In zwei Fällen endlich fanden sich in der Rinde mehrere
kleine, erbsengrosse Infarkte.
Bei der mikroskopischen Untersuchung der Nieren wurden konstant
Veränderungen am secernirenden Parenchym und an den Gefässen gefunden.
Was zunächst die ersteren anlangt, so waren sie in den einzelnen Fallen
in verschiedenem Grade ausgebildet: stets aber handelte es sich um
degencrative Processe an den Epithelien. Bei einem Falle lag fast ledig-
— 14 —
lieh eine sehr starke trübe Schwellung der Epithelial des Nierenlabyrinthes
vor, welche selbstverständlich an den den frischen Organen entnommenen
Schnitten am deutlichsten hervortrat, an dem gehärteten Präparat da-
gegen bemerkte man in den Epithelien meist keine Veränderungen, nur
hier und da stiess man auf kernlose oder von der Wand abgestossene
Epithelien, welche unregelmässig konturirt waren. Man hätte die Niere
für völlig gesund halten können, wenn nicht die später zu beschreibenden
Veränderungen am Gefässsystein, sowie ein das Lumen der Glomerulus-
kapseln und zahlreicher Harnkanälchen ausfüllendes Exsudat, welches
teils aus feinsten körnigen Massen, teils aus hyalinen Cylindern bestand,
daraufhingewiesen hätten, dass hier intravitam schwere Funktionsstörungen
vorhanden gewesen sein mussten. Bei den übrigen Fällen aber waren
konstant mehr oder minder schwere Veränderungen an dem das Nieren-
labyrinth auskleidenden Epithel nachweisbar. Dasselbe war in mehr
oder weniger grosser Ausdehnung völlig kernlos, gequollen, z. T. in
seinem Zusammenhange gelockert, z. T. auch von der Wand abgestossen.
In einigen Fällen war diese Epithelnekrose so ausgedehnt, dass man
Mühe hatte, Stellen aufzufinden, welche noch kernhaltiges, aber meist,
auch schon stark getrübtes Epithel enthielten; in anderen Fällen trat
aber die Epithelnekrose mehr herdförmig auf, aber auch hier zeigten
die noch kernhaltigen Epithelien meist eine hochgradige trübe Schwellung.
Ich brauche nicht zu erwähnen, dass in allen diesen Fällen exsudative
Vorgänge, in dem Lumen der Harnkanälchen nicht fehlten. An den
Glomerulis habe ich in den meisten Fällen mit Ausnahme feinkörniger
Eiweissniederschläge in die Kapselhohlräume keine Veränderungen nach-
weisen können, nur in einigen wenigen Fällen bestand eine Schwellung
und Trübung des Epithels, hie und da wurden wohl auch nekrotische
und abgestossene Zellen beobachtet; aber das waren nur ausnahmsweise
Befunde. Eine ausgedehnte fettige Degeneration der Harnkanälchen und
Glomerulusepithelien, wie sie Leyden16) bei manchen Eklampsienieren
gefunden hat, habe ich bei den meisten Fällen meiner Beobachtungsreihe
vermisst; es fanden sich allerdings bei verhältnismässig zahlreichen
Fällen vereinzelte, mit kleinen Fetttröpfchen erfüllte Epithelien, aber
diese Verfettung war weder so ausgesprochen, noch so ausgedehnt, dass
ich sie in den Vordergrund stellen und sie als etwas für die Eklampsien ierc
Charakteristisches ansehen möchte. Nur in einigen wenigen Fällen, in
denen die Eklampsie einen protrahirten Verlauf genommen hatte, und
bei denen infolge dessen längere Zeit die Chloroformnarkose in Anwen-
dung gekommen war, bestand eine hochgradige Verfettung. Ich glaube
aber, dass hierbei die Verfettung auf die lange dauernde Chloroform-
narkose zu beziehen ist; wissen wir doch aus zahlreichen Experimental-
untersuchungen, dass gerade dieses Narkotikum bei längerer Applikation
zu ausgedehnten fettigen Degenerationen innerer Organe Veranlassung
giebt. Als Stütze für meine Ansicht möchte ich anführen, dass ich in einigen
— 15 —
anderen ebenfalls protrahirt verlaufenen Fällen, welche nur mit Morphium
behandelt worden waren, ähnliche hochgradige Verfettungen vermisst habe
Bemerkenswert ist fernerhin der Befund, den ich bei einem ebenfalls
sehr protrahirten Fall an den Nieren erhalten habe. Hier fand sich
nämlich eine ganz hochgradige Verkalkung der Epithelzellen der gewun-
denen Kanälchen und der Henle'schen Schleifen in einer Ausdehnung, wie
sie bei Sublimatintoxikation beobachtet wird. Da hier eine Sublimat-
vergiftung, für welche weder der übrige anatomische Befund noch
auch die eingehenden, post mortem eingezogenen Erkundigungen Anhalts-
punkte ergaben, absolut ausgeschlossen erscheint, so muss der Grund
für diese bei Eklampsie jedenfalls extrem seltene Nierenveränderung in
besonderen Umständen gesucht werden. Besonders möchte ich dafür die
lange Dauer der Krankheit, welche sich allerdings mit tageweisen Unter-
brechungen auf zehn Tage erstreckte, verantwortlich machen; denn nach
meinem Dafürhalten haben wir in der Verkalkung nur den letzten Aus-
gang der auch bei den meisten übrigen Fällen gefundenen Epithelnekrose
zu sehen. Ich will damit durchaus nicht die Ansicht vertreten, dass jede
Epithelnekrose der Niere schliesslich zur Verkalkung führen müsse,
aber in der Eklampsieniere liegen die Verhältnisse für den Eintritt einer
solchen besonders günstig wegen der am Gefässsystem nachweisbaren
Veränderungen. Es fanden sich nämlich in denselben in einigen Fällen
ausgedehnte, in anderen aber nur spärliche Gefässverstopfungen. Schon
bei der Untersuchung von den dem frischen Organ entnommenen Schnitten
findet man sehr häufig, dass zahlreiche Kapillaren und kleine Venen
so vollgestopft sind mit roten Blutkörperchen, dass dieselben unter Ver-
schwinden ihrer Konturen zu einer homogenen, roten, glasigen Masse zu-
sammengesintert sind, welche das Lumen der betreffenden Gefässe prall
ausfüllt. Es handelt sich also um hochgradige Stasen; als rote Thromben
möchte ich diese Pfropfe deswegen nicht bezeichnen, weil man im ge-
härteten Präparat, in dem man, besonders wenn man Fixirung in Sub-
limat angewendet hat, diese homogenen mit Eosin sich ziegelrot färbenden
Massen leicht wiedererkennt, selbst an den dünnsten Paraffinschnitten
weder feinfädiges Fibrin, noch feinkörniges Material (Plättchen) findet. An
gehärteten Präparaten überzeugt man sich aber leicht, dass ausser diesen
Stasen noch typische Thromben vorhanden sind, welche teils die Kapillaren
und kleineren Venen, teils aber auch die kleinsten Arteriolen verlegen und
teils wandständig, teils obturirend auftreten. Diese Thromben bestehen meist
aus feinkörnigem Material, welches mehr oder minder zahlreiche rote und
weisse Blutkörperchen einschliesst — Plättchenthromben, teils aber aus
Glänzenden, teils homogenen, teils feinstreifigen hyalinen Massen, welche
sich mit Eosin und Carmin leuchtend rot, bei Anwendung der Weigert'schen
Fibrinfärbung tiefblau färben — hyaline und fibrinöse Thromben. Ge-
mischten, aus einem Fibrinnetz, roten und weissen Blutkörperchen sich aut-
bauenden Pfropfen bin ich dagegen nur ganz ausnahmsweise begegnet.
— 16 —
Das interstitielle Gewebe war in vielen Fällen vollständig normal,
insbesondere fehlten Rundzellenherde gänzlich, auch war ein stärkeres
Ödem, welches sich in Kochpräparaten hätte leicht nachweisen lassen
müssen, nicht vorhanden. In anderen Fällen aber war das interstitielle
Gewebe der Sitz von spärlichen Rundzellenherden, welche meist in der
Umgebung kleiner Venen und Kapillaren gelegen waren. Nur in zwei
Fällen fanden sich ausgedehnte Infiltrate, welche hier durch die An-
wesenheit von embolisch zugeführten Mikroorganismen ihre Erklärung
fanden. Die oben erwähnten Blutungen lagen teils im interstitiellen
Gewebe in der Umgebung prall gefüllter oder thrombosirter Gefässe
teils im Lumen der Harnkanälchen und der Glomeruli.
Einer besonderen Erwähnung bedürfen noch die in zwei Fällen ge-
fundenen Infarkte. Ein Teil derselben war sicher embolischen Ursprungs,
da sich an Serienschnitten der verstopfte Arterienast nachweisen liess. In
zwei anderen Fällen aber konnte, da die zuführende Arterie offen war. ein
embolischer Ursprung ausgeschlossen werden. Hier fanden sich ganz ähn-
liche Verhältnisse, wie sie von v. Recklinghausen 17) in zwei Fällen be-
schrieben worden sind, von denen der eine infolge einer Blutransfusion zu
Grunde gegangen war, der andere ein an Pleuritis verstorbenes Individuum
betraf. Die innerhalb der infarcirten Partien gelegenen kleinen Arterien-
stämmchen waren mit einer aus glänzenden hyalinen Massen bestehenden
Schicht ausgekleidet, welche der Intima fest auflag und in ihrer Dicke
wechselte, mitunter aber das Gefässlumen bis auf einen schmalen Spalt
völlig verlegte; die intertubulären Kapillaren waren teils leer, teils mit
hyalinen Thromben erfüllt, ebenso die Glomeruli.
Ich schliesse mich in betreff der Genese dieser Veränderungen der
von v. Recklinghausen gegebenen Erklärung an, dass die Gerinnung in
den kleinsten Gefässen begonnen hat und nach den Arterien zu aufge-
stiegen ist.
Endlich habe ich noch eines bei drei Fällen am Gefässsystem der
Niere erhobenen Befundes Erwähnung zu thun, nämlich einer Fettembolie,
welche in einem Falle nur wenig ausgedehnt war, in den beiden anderen
Fällen sich aber auf den grössten Teil der Glomeruli erstreckte und auch
die intertubulären Kapillaren in Mitleidenschaft zog. Diese zuerst von
Virchow bei Eklampsie gefundene Veränderung steht in engster Be-
ziehung zu der gleichen Veränderung in der Lunge.
In diesem Organ scheint bei Eklampsie nach meinen Beobachtungen
eine mitunter recht ausgedehnte Fettembolie nicht zu den Seltenheiten
zu gehören, da ich sie bisher fünfmal habe nachweisen können. •) Was
die Quelle anbetrifft, aus welcher das Fett stammt, so kommt meiner
1) Die Fettembolie findet sich nicht nur bei eklamptischen Puerperae, sondern
wurde auch, wie Kontroiuntersuchungen ergaben, an zwei an Uterusruptur gestorbenen
Frauen, sowie bei einer an Verblutung gestorbenen Puerpera beobachtet.
— 17 —
Ansicht nach hiev teils das subcutane Fettgewebe, welches ja während
der eklamptischen Anfälle vielfachen und zum Teil sehr ausgedehnten
Quetschungen unterworfen ist, teils das während des Geburtsaktes zer-
quetschte Fett des Beckenbindegewebes und der Geburtswege in Be-
tracht. Dagegen kann ich die Leber, welche Jürgens in manchen
Fällen von Eklampsie als Ausgangspunkt der Fettembolie angesehen
hat , nicht als Ursprungsort des Fettes betrachten, da dieselbe bei den
hier in Rede stehenden Fällen eine stärkere Verfettung nicht er-
kennen liess.
Was die übrigen an den Lungen erhobenen Befunde anlangt, so
will ich hier wieder der Übersichtlichkeit wegen die am eigentlichen
Parenchym und die am Gefässsystem gefundenen Veränderungen gesondert
besprechen.
In betreff der ersteren ist zunächst zu erwähnen, dass bei einer
irrüsseren Anzahl von Fällen ausgedehnte Pneumonien, welche meist in
einem oder auch in beiden Unterlappen lokalisirt waren und ihrem ana-
tomischen Charakter nach als katarrhalische bezeichnet werden mussten,
vorhanden waren. Dieselben waren ebenso wie die bei zwei Fällen ge-
fundenen multiplen Abscesse durch die sekundäre Ansiedelung von ent-
zündungserregenden Mikroorganismen, Staphylokokken und Streptokokken,
welche durch Aspiration von Mundinhalt auf das Feld ihrer Thätigkeit ge-
langt sein dürften, veranlasst. Diese Mikroben Hessen sich in Schnittpräpa-
raten regelmässig nachweisen. Abgesehen von diesen offenbar erst sekundär
entstandenen entzündlichen Processen und völlig unabhängig von ihnen,
fanden sich noch zwei Arten, wie mir scheint, nicht unwichtiger Ver-
änderungen. Einmal nämlich mehr oder minder ausgedehnte erbsen- bis
kirschgrosse Blutungen. Dieselben lagen teils in den centralen Teilen der
Lungen, teils aber subpleural und ähnelten durch ihre mitunter exquisit
keilförmige Gestalt hämorrhagischen Infarkten, von denen sie sich
aber durch ihre weniger scharfe Abgrenzung, durch ihr lockeres Ge-
füge und ihre bedeutend hellere Farbe unterschieden. Auch bei der
mikroskopischen Untersuchung traten, wenn auch weniger prägnante Unter-
scheidungsmerkmale hervor: während nämlich bei den typischen hämor-
rhagischen Infarkten, wie man sie bei Herzfehlern findet, die roten Blut-
körperchen im Lumen der Alveolen meist so dicht liegen, dass ihre Kon-
turen stellenweise verschwinden, fand sich hier meist eine vie ,1 wenigei
dichte Ausfüllung der Alveolen mit roten Blutkörperchen ^e
noch gut erhalten und mit Eosin gut färbbar waren, teüs aber schon
g chSmpft erschienen und der Eosinfärbung nicht
waren; in letzterem Falle lagen sie meist m einem aus feinen Fasern
um einen
Schmoll, Eklampsie.
- 18 -
nachweisbaren Herden auftritt, teils aber über grossere Partien eines
Lappens ausgebreitet ist und dann meist schon bei der makroskopischen Be-
sichtigung durch die feste Konsistenz , die graugelbliche oder grauweisse
Farbe und die trockene, mitunter etwas körnige Beschaffenheil der Schnitt-
fläche erkennbar ist. Bei der mikroskopischen Untersuchung stellen sich
diese Veränderungen unter einem ähnlichen Bilde dar, wie die allerersten
Anfangsstadien einer croupösen Pneumonie (Fig. 4). Man findet nämlich in
den Alveolen eine fibrinöse Ausscheidung, die teils in Form eines schmalen
glänzenden Bandes die Oberfläche der Alveolen auskleidet, teils aber als
feines, zartes Netzwerk den ganzen Alveolarhohiraum durchzieht; während
aber bei der croupösen Pneumonie stets in diesem Fibrinnetz mehr oder
minder reichliche weisse und rote Blutkörperchen, sowie desquamirte
Lungenepithelien eingeschlossen liegen, ist bei den uns hier beschäftigenden
Veränderungen für gewöhnlich von einer Bundzellenanhäufung oder einer
Abstossung der Epithelien nichts bemerkbar, letztere scheinen vielmehr
einer hyalinen Metamorphose zu unterliegen und an der Bildung des oben
erwähnten glänzenden Bandes teilzunehmen. Ich vermutete zunächst, als
ich diese eigentümliche Exsudation sah, dass sie durch Mikroorganismen
bedingt sein möchte; allein diese Annahme erscheint mir wenig wahr-
scheinlich; absolut ausschliessen kann ich sie aber nicht, da ich aus den
betreffenden Herden keine Kulturversuche angestellt habe. In Schnitt-
präparaten aber, welche ich den verschiedensten Lungenabschnitten und
den verschiedenen Lungen, in welchen ich die genannten Veränderungen
überhaupt gefunden, entnahm, ist es mir niemals gelungen, Mikroorganismen
aufzufinden; auch scheint mir das Fehlen jeder Leukocytansammlung gegen
die Annahme eines mykotischen Ursprungs zu sprechen. Ich glaube
vielmehr, dass diese Veränderungen abhängig sind von der ausgedehnten
Kapillarthrombose, welche in dem ganzen Bereich der eben beschriebenen .
Veränderung nachweisbar war. Dies führt mich zu den Veränderungen,
welche am G-efässsy stein der Lunge gefunden wurden, und welche nach
meinem Dafürhalten auch für die Genese der meisten Blutungen verant-
wortlich zu machen sind.
Gerade ebenso wie in der Leber und Niere finden sich auch in den
Lungen Eklamptischer ausgedehnte Thrombosen, welche aber hier nicht
nur die Kapillaren und die kleinsten arteriellen und venösen Gefässe
betreffen, sondern sich auch auf verhältnismässig grosse Gefässe er-
strecken (Fig. 5). In den Kapillaren finden sich neben ausgedehnten Stasen
meist hyaline Thromben, ebenso in den kleinsten venösen Gefässen; in
den grösseren arteriellen und venösen Gefässen aber begegnet man teils
wandständigen, teils total obturirenden Thromben der verschiedensten Zu-
sammensetzung. Bald bestehen die Pfropfe aus feinkörnigen, sich mit
Hämatoxylin und Eosin bläulichgraurot färbenden Massen, welche ich
als Blutplättchen ansprechen möchte, bald finden sich Thromben, die
aus Blutplättchen und weissen Blutkörperchen zusammengesetzt sind,
— 19 —
derart, dass die der Gefässwand anliegenden Teile aus Blutplättchen,
die centralen fate aus .ahlreichen weissen und ganz spärlichen roten
Blutkörperchen bestehen; in anderen Gelassen wieder trifft man auf
Gerinnungen, welche ihrer Hauptinasse nach sich aus feinen Fibrinfäden
und spärlichen weissen und roten Blutkörperchen aufbauen; andere
1 hromben endlich zeigen einen deutlich geschichteten Bau derart, dass
/wischen mehr oder minder dicken, aus hyalinem und feinfädigem
Material bestehenden Lagen dünne, nur aus roten Blutkörperchen und
zahlreichen Leukocyten bestehende Schichten eingebettet liegen. Diese
Thrombosen finden sich an denjenigen Stellen am häufigsten, an denen die
oben erwähnten Veränderungen an den Alveolen nachweisbar sind, mitunter
w erden sie aber auch in Lungenabschnitten gefunden, an denen keine
Läsionen erkennbar sind.
Die eben besprochenen Thromben schliessen nun sehr häufig die schon
oben erwähnten Leberzellen ein, welche jedoch auch in nicht thrombosirten
Gefässen gefunden werden. Ausser diesen Leberzellen bin ich in den
arteriellen Gefässen und in den Kapillaren der Lungen Eklamptischer
noch anderen, höchst eigentümlichen Zellformen begegnet (Fig. 7 a, b;
8a, b; 9a, b; 10a, b; IIa, b;). In allen Fällen von Eklampsie näm-
lich, bei welchen der Tod entweder intra partum oder kurze Zeit
port partum eingetreten war, fanden sich am zahlreichsten in den
Kapillaren, weniger häufig in den grösseren arteriellen Gefässen grosse,
vielkernige Zellen. Dieselben lagen teils locker im .Kapillarlumen
derart, dass ihre Konturen durch einen schmalen, mitunter von roten
Blutkörperchen ausgefüllten Spalt sich scharf von der Kapillarwand
abgrenzten; teils aber waren sie derartig fest in das Kapillarlumen
eingekeilt, dass dasselbe, da die Konturen der Zelle nicht mehr deutlich
erkannt werden konnten, durch einen Haufen von Kernen verstopft er-
schien. Diese Zellen zeigten eine recht verschiedene Form: teils waren
sie rund, teils oval, teils ziemlich stark in die Länge gezogen, nicht
selten über eine Fläche gebogen, so dass sie im optischen Querschnitt
convex-concav erschienen. Auch in ihrer Grösse traten recht beträchtliche
Verschiedenheiten hervor. Der deutlich erkennbare, scharf konturirte,
mit Eosin nur schwach tingirbare Protoplasmaleib dieser Zellen schliefst
fast stets eine grosse Menge (6—15) Kerne, die beinahe immer im Genti um
der Zelle dicht neben und über einander liegen, ein. Letztere sind meist
oval, seltener rund und heben sich durch ihre intensive Färbbarkeit
ausserordentlich scharf von den übrigen Zellen ab, so dass es, wenn man
einmal auf diese Zellen aufmerksam geworden ist, nicht schwer fällt, sie
selbst mit schwachen Systemen leicht und sicher aufzufinden. Ausser
durch ihr Verhalten gegen die kernfärbenden Farbstoffe besitzen diese
Kerne auch in den zahlreichen feinen, meist ganz gleichmässig über die
ganze Kernsubstanz verteilten, runden Nukleolen ein sie vor allen^übngen
in den Lungen vorkommenden Zellenkernen auszeichnendes Gepräge
— 20 —
Wie sind nun diese Zellen, welche meist ziemlich gleichmässig üher beide
Lungen verteilt und häufig äusserst zahlreich vorhanden sind, zu deuten?
Der Umstand, dass sie nur im arteriellen Gefässsystem der Lunge ge-
funden wurden, lässt nur die zwei Annahmen zu: entweder dass sie im
venösen Stromgebiet des Körpers oder der Lungengefässbahn selbst ge-
bildet wurden, oder dass sie ebenso wie die Leberzellen als fremde
Elemente an irgend einem Punkte in die venöse Blutbahn hineingelangten
und mit dem Blutstrom den Lungen zugeführt wurden.
Man könnte zunächst daran denken, dass es sich hier um zu grösseren
Klumpen zusammengeballte weisse Blutkörperchen handeln möchte, allein
diese Annahme scheint mir völlig unhaltbar, weil diese Zellen nur im
arteriellen Gefässgebiet der Lunge gefunden wurden, und man doch,
wenn in der That bei der Eklampsie eine eigentümliche, allerdings bisher
noch nicht beobachtete Verklebung von Leukocyten im strömenden oder
stagnirenden Blute zustande käme, erwarten sollte, dass ähnliche Gebilde
auch im Gefässsysteme anderer Organe sich finden müssten, was, wie er-
wähnt, durchaus nicht der Fall ist, mit Ausnahme der später zu be-
sprechenden Eintrittspforte dieser Zellen in die Blutbahn; zweitens steht
aber auch die Form und der ganze Habitus der Zellen der Annahme
einer solchen Konglutination entgegen, insbesondere erscheint es in hohem
Grade unwahrscheinlich, dass der scharf konturirte protoplasmatische
Leib dieser Zellen, welcher völlig homogen erscheint, durch die supponirti'
Verschmelzung von weissen Blutkörperchen hervorgegangen ist; ferner
ist aber auch die Grösse und das sonstige morphologische Verhalten der
Kerne dieser Zellen mit einer derartigen Anschauung durchaus nicht in
Einklang zu bringen.
Man könnte ferner annehmen, dass sie aus Elementen der Gefäss-
bahn, besonders aus den Endothelien sich gebildet, durch den Blutstrom
fortgeschwemmt und in der Lungenkapillarität gleichsam abfiltrirt Avorden
seien. Wenn diese Annahme richtig wäre, so müsste sich die Ursprungs-
stelle dieser Zellen im venösen Gefässgebiet nachweisen lassen. Da sich
dieselben aber nur in den Lungengefässen finden, so müsste die Lungen-
arterien- resp. Kapillarbalm selbst die Bildungsstätte derselben sein,
d. h. es müssten sich Proliferationserscheinungen am Gefässendothel nach-
weisen lassen; da aber letztere nirgends vorhanden waren, und da, wenn
man die oben erwähnten fest in das Kapillarlumen eingekeilten Zellen
als solche deuten wollte, es völlig unerklärt bliebe, durch welchen
Mechanismus diese Zellen, welche die Blutcirculation in den sie ein-
haltenden Gefässen völlig unmöglich machen würden, von der Gefässwand
losgelöst und in der dem Blutstrom entgegengesetzten Richtung in die
grösseren arteriellen Gefässe eingeführt worden wären, so scheint mir
auch diese Annahme jeder Begründung zu entbehren. Unter diesen Um-
ständen ist nur die zweite der oben angeführten Möglichkeiten zulässig,
nämlich diese Zellen ebenso wie die oben erwähnten Leberzellen als
— 21 —
dem Blute und dem Gefässsystem fremde Elemente anzusehen, welche
an irgend einem Punkte in das venöse Stromgebiet hineingelangten und
mit dem Blutstrom embolisch in die Lunge hineingeschwemmt wurden.
Wo ist aber der Ursprungsort dieser vielkernigen Zellen oder, wie ich
sie kurz nennen will, dieser Riesenzellen zu suchen?
Meines Erachtens nach können hier nur zwei Organe in Betracht
kommen: einerseits das Knochenmark, andererseits der Uterus und die
Placenta, weil diese Organe die einzigen sind, in denen derartige Zell-
formen vorkommen. Von diesen beiden Organen kann nach meinen Unter-
suchungen das Knochenmark als Ausgangspunkt dieser Zellembolien aus-
geschlossen werden. Denn, wenn hier die Quelle für die in Rede stehenden
Zellembolien zu suchen wäre, so müssten sich in demselben Gefässrupturen
und entsprechende Blutungen finden, durch welche den in den Markräumen
enthaltenen, also extravaskulär gelegenen Riesenzellen erst der Eintritt
in die Blutbahn ermöglicht würde. Dies ist aber durchaus nicht der Fall.
Ich habe selbstverständlich nicht das Mark sämmtlicher Knochen bei den
von mir beobachteten Eklampsiefällen untersuchen können, ich habe
aber doch bei einer grösseren Reihe von Fällen dasselbe an einer Anzahl
von Knochen einer genaueren makroskopischen und mikroskopischen
Besichtigung unterzogen, ohne auch nur einmal auf eine Blutung zu
stossen.
Es bleibt demnach nur noch die Annahme übrig, dass die Decidua
oder die Placenta der Ausgangspunkt für diese Zellenembolien ist. Erstere
als den Mutterboden der in Rede stehenden Zellen anzusehen, erscheint
mir wenig wahrscheinlich, denn abgesehen davon, dass die decidualen
Riesenzellen in ihrem morphologischen Verhalten, insbesondere in Bezug
auf die intensive Färbbarkeit und die Struktur der Kerne weniger
Ähnlichkeit mit den in der Lunge befindlichen Zellen zeigen, als dies
bei den placentaren Riesenzellen der Fall ist, muss hier noch der Um-
stand berücksichtigt werden, dass die Deciduazellen extravaskulär liegen
und demnach nur dann in die Uterinvenen gelangen können, wenn sie
durch Blutungen aus dem Zusammenhange mit dem übrigen Decidua-
2 . webe gelöst sind. Dies ist nun thatsächlich bei denjenigen Eklamp tischen
der Fall, bei denen der Tod erst post partum erfolgt ist. Ich möchte
daher, wenngleich es wahrscheinlich ist, dass die Trümmer des Decidua-
gewebes mit dem aus den Uterusgefässen ausströmenden Blut grösstenteils
na.-h aussen in die Uterushöhle gespült werden, die Möglichkeit, dass
gelegentlich vereinzelte Deciduazellen, und zwar besonders bei partieller
Lösung der Placenta, in die Uterinvenen hineingelangen, nicht strikte
von der Hand weisen. Als Hauptquelle der Zellenembolien aber muss
meiner Überzeugung nach die Placenta angesehen werden, und zwar sind
es hier die den Zotten aufsitzenden vielkernigen, von Kolli ker als
Epithelknospen bezeichneten Zellen, welche vom Blutstrome abgelost, m
die Lungen eingeschwemmt und hier gleichsam abfiltrirt werden, da sie
wegen ihrer Grösse die Lungenkapillarität nicht zu passiren vermögen.
Für diese Annahmen sprechen folgende wichtige Momente:
1. liegt bei diesen Zellen die Möglichkeit, dass sie von dem Blut-
strom losgerissen und weggespült werden, besonders nahe, weil sie un-
mittelbar in Hohlräume hineintauchen, welche mit strömendem Blute
erfüllt sind;
•2. stimmen die in den Lungengefässen sich findenden Zellen, worauf
ich schon oben hingewiesen habe, in ihrem morphologischen Verhalten
völlig mit den placentaren Riesenzellen überein;
3. habe ich diese Zottenriesenzellen auf ihrem Wege von der
Placenta bis in die Lunge in allen den Fällen, bei denen der Tod ante
partum erfolgte, verfolgen können; denn ich habe sie nicht nur freiliegend
in den intervillösen Räumen gefunden, sondern ich habe sie auch in den
Venen der Uteruswand, sowie im frischen Herzblut nachweisen können.
Gerade bei diesen Fällen konnten deciduale Riesenzellen kaum in Be-
tracht kommen, weil die Placenta der Uterusinnenfläche noch überall
fest aufsass und Blutungen an der uterinen Seite der Placenta nicht
nachweisbar waren;
4. habe ich bei mehreren Fällen in kleinen Lungenarterienästen
kleine kubische, zu zweien, dreien oder vieren zusammenhängende Epi-
theüen gefunden, welche in ihrem morphologischen Verhalten völlig mit
den Zottenepithelien übereinstimmten und wohl nur als abgelöste und
mit dem Blutstrom fortgeschwemmte Epithelien zu deuten sind. Endlich
ist es mir, allerdings nur in einem Falle, gelungen, in einem etwas
grösseren arteriellen Gefäss der Lunge eine Riesenzelle aufzufinden, mit
welcher mehrere Zottenepithelien zusammenhingen.1)
Wenn es demnach im höchsten Grade wahrscheinlich erscheinen
muss, dass bei Eklampsie placentare, also fötale Zellen in den mütter-
lichen Organismus hineingeraten, so knüpft sich daran die weitere Frage,
durch welche Momente die Loslösung dieser Zellen von ihrem Mutter-
boden veranlasst wird.
Ich glaube, dass hierfür im wesentlichen Placentarerkrankungen
verantwortlich gemacht werden müssen. Schon Wiedow18) hat darauf
hingewiesen, dass bei Eklampsie recht häufig Placentarveränderungen
vorkommen, welche er in Beziehung zur Albuminurie und Schwanger-
schaftsnephritis bringt. Dieselben erscheinen nach den Untersuchungen
Wiedow's als zahlreiche gelbweisse, teils in der Placenta materna, teils
an der Oberfläche der Placenta foetalis sitzende Knoten, welche sich
1) In anthrakotischen Lungen finden sich mitunter im Innern von Alveolen grosse,
vielkernige Zellen, welche mehr oder minder reichlich mit Staub beladen sind. Diese
Staubriesenzellen dürften kaum mit den in Rede stehenden Placentarzellen verwechselt
werden, da die ersteren stets blass gefärbte Kerne besitzen, ferner im Protoplasma
Staubkörnchen enthalten und endlich ausserhalb der Gefüssbahn in den Alveolen liegen,
Eigenschaften, welche den placentaren Riesenzellen abgehen. '
23 —
mikroskopisch als das Produkt einer Coagulationsnekrose darstellen. Ich
kann die Mitteilung des genannten Autors in jeder Beziehung bestätigen
Ich habe allerdings bisher nur bei einem Teil der von mir beobachteten
Eklampsiefalle die Placenta einer eingehenden mikroskopischen Unter-
suchung unterzogen, aber in diesen Fällen habe ich konstant neben älteren
weissen Infarkten multiple, teils schon bei der makroskopischen Unter-
suchung erkennbare, teils kleine, erst mikroskopisch nachweisbare, frische
nekrotische Herde und ziemlich ausgedehnte Blutungen in der ' Zotten-
substanz gefunden. Selbstverständlich können diese Herde, welche völlig
kernlos erscheinen, nicht als die Ausgangspunkte der in Rede stehenden
Zellenembolien angesehen werden. In ihrer Umgebung aber findet sich
sehr häufig eine Auflockerung und eine ausgedehnte Desquamation des
die Zotten überkleidenden Epithellagers, und ich glaube, dass hier die
Hauptquelle für die in die mütterliche Blutbahn eindringenden Zellen zu
suchen ist.
Es erhebt sich nunmehr die Frage: Haben wir in diesen Placentar-
zellenembolien ein der Eklampsie eigentümliches Vorkomniss zu erblicken,
oder hat dasselbe auch bei anderen, besonders bei schweren, langan-
dauernden Geburten statt? Soweit meine, allerdings sich auf nicht allzu
zahlreiche Beobachtungen stützende Erfahrung reicht, scheint es allerdings,
als wenn diese ausgedehnten Placentarzellenembolien nur bei Eklampsie
vorkommen. Ich habe bisher vier Fälle zu untersuchen Gelegenheit gehabt,
welche kurze Zeit post partum den Exitus letalis genommen hatten, und
zwar zwei infolge von Verblutung gestorbene Fälle und zwei Fälle von
Uterusruptur; ich habe aber bei keinem einzigen Placentarzellenembolien
nachweisen können, trotzdem ich zahlreiche, aus den verschiedensten
Lungenabschnitten entnommene Stücke der eingehendsten Untersuchung
unterzogen habe. Wenngleich ich diesen wenig zahlreichen Kontroiunter-
suchungen keine allzu grosse Bedeutung für die hier in Rede stehende
Frage beizumessen geneigt bin, so glaube ich aus ihnen doch den Schluss
ziehen zu dürfen, dass, wenn überhaupt bei nicht eklamptischen Frauen
Placentarzellen embolisch verschleppt werden, ein so massenhaftes Ein-
dringen dieser Zellen in die Blutbahn, wie wir es bei Eklampsie gefunden
haben, sicher nicht vorkommt.
Ich wende mich nunmehr den Befunden zu, die ich am Central -
nerve nsy stem der von mir beobachteten Eklampsiefälle erhoben
habe. Hier muss ich nun gegenüber den Angaben in der Litteratur
zuvörderst hervorheben, dass ich bei zahlreichen Fällen im Gehirn
schon bei der makroskopischen Untersuchung auffallende Veränderungen
gefunden habe, bestehend in mitunter nur vereinzelten, mitunter aber
auch multiplen Blutungen, welche teils in den weichen Hirnhäuten,
teils in der Hirnrinde und den Centralganglien, seltener in der weissen
Marksubstanz ihren Sitz hatten. Dieselben waren allerdings in der
Mehrzahl der Fälle sehr wenig umfangreich und überschritten nur
- 24 —
selten die Grösse eines Stecknadelkopfes; nur in einem Falle handelte
es sich um eine sehr ausgedehnte Hämorrhagie, welche den ganzen
linken Stirnlappen zertrümmert und zu einer ausgedehnten blutigen
Infiltration der weichen Häute geführt hatte. Von weiteren, schon bei
der makroskopischen Untersuchung erkennbaren Veränderungen möchte
ich ausser dem in mehreren Fällen hochgradigen Ödem noch zwei
Befunde erwähnen: einmal den durch einen aus einer mittelgrossen
Lungenvene stammenden Embolus herbeigeführten Verschluss der beiden
Carotides communes in Fall X und die bei Fall XIV notirte Sinus-
thrombose, welche sich auf mehrere oberflächliche, mittelstarke Piavenen
fortgesetzt hatte.
Diese bei der Untersuchung am Sektionstisch gewonnenen Erfahrun-
gen Hessen erwarten, dass die mikroskopische Untersuchung noch weitere
Veränderungen zu Tage fördern würde; und in der That wurden diese
Erwartungen nicht getäuscht. Denn es liessen sich in allen Fällen kleinste
Hämorrhagien und Erweichungen, sowie Verstopfungen von Blutgefässen,
welchen wir schon vielfach in anderen Organen Eklamptischer begegnet
sind, nachweisen. Die kleinen, erst mikroskopisch erkennbaren Blutungen,
welche ebenso wie die grösseren mit Vorliebe in der Rinde und den
Centralganglien ihren Sitz hatten, lagen meist in der Umgebung enorm
dilatirter Kapillaren und kleinster Venen, welche meist, wie sich an
Serienschnitten nachweisen Hess, in total thrombosirte grössere Venen-
stämmchen einmündeten. Seltener fanden sich kleine Blutungen in der
Umgebung kleiner Arterien, deren Lymphscheide prall von roten Blut-
körperchen erfüllt und oft mächtig ausgebuchtet war. Die Erweichun-
gen (Fig. 6), welche nur bei der mikroskopischen Untersuchung erkennbar
und meist in solchen Fällen, bei denen die Eklampsie über 36 Stunden
gedauert hatte, in grösserer Zahl nachweisbar waren, fanden sich sowohl
in der grauen, als auch in der weissen Substanz und lagen entweder in
der Umgebung von kleinen verstopften Arterien, deren Wand fast stets
eine hyaline Degeneration erkennen liess, oder an solchen Stellen, wo
eine grössere Anzahl von Kapillaren thrombosirt war. Bei denjenigen
Fällen, welche einen sehr rapiden Verlauf genommen hatten, fehlten,
wie erwähnt, die miliaren Erweichungen vollständig, wohl aber waren
hier Verstopfungen von Kapillaren und kleinen Arterien nachweisbar, in
deren unmittelbarer Umgebung die Gehirnsubstanz nicht selten einen
eigentümlichen starren Glanz zeigte und mit Eosin und Carmin intensiv
färbbar war, so dass es den Anschein hatte, als ob die verstopften Ge-
lasse von hyalinen Scheiden umgeben würden.
Bezüglich der Gefäss Verstopfungen, welche, wir wir soeben sahen,
in engster Beziehung zu den Blutungen und Erweichungen stehen und
meist auch in den weichen Häuten in ziemlich grosser Ausdehnung nach-
weisbar waren, möchte ich darauf hinweisen, dass es sich nach meinem
Dafürhalten, soweit Venen in Betracht kommen, um autochthon entstan-
— 25 —
dene Thomben handelt, während es mir für die in den Arterien gefun-
denen Pfropfe wahrscheinlich ist, dass sie embolischen Ursprungs sind
und aus dem Gefässsystem der Lunge, in dem sich ja, wie wir gesehen
haben, ausgedehnte Thrombosen fanden, eingeschwemmt worden sind.
Bezüglich der Kapillarverstopfungen dürfte es schwer sein, eine Entschei-
dung zu treffen, ob sie autochthon entstanden oder embolisch zugeführt
worden sind, da dieselben ein charakteristisches Gepräge, aus welchem
man auf ihre Abstammung schliessen könnte, nicht zeigen. Denn sie be-
stehen fast stets aus völlig homogenen, glänzenden Massen, während die
in den grösseren Gehirngefässen sich findenden Pfropfe in ihrem Bau
dieselbe Verschiedenheit der Zusammensetzung zeigen, wie wir schon an
anderen Organen gefunden haben.
Am Herzen habe ich die schon bekannten degenerativen Processe
am Myokard fast niemals vermisst. Dieselben fanden sich sowohl in den
rasch tödtlich verlaufenden Fällen, als auch in solchen, bei denen der
Tod erst nach mehrtägigem Krankenlager erfolgte, und traten in der
Mehrzahl der Fälle herdförmig auf. Meist handelte es sich um eine
mehr oder minder hochgradige albuminöse Trübung der Muskelfasern,
während eine stärkere fettige Degeneration nur in protrahirt verlaufenden
Fällen gefunden wurde und hier mit grösster Wahrscheinlichkeit auf die
längere Anwendung von Chloroform zurückzuführen war. Neben diesen
degenerativen Processen am Myokard Hessen sich in zahlreichen Fällen
kleine, teils schon makroskopisch sichtbare, teils erst bei der mikro-
skopischen Untersuchung erkennbare Blutungen nachweisen, in deren
Bereich die Muskelfasern teils in hyaline Schollen zerfallen waren, teils
kernlos erschienen und ihre Querstreifung nicht mehr erkennen Hessen.
Die in den bisher besprochenen Organen gefundenen Gefässverstopfungen
fehlten auch im Herzen nicht, waren aber hier bei weitem seltener als
in jenen und betrafen meist nur vereinzelte Kapillaren. In einigen
Fällen fanden sich auch in kleinsten Arterien wandständige und total
obturirende Pfropfe, welche teils aus feinkörnigen Massen bestanden,
teils aus roten und weissen Blutkörperchen, Fibrin und Blutplättchen
sich aufbauten und wohl teils autochthon entstanden, teils emboliscli ans
(It n Lungengefässen eingeschwemmt waren. Nur in zwei Fällen war es
zu einer Verstopfung eines etwas grösseren Arterienastes gekommen
und hier hatten sich im Anschluss an diesen Arterienverschluss, wi>lcher
in dem einen Fall wohl sicher durch autochthone Thrombose zustande
gekommen war, typische anämische Infarkte entwickelt.
Die Milz bot in den meisten Fällen vollständig normale Verhältnisse
dar ; nur dann, wenn sich in den Lungen oder im Genitalapparat ausge-
dehnte entzündliche Processe entwickelt hatten, fand sich eine mehr
oder minder hochgradige Schwellung des Organs. Das Gleiche war der
Fall bei jenen beiden oben erwähnten Fällen, bei denen sich eine totale
Thrombose der Pfortader fand. Umbolischen Processen bin ich nur ein-
mal begegnet und zwar bei Fall XV, bei dem im Anschluss an den
sicher cmbolisehen Verschluss einer kleinen Arterie ein etwa erbsengrosser
Infarkt zustande gekommen war.
Das Pankreas, welches bei der makroskopischen Betrachtung stets
normal erschien, zeigte in mehreren Fällen erhebliche Veränderungen,
bestehend in zahlreichen kleinen nekrotischen Hoden und Blutungen;
welche auch hier stets ihren Sitz in der unmittelbaren Umgebung kleiner
thrombosirter Gefässe (Arterien und Venen) hatten.
Der Magen und Darmkanal Hessen bei zahlreichen Fällen weder
bei der makroskopischen noch bei der mikroskopischen Untersuchung
Veränderungen erkennen; in einer Reihe von Fällen fanden sieh multiple
Blutungen in der Magen- und Darmschleimhaut, sowie in einem Kalle
zahlreiche und ausgedehnte hämorrhagische Erosionen, ähnlich denen,
über welche Langerhans19) berichtet hat.
Bei der mikroskopischen Untersuchung Hessen sich häufig im Be-
reich der Blutungen Thrombosen und Stasen in den kleinen Gelassen
nachweisen, welche sich mitunter bis in grössere, in der Submucosa ge-
legene Gelasse verfolgen liessen.
Am Schlüsse dieser die thatsächlichen Befunde betreffenden Mit-
teilungen muss ich noch auf sehr interessante Veränderungen hinweisen,
welche ich in den Organen mehrerer von eklamptischen Frauen stammen-
der Kinder gefunden habe. Im ganzen habe ich bisher sechs derartige
Kinder ') zu untersuchen Gelegenheit gehabt, von welchen zwei lebend
geboren, aber kurze Zeit nach der Geburt gestorben waren, vier dagegen
bei der Sektion in utero gefunden wurden. Die Kinder waren sämmtlich
reif oder der Beife nahe und liessen bei der äusseren Besichtigung
keine Veränderungen erkennen; insbesondere möchte ich hervorheben,
dass kein einziges von ihnen Ödeme darbot, welche Leyden20) bei
einem von einer eklamptischen Mutter geborenen Kinde beobachtet hat.
Bei der Untersuchung der inneren Organe fanden sich bei vier Kindern
und zwar bei drei in utero abgestorbenen und einem lebend geborenen,
abgesehen von zahlreichen supleuralen und subperikardialen Blutungen,
denen ich keine grössere Bedeutung zumessen möchte, ausgedehnte Ver-
änderungen, welche hauptsächlich die Nieren betrafen, in zwei Fällen
sich aber auch auf die Leber erstreckten. In ersteren waren schon bei
makroskopischer Betrachtung punktförmige Hämorrhagien auf der Ober-
fläche und in der Rinde, welch' letztere deutlich verbreitert und intensiv
getrübt erschien, erkennbar; bei der mikroskopischen Untersuchung fand
sich aber ausserdem noch eine teils herdförmig auftretende, teils diffus
über grössere Abschnitte verbreitete Nekrose der Epithelicn der gewundenen
Kanälchen und mitunter auch der Henle'schen Schleifen, welche mit
Ii Ks sind dies die Kinder von Fall III, VIII, IX. XV, XVII und ein von einer
genesenen eklamptischen Frau stammendes Kind,
— 27 —
hyalinen Cylmdern erfüllt waren. In der Leber handelt es sich in
einem Falte um spärliche, im periportalen Gewebe liegende Blutungen;
bei dem zweiten aber fanden sich genau dieselben Veränderungen
(Hamorrhagien, Nekrosen, hyaline Thrombosen), wie ich sie oben in der
mütterlichen Leber beschrieben habe, wenn auch weniger ausgedehnt
und weniger zahlreich.
Aus dem Vorstehenden geht hervor, dass wir bei 18 Fällen eines
Krankheitsprocesses, bei dem nach den Angaben der verbreitesten Hand-
und Lehrbücher der Gebnrtshülfe der Sektionsbefund ein wenig konstanter
sein soll, mit der grössten Regelmässigkeit schwere Veränderungen an
den lebenswichtigsten Organen haben nachweisen können. Dieselben
sind einerseits durch Nekrosen und Blutungen in den parenchymatösen
Organen, andererseits durch multiple Verstopfungen im Gefässsystem
charakterisirt. Wenn wir nunmehr an die Frage herantreten, auf
welche Weise diese Veränderungen zustande kommen, so muss an erster
Stelle hervorgehoben werden, dass die Gleichartigkeit, welche die in den
verschiedenen Organen gefundenen Läsionen in ihrem anatomischen
Charakter zeigen, von vornherein die Annahme wahrscheinlich erscheinen
lasst, dass sie einer gemeinsamen Ursache ihre Entstehung verdanken.
Prüfen wir nunmehr zunächst, ob eine der bisher in betreff der Patho-
genese der Eklampsie aufgestellten Hypothesen im stände ist, diese Ver-
änderungen in befriedigender Weise zu erklären und zu deuten.
Es liegt nicht in meiner Absicht, hier eine eingehende Kritik sämmt-
licher Theorien der Eklampsie zu geben, ich will hier nur diejenigen,
welche sich bis in die Neuzeit zahlreicher Anhänger zu erfreuen gehabt
haben, mit Rücksicht auf die von uns gefundenen anatomischen Läsionen
einer kurzen Besprechung unterziehen.
Die Thatsache, dass bei der grossen Mehrzahl der Eklamptischen
Störungen von seiten der Nieren beobachtet wurden, und dass diese
Organe bei Sektionen ausserordentlich häufig mehr oder minder schwere
Läsionen erkennen Hessen, hat Veranlassung zur Aufstellung der Hypo-
these gegeben, dass die Eklampsie als akute Urämie zu betrachten sei,
zumal der klinische Symptomenkomplex beider Krankheitsprocesse
ein ausserordentlich ähnlicher ist. Soweit die Nierenveränderungen bei
dieser Hypothese in Frage kommen, so sind unsere Befunde im stände,
dieselben zu stützen, denn wir haben in allen unseren Fällen mehr
oder minder schwere Läsionen an diesen Organen nachweisen können,
welche, sich ihrem anatomischen Charakter nach im wesentlichen mit
den von anderen Autoren erhobenen Befunden decken. Was dagegen
die an den übrigen Organen gefundenen Veränderungen anlangt, so
können diese von der in Rede stehenden Hypothese aus nicht erklärt
werden. Denn, wenn wir auch bei Urämien nicht allzu selten Blutungen
im Gehirn und Degenerationen am Herzfleisch begegnen, so vermissen wir
doch bei urämischen Individuen stets die übrigen von uns bei Eklampsie
- 28
nachgewiesenen Veränderungen. Es finden sich, wie ich mich durch zahl-
reiche, eingehende Kontrolversuche überzeugt habe, bei Urämie niemals
die charakteristischen Leberläsionen, die schweren Veränderungen am
Herzfleisch, die Nekrosen im Pankreas und besonders die ausgedehnten
Gefässverstopfüngen. Mit Rücksicht auf die Leberveränderungen hat
allerdings Klebs21), welcher die Nierenveränderungen als die primären
Störungen bei Eklampsie ansieht, die Ansicht geäussert, dass dieselben
dadurch zustande kommen möchten, dass die Leber infolge der heftigen
Konvulsionen Quetschungen erleidet, welche ihrerseits wieder zu multiplen
Rupturen Veranlassung geben. Dieser Ansicht ist bereits von Virchow ge-
legentlich der sich andie Jürgens'sche Mitteilung anknüpfenden 1 »skussion
begegnet worden mit dem Hinweis, dass bei anderen, mit Konvulsionen
einhergehenden Krankheitsprocessen ähnliche Leberveränderungen wie
bei Eklampsie nicht beobachtet worden. Aber selbst, wenn man zugeben
wollte, dass bei den von Eklampsie befallenen Frauen die Verhältnisse
im Abdomen wesentlich anders liegen als bei Nichtgraviden, dass ins-
besondere infolge der enormen Vergrößerung des Uterus der Raum in
der Bauchhöhle beengt und die Leber bei Eintritt von Konvulsionen
leichter Quetschungen ausgesetzt sei als unter normalen Verhältnissen,
so ist dem gegenüber zu bedenken, dass diese Quetschungen, falls sie
überhaupt vorkommen, — was mir aber in Anbetracht der Verschieblichkeit
der Leber nicht wahrscheinlich erscheint — , wohl kleine, oberflächliche
Blutungen, niemals aber so komplicirte, über das ganze Organ verstreute
Veränderungen, wie wir sie bei den von uns beobachteten Eklampsiefällen
gefunden haben, herbeiführen werden.
Ebenso wenig wie die eben besprochene Theorie vermag uns aber
diejenige Ansicht, welche die Eklampsie als eine nervöse Störung be-
trachtet, Aufschluss über die Genese der Veränderungen zu geben. Ge-
rade diese neuerdings besonders von Osthoff2-) und von v. Herff23)
vertretene Anschauung hat sich vieler Anhänger zu erfreuen, weil sie.
fast alle Formen der Eklampsie, die Graviditätseklampsie mit oder ohne
Albuminurie, sowie die Puerperaleklampsie auf einheitlicher Grundlage
erklärt. „Die Grundursache so ziemlich für alle Formen der Schwanger-
schaftsniere und der Eklampsia gravid, part. und puerp. ist," sagt Osth off,
„eine ungewohnt starke Innervation des Splanchnicus, welche ausgeht von
den Bewegungen des Fruchthalters in den verschiedenen Stadien seines
W achstums und seiner Rückbildung, und welche sich fortpflanzt in der
nächsten Nähe auf die Vasoconstriktoren der Niere mit daraus folgender
Bindenanämic und Degeneration, oder in stürmischer Weise namentlich
unter der Geburt auf die nervösen Centraiorgane ohne vorausgehende
Affektion der Nieren zunächst auf das für die Vasomotoren in der Medulla
oblongata liegende Centrum. "
Diese Anschauung identificirt demnach die Eklampsie mit der Epilepsie,
und wir müssten folgerichtig erwarten, dass wir bei Individuen, welche
- 29 -
während oder kurze Zeil Dach epileptischen Anfäll,,, gestorben sind, die
gleichen Veränderungen finden, wie bei Eklamptischen. Dies ist jedoch
nicht der Fall Ich habe, seitdem mir der so überaus charakteristische
Befund bei Eklamptischen bekannt ist, mehrere nach zahlreichen und
heftigen epileptischen Krämpfen gestorbene Individuen an, Sektionstisch
zu untersuchen Gelegenheit gehabt, ohne auch nur ein einziges Mal auf
Veränderungen zu stossen, welche den bei Eklamptischen gefundenen
auch nur entfernt ähnlich gewesen wären. Aber selbst, wenn man an-
nehmen wollte, dass bei Eklamptischen ein hochgradiger Gefässkrampf
besteht, so würde sich der anatomische Befund nicht erklären lassen;
denn wie sollte ein hochgradiger Gefässkrampf im stände sein, die multiplen
Gefässverstopfungen, welche nicht nur die kleinsten, sondern selbst grössere
Gefässe betrafen, hervorzurufen!
Es erübrigt nunmehr noch auf eine dritte betreffs der Pathogenese
der Eklampsie aufgestellte Hypothese einzugehen, welche unter dem
Einfluss der in der Neuzeit in der medicinischen Forschung herrschenden
Strömung die uns hier beschäftigende Krankheit auf die Einwirkung von
Mikroorganismen zurückführt. Der von uns erhobene anatomische Befund
spricht von vornherein nicht gegen die Richtigkeit dieser Ansicht, denn
die multiplen Blutungen und Nekrosen sind Veränderungen, welche wir
nicht selten bei Krankheitsprocessen von sicher infektiöser Natur be-
obachten. Die thatsächlichen Beobachtungen freilich, auf welche sich
diese Ansicht stützt, müssen nach meinem Dafürhalten als unzureichende
und ungenügende betrachtet werden, da von keinem einzigen Autor,
welcher diese Ansicht vertritt, eingehende bakteriologische Untersuchungen
angestellt worden sind. Blanc24), welcher die in Rede stehende, zuerst
von Doleris25) ausgesprochene, aber sehr bald wieder aufgegebene An-
sicht mit besonderem Eifer vertritt, konnte aus dem Urin eklamptischer
Frauen ein feines Stäbchen isoliren. Die Thatsache, dass bei Infektions-
versuchen mit diesem Bacillus die Thiere Konvulsionen bekamen, genügte
ihm, um den gefundenen Mikroorganismus als den speeifischen Erreger
der Eklampsie anzusprechen, ohne dass er sich die Mühe genommen
hätte, denselben in, Blut oder den inneren Organen, zum mindesten in
den Nieren Eklamptischer nachzuweisen.
Favre26) stellte seine bakteriologischen Untersuchungen an zwei
von eklamptischen Frauen stammenden Placenten an und isolirte aus
diesen Organen drei verschiedene Mikroorganismen. Favre glaubt, dass
jede dieser Mikroorganismenarten und wohl auch andere gelegentlich,
falls günstige Bedingungen vorhanden sind, Eklampsie zu erregen im
stände ist. Er ist der Ansicht, dass infolge einer schon vor der
Gravidität bestehenden Endometritis Mikroorganismen in die Placenta ein-
dringen, in derselben Veränderungen (weisse Infarkte) erzeugen und durch
ihr, Stoft'we.chselprodukte eine Nephritis zu erzeugen vermögen. Solange
die Niere funktionsfähig bleibt, können diese Ptomaine resp. die von der
— 30 —
Placcnta aus in das mütterliche Blut gelangten Mikroorganismen aus-
geschieden und damit unschädlich gemacht werden; ist aber die Nieren-
t'unktion hochgradig^ beeinträchtigt, so kommt es zu einer Anhäufung der
Mikroorganismen resp. der von ihnen abgesonderten Stoffwechselprodukte
im Körper und es tritt der Symptomencomplex ein, welcher unter dem
Namen der puerperalen Eklampsie bekannt ist,. Favre sucht seine An-
sicht durch Thierversuche zu stützen; denn es gelang ihm bei Versucbs-
thieren, deren Nierenfunktion durch experimentelle Eingriffe gestört war,
durch Injektion der von ihm isolirten Mikroorganismenarten krankhafte
Erscheinungen, mitunter auch Konvulsionen hervorzurufen.
Die Thierversuche Favre's, um mit diesen zu beginnen, beweisen
meiner Ansicht nach nicht das geringste, denn es ist ja eine bekannte
Thatsache, dass durch exquisit saprophytische Bakterien, z. B. durch
Proteusarten, resp. durch die von solchen Mikroben abgesonderten Stoff-
wechselprodukte, sobald sie reichlich in die Blutbahn gebracht werden,
Krankheitsbilder, die dem von Favre geschilderten gleichen, hervor-
gerufen werden können. Aber auch in anderer Hinsicht kann ich den
Ausführungen Favre's nicht folgen. Zunächst ist darauf hinzuweisen,
dass das theoretische Gebäude Favre's sich nur auf zwei bakteriologische
Untersuchungen von Placenten, also von Organen stützt, welche bei ihrem
Durchgang durch den Geburtsschlauch mit allerlei Keimen in Berührung
kommen. Fernerhin ist es in hohem Grade unwahrscheinlich, dass
so typische anatomische Veränderungen, wie wir sie bei der Eklampsie
finden, durch verschiedene Mikroorganismen hervorgerufen werden sollten.
Ich halte daher die Ansicht Favre's, dass die Eklampsie eine durch
Bakterien bedingte Ptomainämie sei, solange derselbe keine besseren Be-
weise bringt, für durchaus unbewiesen.1)
Mit Rücksicht auf die bereits oben hervorgehobene Ähnlichkeit,
welche zwischen dem von uns bei Eklamptischen erhobenen Befund und
manchen unzweifelhaft durch die Einwirkung von Mikroorganismen be-
dingten Veränderungen besteht, hielt ich es für notwendig, eingehende
bakteriologische Untersuchungen anzustellen. Dieselben durften sich nicht
nur auf dieses oder jenes Organ, welches sich gerade bei der Sektion
als am meisten erkrankt erwies, beschränken, sondern mussten auf mög-
lichst viele Organe ausgedehnt werden; denn es war ja nicht unwahr-
scheinlich, dass die an einem bestimmten parenchymatösen Organ ge-
fundenen Veränderungen nicht sowohl durch die direkte Einwirkung
eines speeifischen Mikroorganismus bedingt waren, als vielmehr durch
einen Giftstoff hervorgerufen waren, welcher von einem in einem anderen
Organ lokalisirten Mikroorganismus producirt sein konnte.
1) Neuerdings hat Gerde s (Centralbl. f. Gynäkol. u. Münchn. med. Wochenschr.)
einen Bacillus beschrieben, welchen er als Erreger der Eklampsie anspricht. Dass
dieser Bacillus aber nichts mit der Genese der uns beschäftigenden Krankheit zu thun
hat, ist ein wandsfrei von Hofmeister (Fortsein-, d. Med. 1892) nachgewiesen worden.
— 31 —
Ich habe daher bei fast allen von mir beobachteten Eklampsiefällen
möglichst alle Organe der mütterlichen und soweit es anging, auch des
kindlichen Körpers, incl. der Placenta, einer eingehenden bakteriologischen
Prüfung unterzogen; ich habe aber weder bei meinen Kulturversuchen,
bei welchen die verschiedensten Züchtungsmethoden (aerobe und anaerobe)
und die verschiedensten Nährmedien zur Verwendung kamen, noch bei
der genauesten Durchmusterung von Schnittpräparaten Mikroorganismen
gefunden, welche ich als speeifische hätte ansehen müssen. In den
Fallen, bei welchen ich ihnen in Kulturen und in Schnittpräparaten be-
gegnet bin, handelte es sich entweder um Bakterienarten , welche mit
Sicherheit als Saprophyten angesprochen werden konnten, oder aber um
eiterungserregende Mikroben, deren Anwesenheit sich unschwer aus den
bei den betreffenden Fällen in den Lungen oder in den Genitalien
bestehenden entzündlichen Veränderungen erklärte. Ich halte es nach
den negativen Resultaten, die sich bei meinen bakteriologischen Unter-
suchungen ergaben, und die sich in erfreulicher Übereinstimmung mit den
von Lubarsch angestellten befinden, für wenig wahrscheinlich, dass
Mikroorganismen bei der Genese der Eklampsie beteiligt sind. Absolut
ausschliessen möchte ich freilich die Möglichkeit nicht, weil es sich um
Mikroorganismen handeln könnte, die sich mit unseren jetzigen Methoden
nicht nachweisen lassen.
Aus den vorstehenden Betrachtungen geht hervor, dass keine der
bisher bekannten Theorien in betreff der Pathogenese der Eklampsie im
stände ist, eine befriedigende Erklärung des anatomischen Befundes
zu geben.
"Wir müssen daher untersuchen, ob sich nicht an der Hand des von
uns erhobenen Befundes Anhaltspunkte betreffs der Genese der nach-
gewiesenen Veränderungen gewinnen lassen. Wenn wir uns fragen, welche
von diesen Veränderungen als die bedeutungsvollste angesehen werden
muss, so kann es nach meinem Dafürhalten keinem Zweifel unterliegen, dass
den Gefassverstopfungen die wichtigste Rolle zugeschrieben werden muss.
Die intravitale Entstehung derselben kann keinem Zweifel unterliegen,
denn der Bau der Pfropfe ist ein solcher, wie wir ihn nur bei sicher
intravital entstandenen Gerinnungen finden. Dass die Gefässverstopfungen
als die primären Störungen angesehen werden müssen und nicht etwa
erst sekundär im Anschluss an die im Parenchym sich abspielenden
Processe entstanden sind, glaube ich daraus schliessen zu dürfen, dass
wir neben den im Bereiche der parenchymatösen Veränderungen gelegenen
Gefässverstopfungen letzteren auch an solchen Stellen begegnet sind, an
denen Veränderungen am benachbarten Gewebe entweder überhaupt noeü
nicht, oder im ersten Beginn nachweisbar waren; ferner sind aucli die
am Parenchym sich findenden Veränderungen derart, wie wir sie ge-
wöhnlich nach Gefässverstopfungen auftreten sehen.
— 32 —
Welcher Natur sind nun die von uns nachgewiesenen Gefässver-
stoplüngen? Sind sie als autochthone Thromben zu deuten, oder sind sie
auf embolischem Wege entstanden? Bei Erörterung dieser Frage müssen
die in den verschiedenen Organen gefundenen Gefässverstopfungen ge-
sondert betrachtet werden.
Für die in dem Pfortadersystem gefundenen Pfröpfe, welche in weit-
aus der Mehrzahl der Fülle die kleinen interlobulären Äste verlegten,
in zwei Fällen aber auch zu einem Verschluss des Hauptstamni es der Pfort-
ader geführt hatten, bedarf es keines Beweises, dass sie als autochthone
Thromben angesehen werden müssen, da die spärlichen in den Darmgefassen
in einigen Fällen gefundenen Venenthromben kaum zu so ausgedehnten
Fnibolien Veranlassung geben können. Was die in der Lunge gefundenen
Pfröpfe anlangt, so müssen dieselben nach meinem Dafürhalten ebenfalls
als autochthone Thromben angesprochen werden, denn im ganzen Orga-
nismus existirt kein Ort, aus dem sie in so grosser Menge, wie wir sie
gerade in diesem Organe gefunden haben, embolisch eingeschwemmt sein
konnten. Man könnte hier zwar daran denken, dass sie aus den Venen
des Genitaltraktus herstammen möchten. Diese Annahme wäre aber
höchstens für diejenigen Fälle zutreffend, bei denen der Tod post partum
eintrat, und bei denen Thromben in den Uterusvenen gefunden wurden:
für diejenigen aber, bei denen der Tod ante partum eintrat, bei denen
aber ebenfalls Gefässverstopfungen in den Lungen gefunden wurden,
nruss sie zurückgewiesen werden, weil bei denselben keine Thromben in
den Uterusvenen zu finden waren. Wenn man endlich mit Bücksicht
auf die von uns nachgewiesenen, im Gefässsystem der Lunge lokalisirten
Placentarzellenembolien die in den intervillösen Bäumen der Placenta
gefundenen Gerinnungen als Ausgangspunkt der Embolien ansehen wollte,
so ist zu bedenken, dass bei der Enge der aus den intervillösen Bäumen
hervorgehenden Venen nur sehr kleine Pfröpfe von hier aus in die Blut-
bahn gelangen können. Es könnten demnach durch dieselben nur Kapil-
laren und die kleinsten arteriellen Gefässe der Lunge verlegt werden.
Nun sind wir aber gerade in der Lunge Verstopfungen begegnet,
welche verhältnismässig grosse Arterienäste betrafen; diese als Stag-
nationsthrombosen, die sich im Anschluss an die Verstopfung der
kleinsten Gefässe entwickelt haben, zu deuten, ist nicht gut angängig,
weil in Serienschnitten ein Zusammenhang dieser Thromben mit den in
den kleinsten Gefässen befindlichen nicht nachweisbar war. Wenn dem-
nach für die in den kleinsten Lungengefässen gefundenen Verstopfungen
ein embolischer Ursprung nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen
ist, so kann ein solcher für die in den grösseren Arterienästen gefun-
denen Pfröpfe aus den eben erörterten Gründen mit Sicherheit ausge-
schlossen werden; dieselben müssen demnach als autochthone Thromben
angesprochen werden. Dass die iu den Lungen venen sich findenden
Pfröpfe an ihrem Fundorte selbst entstanden sind, bedarf keines Be-
— 33 -
weises; das Gleiche gilt für die in den Venen des Gehirns, der Niere and
des Herzens nachgewiesenen Gerinnungen. Was dagegen die in den
Kapmaren und Arterien der letztgenannten Organe sich findenden Pfropfe
anlangt, so dürfte ein grosser Teil derselben von den in den Lungen-
venen lokahsirten Pfropfen abstammen und demnach embolischen Ur-
sprungs sein, worauf ich schon oben hingewiesen habe. Besonderen
Wert möchte ich hier darauf legen, dass dieselben häufig, wie sich bei
der makroskopischen und mikroskopischen Untersuchung nachweisen
liess, der Teilungsstelle eines grösseren Gefässes reitend aufsassen.
Es erhebt sich nunmehr die Frage, welchen Ursachen verdanken
die autochthonen Thrombosen ihre Entstehung? Von einer primären
Läsion der Gefässwände, welche wir bei vielen Fällen von Gefäss-
verstopfung als Ursache von Thrombosen ansprechen müssen, können
dieselben nicht abhängig gemacht werden, da wir bei unseren Unter-
suchungen eine solche nicht haben nachweisen können. Ebenso wenig
können diese Thrombosen als marantische, von einer primären Herz-
schwäche abhängige betrachtet werden, denn wenn auch bei Eklampsie
sub finem vitae eine solche ganz entschieden beobachtet wird, so ist die-
selbe ohne Zweifel eine sekundäre und einerseits von der infolge der
multiplen Gefässverstopfungen auftretenden allgemeinen arteriellen
Anämien, andererseits von den in den Gefässen des Herzens selbst nach-
gewiesenen Gerinnungen und den infolge davon sich einstellenden de-
generativen Processen am Herzfleisch abhängig. Unter diesen Umständen
müssen wir die Ursache der Gerinnung im Blute selbst suchen.
Durch zahlreiche Experimentaluntersuchungen ist die Thatsache
erwiesen worden, dass durch Einbringung gewisser Substanzen in die
Blutbahn zahlreiche Gerinnungen im Gefässsystem erzeugt werden können.
Naunyn27) und Franken28) führten durch intravenöse Injektion von
lackfarbenem Blut, von Äther und von gallensauren Salzen ausgedehnte,
tödtliche Thrombosen im rechten Herzen, in den Lungengefässen, den
Cavis und der Pfortader und ihren Ästen herbei, Befunde, welche von
Plosz und Györgyni29) bestätigt wurden. Magendie30), Panum31),
Landois32), Ponfick33) und andere erzeugten durch intravenöse Ein-
führungen von fremdartigem Blut, Arnim Köhler34) durch Ferment-
blut, Edelberg35) und andere Schüler A. Schmidt's durch Ferment-
lösungen, Wooldridge36) durch eine im wesentlichen aus Lecithin be-
stehende Proteidsubstanz tödtliche, intravaskuläre Gerinnungen. Dasselbe
erzielte Groth37) durch Injektion von Leukocyten, Nauck38) durch
Stromata roter Blutkörperchen, Föa nnd Pellacani;!U) durch Zellen-
emulsionen der verschiedensten Organe, Hanau40) und Klebs41) durch
Leberzellen
Aus den genannten Experimentaluntersuchungen gehen aber noch
andere wichtige Thatsachen hervor. Wenn nämlich die gerinnungs-
erregenden Substanzen nicht in zu grosser Menge und unter zu hohem
Sehmorl, Eklampsie.
— 34 —
Druck tnjicirt wurden, so bildeten sich am Orte der Injektion keim- Ge-
rinnungen; dieselben cut wickelten sich vielmehr häufig in den Kapillaren
des grossen Kreislaufes und des Pfortadersystems. Ferner zeigte sich,
dass die durch l'ennentative Vorgänge bewirkten Verstopfungen der Ge-
l'ässe fast stets von Blutungen hegleitet, waren, seihst, wenn sie solche
Organe betraten, in denen erfahrungsgemäss Gefässverschlüsse, die durch
marantische Thrombose oder Embolie bewirkt werden, ohne jede Störung
ertragen werden.
Aus der menschlichen Pathologie kennt man bisher nur wenig
sichere Beispiele von fermentativer Thrombose. Zuerst wurde man aui
dieselben durch die üblen Erfahrungen, welche man bei der Trans-
fusion mit Thierblut am Menschen machte, aufmerksam. Die schweren,
sehr oft tüdtlich endenden Erscheinungen, die man nach dieser zu
therapeutischen Zwecken eingeleiteten Operation eintreten sah, mussten,
wie anatomische Untersuchungen ergaben, auf ausgedehnte intravaskuläre
Gerinnungen zurückgeführt werden, welche ihrerseits durch das bei dem
Zerfall der roten Blutkörperchen gebildete Fibrinferment oder durch
eine diesem Körper nahestehende Substanz bedingt waren. Neuerdings
haben die eingehenden Untersuchungen von Silbermann42) undWelti l3),
welche ich auf Grund eigener Untersuchungen bestätigen kann, gezeigt,
dass für den tödtlichen Ausgang, zu welchem ausgedehnte Hautver-
brennungen führen, ebenfalls multiple Gefässverstopfungen verantwortlich
gemacht werden müssen. Diese Beobachtungen zeigen jedenfalls, dass
durch äussere Einwirkungen, welche das Blut treffen, beim Menschen
Veränderungen in der Zusammensetzung desselbei. geschaffen werden
können, die intravaskuläre Gerinnungen zu veranlassen vermögen. Es
kann demnach auch, wie bereits von v. Becklinghausen44) hervor-
gehoben wird, die Möglichkeit nicht von der Hand gewiesen werden,
dass spontan sich entwickelnde Blutveränderungen oder solche, die im
Anschluss an Erkrankungen innerer Organe entstehen, Ähnliches be-
wirken. Nach meinem Dafürhalten liegt ein derartiger Fall bei der uns
hier beschäftigenden Krankheit vor, zumal die von uns nachgewiesenen
Veränderungen ganz auffällig Befunden gleichen, welche von einzelnen
Autoren an Thieren erhoben worden sind, denen behufs Erzielung intra-
vaskulärer Gerinnung Proteidsubstanzen in die Blutbahn eingeführt
worden waren. Allerdings sind bei den meisten in dieser Hinsicht an-
gestellten Versuchen derartig grosse Mengen von gerinnungserregenden
Substanzen in die Blutbahn eingespritzt worden, dass der Tod der Versuchs-
thiere unmittelbar herbeigeführt wurde, so dass es zu Veränderungen
an den von der Thrombose betroffenen Organen nicht kommen konnte.
Einzelne Autoren aber haben durch Injektion geringerer Mengen oder
durch besondere Versuchsanordnungen die Thiere längere Zeit am Leben
erhalten und Veränderungen erzielt, welche mit den von uns bei
Eklampsie gefundenen Läsionen eine geradezu frappante Übereinstimmung
— 35 —
zeigen. Von grösstem Interesse sind in dieser Hinsicht die von Franken
undNaunyn sowie besonders die von Wooldridge angestellten Ver-
?UC\e:.,+ßei Bedeutung, welche dieselben für die uns hier
beschäftigende Frage haben, sei es mir gestattet, etwas näher auf die-
selben einzugehen.
i i ,N1aunynD1und franken injicirten Katzen, Kaninchen und Hunden
lackfarbenes Blut oder Auflösung gallensaurer Salze in eine Mesenterial-
vene. Nach der Injektion trat entweder eine lokale Thrombose des
Pfortaderstammes ein, welche den Tod der Thiere rasch nach sich zog
oder aber es kam zur Thrombose kleinerer Pfortaderäste. In letzterem
Kalle nun fanden sich, wenn die Thiere nach einigen Tagen getödtet
wurden oder spontan starben, in der Leber zahlreiche Stecknadelkopf-
es über kirschkerngrosse Herde, innerhalb deren die Lebersubstanz
weich und weiss gefärbt war, und die sich an der Peripherie durch
einen intensiv rot gefärbten Saum gegen das umgebende Lebergewebe
scharf absetzten. „Auf Querschnitten die feinsten Äste der vena portarum
in den Herden von zinnoberrot gefärbten Thromben erfüllt." (Naunyn
hatte der Injektionsflüssigkeit Zinnober zugesetzt, um die Thromben
leichter nachweisen zu können.) „Bei der mikroskopischen Untersuchung
in den Herden die Leberzellen stark verfettet, an der Peripherie die
Kapillaren stark ausgedehnt und in ihnen und in ihrer Umgebung zahl-
reiche rote Blutkörperchen, die Thromben in den zuführenden Portal-
ästen fast völlig entfärbt." In einem anderen Versuch beschreibt
Franken45) die Leberveränderungen folgendermassen: „In der Leber
traten auf der Oberfläche, sowie auf dem Schnitt sehr zahlreiche gräulich
gefärbte Punkte hervor, die sich mikroskopisch als diskrete nekrobiotische
Herde höchstens von Stecknadelkopfgrösse erwiesen. In diesen Herden
finden sich vergrösserte und stark körnig getrübte Leberzellen, von denen
einzelne scharf begrenzt sind und vollkommen die Form der normalen
Leberzellen darbieten; andere lassen sich zwar auch noch deutlich als
Leberzellen erkennen, zeigen jedoch mehr oder weniger unregelmässige
Begrenzungen, wie wenn Stückchen von ihnen abgebrochen wären. Auf
Zusatz von Essigsäure lösen sich die Körnchen zum grössten Teil auf,
und die Zellen werden aufgehellt, so dass ihre früher unsichtbaren Kerne
jetzt deutlich hervortreten. An einzelnen Stellen dieser findet man nichts
mehr von erkennbaren Leberzellen, nur Kerne, isolirte und zusammen-
geballte Körnchen, ähnlich jenen, wie sie sich in den obengenannten
Leberzellen befanden, dazwischen treten auf rote Blutkörperchen, teils
gut erhalten, teils in verschiedenem Grade geschrumpft, ausserdem Lymph-
körperchen ähnliche Zellen, bald etwas reichlicher, bald sehr spärlich,
immer jedoch nur in mässiger Menge. Was die zu solchen Herden
führenden Gefässe betrifft, so ist der interlobuläre Pfortaderast stets
strotzend mit Blutkörperchen, die dicht neben einander stehen, gefüllt
und zeigt wohl auch hin und wieder infolge der Ausfüllung stärkere
3*
- 36 —
Ausbauchungen, auch die im Umkreise befindlichen Kapillaren sind von
Blutkörperchen ausgedehnt."
Wooldridge, dessen Versuche mir für die in Hede stehende Frage
von noch grösserer Bedeutung zu sein scheinen, als die von Naunyn
und Franken, benutzte bei seinen Versuchen ein wässriges Extrakt
aus der Thymus, den Hoden oder aus anderen Drüsen, welches er mit
dem Namen Gewebsfibrinogen bezeichnete. Spritzte er diesen Proteid-
stotf Kaninchen in die vena jugularis ein, so gingen diese Thiere stets
rasch an grossartigen, intravaskulären, besonders die Lunge betreffenden
Gerinnungen zu Grunde; bei Hunden jedoch war der Ausgang des
Experimentes ein verschiedener, je nachdem dieselben zur Zeit des Ver-
suches nüchtern oder in Verdauung begriffen waren. In letzterem Falle
kam gerade so wie bei Kaninchen eine ausgedehnte Thrombose der
Lungengefässe und des rechten Herzens zustande, welche]- die Thiere
rasch erlagen. Wurde das Gewebsfibrinogen dagegen nüchternen Hunden
in die Jugularis injicirt, so entwickelte sich in einzelnen Fällen und zwar
besonders, wenn grosse Quantitäten von Gewebsfibrinogen zur Verwen-
dung gekommen waren, eine Thrombose des Hauptstammes der Pfortader,
welche, da sie zu einem rapiden Herabsinken des Blutdruckes Veran-
lassung gab, häufig den Tod de]- Thiere herbeiführte. In anderen Fällen
aber überlebten die Hunde den Eingriff' und zeigten dann, wenn sie nach
einiger Zeit getödtet wurden, multiple Infarkte in der Leber, welche, wie
die mikroskopische Untersuchung ergab, auf thrombotischen Verschluss
der kleinsten interlobulären Pfortaderäste zurückgeführt werden mussten.
Diese in hohem Grade auffallenden und interessanten Versuchs-
resultate, die Wooldridge bei der Injektion seines Gewebsfibrinogens
erhielt, stehen im Gegensatz zu den von Cohnheim und Litten 4,;)
angestellten Versuchen, denen es bekanntlich nicht gelungen ist, durch
Einführung blanden Materials in die Pfortader- oder Leberarterienäste
bemerkenswerte Circulationsstörungen und Infarkte in der Leber zu er-
zielen. Nach der Ansicht Wooldridge's erklärt sich die auffallende Ver-
schiedenheit zwischen den von ihm und den von Cohnheim und
Litten erhaltenen Versuchsresultaten daraus, dass durch die Injektion
von gerinnungserregenden Substanzen neben ausgedehnten Thrombosen
eine schwere Alteration in der chemischen Zusammensetzung des
Blutes herbeigeführt wird, welche ihrerseits eine schwere Schädigung
der Gefässwände nach sich zieht. Denn einerseits ist das Blut nach der
Injektion inner- und ausserhalb des Thierkörpers völlig gerinnungsunfähig
geworden, andererseits aber erweisen sich die Gefässwände abnorm durch-
gängig für die Blutbestandteile. Es treten jetzt nach Eingriffen, welche
für gewöhnlich völlig unschädlich verlaufen, ausgedehnte Blutungen und
Ödeme auf; so entwickelt sich stets an der Zur Ausführung der Injektion
angelegten Wunde ein enormer Bluterguss. Ferner führen Unterbin-
dungen von Venen, welche unter normalen Verhältnissen ohne Schaden
— 37 —
ertragen werden, z. B. die der vcna cruralis, beim Hund multiple Blutungen
und ein ausgedehntes Ödem herbei.
Es ist unverkennbar, dass zwischen den von N au nyn -Franken
und Wooldridge experimentell erzeugten Leberveränderungen und den
bei Eklampsie sich findenden Leberläsionen eine ganz frappante Ähnlich-
keit besteht. Leider finden sich weder bei Naunyn-Franken, noch bei
Wooldridge Angaben über das Verhalten der übrigen Organe. Da nun
besonders mit Rücksicht auf die von Wooldridge festgestellte und von
Groth und Nauck bestätigte Thatsache, dass durch Injektion gerinnungs-
erregender Substanzen das Blut tiefgehende Veränderungen in seiner
chemischen Zusammensetzung erfährt, von vornherein die Annahme nicht
unwahrscheinlich war, dass auch andere Organe durch den experimen-
tellen Eingriff eine Schädigung, erfahren möchten, so hielt ich es für not-
wendig, die Wooldridge 'sehen Versuche zu wiederholen. Eine Wieder-
holung dieser Versuche schien aber noch aus mehreren anderen Gründen
wünschenswert: einmal nämlich, weil von Eberth 17) auf Grund eigener
Versuche die Versuchsresultate von Wooldridge in Zweifel gezogen
werden, ferner weil von Wooldridge genauere Angaben über das mikro-
skopische Verhalten der von ihm erzielten Leberveränderungen nicht ge-
macht werden, und endlich, weil gegen die Wooldridgc'schen Versuche
der Einwurf gemacht werden kann, dass die Leberveränderungen nicht
sowohl durch den thrombotischen Verschluss der Interlobularvenen , als
vielmehr durch Einwirkung von gleichzeitig mit in die Blutbahn einge-
spritzten Mikroorganismen bedingt gewesen seien.
Ich habe mich bei meinen Versuchen eines aus der Kalbsthymus
nach der Wooldridge'schen Vorschrift hergestellten Gewebsfibrinogens
bedient und ausschliesslich an nüchternen Hunden experimentirt, da es
mir darauf ankam, die Thiere möglichst lang am Leben zu erhalten.
Allerdings passirte es mir gleich bei dem ersten Versuch, dass das Thier,
welches ein Gewicht von 4 Kilo hatte, unmittelbar nach der Injektion von
25 cem Gewebsfibrinogen unter Aussetzen der Atmung starb. Bei der
unmittelbar nach dem Tode bei noch schlagendem Herzen vorgenommenen
Sektion zeigte es sich, dass der plötzliche Tod auf eine totale Thrombose
der Pfortader zu beziehen war. Ich hatte offenbar eine zu grosse Dosis
des Gewebsfibrinogens injicirt. Bei den folgenden Versuchen spritzte ich
o-erino-ere Quantitäten derselben Eibrinogenlösung (circa 5 cem pro Kilo
Körpergewicht) ein und erhielt die Thiere stets am Leben. Als dieselben
■H resp 48 und 72 Stunden nach der Injektion getödtet wurden, zeigte
sich bei der Sektion, dass genau den Wooldridge'schen Angaben ent-
sprechend die Leber hochgradig verändert war. Sie war sowohl auf
der Oberfläche, als auf dem Durchschnitt von zahlreichen Stecknadelkopf
b^linsengrossenHerden übersät, welche meist <^±^^
oeftrbt waren und sich scharf gegen das umgebende Lebergewebe
rbsetzten Bei der mikroskopischen Untersuchung stellte sich heraus,
- 38 -
dass es sich um anämische und hämorrhagische Nekrosen handelte, in
deren Bereich die interlobulären Venen durch hyaline und Plättchen-
thromben verschlossen waren. Ich gehe nicht näher auf die Beschreibung
des mikroskopischen Befundes ein, da ich nur dasjenige wiederholen
miisste, was ich oben von den bei Eklampsie gefundenen Leberläsionen
gesagt habe. Mikroorganismen konnten innerhalb der Leber weder durch
Kulturversuche noch bei Untersuchung von Schnittpräparaten nachge-
wiesen werden.
Was die übrigen Organe anlangt, so fanden sich in den Lungen
bei sämmtlichen Thieren Stecknadelkopf- bis erbsengrosse, teils subpleural,
teils mehr central gelegene Blutungen. Bei der mikroskopischen Unter-
suchung zeigten sich die Alveolen prall angefüllt durch abgeblasste, mit
Eosin nur schwach färbbare rote Blutkörperchen und der zu dem be-
treffenden Blutherd führende Arterienast durch einen geschichteten
Thrombus verschlossen; in den Kapillaren fanden sich hie und da hyaline
Thromben. Die Nieren waren bei der makroskopischen Betrachtung im
allgemeinen nicht wesentlich verändert, nur war ihre blasse Farbe und
eine herdweise auftretende Trübung und Verbreiterung der Binde auf-
fallend. Bei einem Thiere traten an der Oberfläche vereinzelte Blutungen,
bei einem anderen in der Kinde zwei erbsengrosse anämische Infarkte
hervor. Die Harnblase des nach 24 Stunden getödteten Hundes enthielt
eine geringe Menge bräunlichgelb gefärbten Urins, in welchem sehr
reichlich Eiweiss und Methämoglobin nachweisbar war, welch' letzteres
bereits von Wooldridge bei einem Versuch im Urin gefunden worden
ist. An morphotischen Bestandteilen fanden sich spärliche weisse und
rote Blutkörperchen, sowie ziemlich zahlreiche hyaline Cylinder. Der der
Harnblase der später getödteten Thiere entnommene Harn war weniger
stark eiweisshaltig, enthielt spärliche Cylinder und war frei von Methä-
moglobin.
Bei der mikroskopischen Untersuchung der Nieren, welche sowohl
an frischen, als auch an in verschiedenen Fixirungsgemischen gehärteten
Stücken vorgenommen wurde, zeigten sich ziemlich ausgedehnte, aber
exquisit herdförmige Veränderungen am Epithel der gewundenen Harn-
kanälchen und der Henle'schen Schleifen. Dasselbe war teils intensiv
getrübt und geschwollen, Hess aber bei Zusatz von Essigsäure noch gut
erhaltene Kerne erkennen, teils aber war es kernlos, in trübe, stark auf-
gequollene Schollen verwandelt, also völlig nekrotisch. Im Lumen der
Harnkanälcheu lagen feinkörnige Eiweissniederschläge, hyaline Cylinder
und hie und da reichliche rote Blutkörperchen. An den Glomerulis waren
keine auffälligen Veränderungen erkennbar; dass dieselben aber trotzdem
nicht normal funktionirt hatten, ging mit Sicherheit daraus hervor, dass
im Kapselraum ein feinkörniges Exsudat erkennbar war. Das interstitielle
Gewebe war mit Ausnahme spärlicher, wenig umfänglicher Blutungen
intakt; ebenso Hessen die grösseren Gefässe keine Veränderungen erkennen.
— 39 —
die Kapillaren waren mössig gefüllt und enthielten ganz vereinzelte hyaline
Thromben.
Es ist klar, dass die schweren Veränderungen, welche die oben be-
sprochenen Organe darboten, nicht von den spärlichen Kapillarthromben
abhängig gemacht werden können; da auch sonst greifbare Ursachen,
auf welche dieselben zurückgeführt werden könnten, nicht nachweisbar
waren, so bleibt mir die Annahme übrig, dass dieselben durch die in-
folge der Fibrinogeninjektion herbeigeführte Blutveränderungen bedingt
gewesen sind.
Das Gehirn und das Herz erwiesen sich in allen Fällen intakt;
im Pankreas fanden sich ganz vereinzelte Blutungen, welche um kleine
thrombosirte Gefässe herumlagen: im Magen bestanden in einem Falle
(Tod nach 24 Stunden) spärliche hämorrhagische Erosionen.
Unsere Versuche bestätigen demnach die Annahme von Wooldridge
vollständig; andererseits aber zeigen sie, dass nicht nur die Leber,
sondern auch andere Organe durch Injektion von Gewebsfibrinogen ge-
schädigt werden.
Es kann nicht geleugnet werden, dass die an unseren Versuchstieren
erhobenen Befunde eine auffallende Ähnlichkeit mit den Veränderungen
zeigen, welche wir bei den von uns untersuchten Eklampsiefällcn nach-
weisen konnten. Bei den Versuchstieren mussten die Veränderungen von
der Einwirkung einer gerinnungserregenden Substanz auf das Blut ab-
hängig gemacht werden. Da wir nun bei unseren Eklampsiefällen Gefäss-
verstopfungen gefunden haben, welche, wie wir oben zeigten, nur unter
der Annahme erklärt werden können, dass auf das Blut gerinnungs-
erregende Substanzen eingewirkt haben, so scheint es mir nicht unwahr-
scheinlich, dass die von uns bei Rklampsie gefundenen Organveränderungen
in ihrer Genese mit den experimentell bei Thieren erzeugten Läsionen
auf gleiche Stufe gesetzt werden müssen, dass sie demnach von einer
Blutveränderung abhängig zu machen sind, welche ihrerseits die Folge
einer Intoxikation mit gerinnungserregenden Substanzen ist, Diese Substanz
muss im stände sein, die zwischen mütterlichem und kindlichem Organis-
mus aufgerichtete Scheidewand zu durchdringen, denn im kindlichen Orga-
nismus haben wir ja in mehreren Fällen die gleichen Veränderungen
gefunden wie in dem der Mutter.
Diese Auffassung giebt uns eine befriedigende, auf einheitlicher
Grundlage ruhende Erklärung sämmtlicher von uns und anderen Autoren
gefundenen Veränderungen, welche bisher der Deutung ausserordentliche
Schwierigkeiten bereitet haben
Es erhebt sich nunmehr die Frage, woher stammt bei Eklampsie
der die Gerinnungen hervorrufende Körper? Dass derselbe infektiösen
Ursprungs und von aussen in den Körper eingedrungen sein sollte,
ist nach dem, was ich oben gesagt habe, wenig walirscheinhc i. Klebs,
welcher, wie oben erwähnt, bei zwei von ihm beobachteten Eklampsie-
40
fällen ebenfalls multiple Uefässverstopfungen nachweisen konnte, ist der
Ansicht, dass aus den Zerfallsprodukten der in die mütterliche Blutbahn
eingeschwemmten Leberzellen ein gerinnungserregender Körper gebildet
wird. Dieser Ansicht kann ich nicht beipflichten, denn nach unseren
Untersuchungen ist der Eintritt dieser Zellen lediglich ein sekundärer
Process und von den in der Leber infolge der Gefässverstopfungen ein-
tretenden Blutungen abhängig. Diese Zellen können demnach für die
Entstehung der uns hier beschäftigenden Thrombosen nur eine unter-
geordnete Bedeutung haben.
Da es nach unseren Untersuchungen keinem Zweifel unterliegen
kann, dass bei Eklampsie Placentarzellen in die mütterliche Blutbahn
gelangen, da es ferner nach den von uns angestellten Kontroiunter-
suchungen in hohem Grade wahrscheinlich ist, dass der massenhafte
Eintritt von diesen Zellen in die mütterliche Blutbahn ein für Eklampsie
eigentümliches Vorkommnis darstellt, so möchte ich die Vermutung aus-
sprechen, dass vielleicht in der Placenta der Ursprungsort der gerin-
nungserregenden Substanz zu suchen ist. Hier sind nun wieder zwei
Möglichkeiten gegeben: entweder stammt diese Substanz aus den Zerfalls-
produkten der in die Blutbahn eingetretenen Placentarzellen, oder von
abnormen infolge von Placentarerkrankungen gebildeten Stoffwechsel-
produkten.
Was die erste Möglichkeit anlangt, so muss zunächst darauf hin-
gewiesen werden, dass, wie bereits oben erwähnt, absterbende Zellen
unzweifelhaft Substanzen bilden, die nicht nur extravaskuläre, sondern
auch intravaskuläre Gerinnungen zu veranlassen vermögen. Denn aus
den Untersuchungen von F ö a und Pellacani, von Groth, Hanau, Klebs
und anderen Autoren geht mit Sicherheit hervor, dass, wenn Aufschwem-
mungen von Parenchymzellen in die Blutbahn injicirt werden, ausgedehnte
intravaskuläre Gerinnungen auftreten.
Obgleich es mir von vornherein nicht zweifelhaft war, dass
Aufschwemmungen von Placentarzellen eine gleiche Wirkung wie die
von den erwähnten Autoren benutzten Zellenemulsionen haben würden,
so hielt ich es doch mit Bücksicht auf die Wichtigkeit der in Rede
stehenden Frage für notwendig, den thatsächlichen Beweis für diese An-
nahme zu erbringen. Zu diesem Behufe habe ich folgende Versuche
angestellt:
1. Am 23. VI. wird ein trächtiges Kaninchen durch Verbluten ge-
tödtet. Die acht Placenten werden auf einer Fleischhackmaschine zer-
kleinert, mit warmer 0,6proc. Kochsalzlösung verrieben und die Auf-
schwemmung durch ein feines Mulltuch filtrirt. Von derselben werden
einem Kaninchen 8 cem langsam und unter ganz geringem Druck
in die Ohrvene injicirt. Kurz nach der Injektion bekommt das Thier
mehrere Krampfanfälle und sinkt todt zusammen. Die Sektion wird
unmittelbar nach dem Aufhören der Respiration vorgenommen. Das
41
i , rrrh 2 f^T^^? U0Cl1 hl unr^lmäsSigen Kontraktionen,
"e^tnk «nd Vorhof stark ausgedehnt, durch ein dunkel
lotes, die Hohle vollständig erfüllendes, weiches Gerinnsel, welches sich
m die Hauptäste der arteria pulmonalis fortsetzt, ausgefüllt. In den
übrigen Gefässen dunkelrotes, flüssiges Blut.
« , ^ y°^derseibenpiacentaraufschwemmung
welches 3 Tage gehungert hat, 8 ccm in die vena jugularis eingespritzt
Fünf Minuten nach der Injektion treten Konvulsionen ein, unter denen
das Thier zu Grunde geht. Das rechte Herz und die grösseren mit der
Schere verfolgbaren Äste der Lungenarterie leer. Dagegen findet sich
ein vollständiger Verschluss der vena portae durch einen weichen,
dunkelrot gefärbten Pfropf von ihrer Wurzel im Mesenterium bis an die
mittelstarken Verzweigungen in der Leber. . Derselbe besteht, wie die
mikroskopische Untersuchung ergiebt, aus feinkörnigen Massen, feinen
Fibrinfäden, zahlreichen roten und spärlichen weissen Blutkörperchen.
In vereinzelten, feinen Lungengefässen finden sich bei der mikroskopischen
Untersuchung Blutplättchenthromben.
3. Am I.Juli werden einem trächtigen Kaninchen, welches 24 Stunden
gehungert hatte, 6 ccm einer frisch bereiteten Placentarzellenemulsion
in die vena jugularis injicirt. Das Thier übersteht die Operation gut
und ist nach derselben völlig munter. Am 4. VII. bringt es vier, noch
nicht ausgetragene Junge zur Welt, von denen zwei bereits bei der
Geburt todt sind, die beiden anderen aber nach circa 2 Stunden starben.
Leider war ich nicht in der Lage, die neugeborenen Thiere zu untersuchen,
da dieselben von dem Diener, dem die Besorgung der Thiere oblag, be-
seitigt worden waren. Am 5. VII. wird das Mutterthier durch Verbluten
getödtet. An den inneren Organen finden sich keine Veränderungen.
Nur in einem Hauptaste der Pfortader findet sich ein geschrumpftes,
rötlichweiss gefärbtes Gerinnsel, welches der Gefässwand ziemlich fest
anhaftet, das Lumen aber nicht völlig verlegt.
1. Am 27. VI. wird einem kleinen d% Kilo schweren nüchternen
Hund von einer Placentarzellenemulsion (selbstverständlich stammten
die dazu benutzten Placenten von einer Hündin) 25 ccm in die vena
jugularis injicirt. Der Hund bekommt während der Injektion und kurz nach
ihr Konvulsionen, erholt sich aber sehr rasch und zeigt in den nächsten
Tagen keine Störungen in seinem Befinden. Er wird nach 5 Tagen ge-
tödtet. Bei der Sektion bemerkt man nur in der Leber Veränderungen
und zwar vereinzelte, teils rötlichbraun, teils gelblichweiss gefärbte,
stecknadelkopfgrosse Herde, in deren Bereich das Lebergewebe nekrotisch
ist, und die Interlobularvenen mit hyalinen Thromben verschlossen sind.
Wenn nun auch aus diesen Versuchen mit Sicherheit hervorgeht,
dass die Placentarzellen bei Injektion in die Blutbahn gerinnungserregende
Eigenschaften entfalten, so darf nach meinem Dafürhalten daraus noch
nicht gefolgert werden, dass bei Eklamptischen diese Zellen die gleiche
12
Wirkung hervorrufen. Denn die Bedingungen, unter denen unsere Ver-
suche angestellt wurden, entsprechen offenbar nur annähernd den bei
Eklampsie vorhandenen Verhältnissen. Da aber kaum eine Versuchsan-
ordnung gefunden werden dürfte, welche in jeder Hinsicht den Verhält-
nissen, wie sie bei eklamptischen Frauen vorliegen, entspricht, so müssen
wir uns, wie in vielen Fällen, mit einer annähernden Ähnlichkeit be-
gnügen. Es können daher unsere Versuche nicht als direkter Beweis
für die Richtigkeit unserer Annahme, sondern nur als Stütze derselben
angesehen werden.
Was nun die zweite Möglichkeit anlangt, dass abnorme, in der
Placeuta gebildete Stoffwechsclprodukte die Ursache der von uns sup-
ponirten Blutveränderungen sein möchten, so kann ich zur Stütze meiner
Vermutung nur die Thatsache anführen, dass ich in denjenigen Fällen,
bei denen die Placenta meiner Untersuchung zugängig war, stets Ver-
änderungen in derselben habe nachweisen können. Näheres über diese
Stoffwechselprodukte zu sagen, erscheint mir bei dem jetzigen Stande
unseres Wissens, wo uns die normalen in der Placenta sich vollziehenden
Stoffwechselvorgänge noch völlig unbekannt sind, unmöglich. Ebenso
wenig bin ich in der Lage, in betreff' der ihrer Bildung zu Grunde
liegenden Veränderungen Angaben in der Hinsicht zumachen, ob es sich
dabei um speeifische Veränderungen handelt, da ich ausgedehntere Kon-
troluntcrsuchungen bis jetzt nicht angestellt habe. Soweit meine Er-
fahrungen, die ich teils auf Grund eigener Untersuchungen, teils aus
Angaben in der Litteratur gesammelt habe, reichen, kommen ähnliche
Veränderungen auch in Placenten nicht eklamptischer Frauen und zwar
ganz vorwiegend solcher, welche an Albuminurie während der Schwanger-
schaft gelitten haben, vor. Aus dem Umstand, dass diese Placentar-
veränderungen, die Avir bei Eklampsie gefunden haben, auch bei nicht
eklamptischen Frauen beobachtet worden, darf meines Erachtens nicht ge-
schlossen werden, dass diese Veränderungen nicht an der Bildung der die
Blutveränderung bedingenden Stoffe beteiligt sind. Denn es ist hier zu
berücksichtigen, dass für den Erfolg, den das Eindringen von gerinnungs-
erregenden Substanzen nach sich zieht, verschiedene Momente massgebend
sind. Wie aus den an Thieren mit gerinnungserregenden Stoffen ange-
stellten Experimentaluntersuchungen hervorgeht, ist für die Wirkung,
die man erzielt, einmal die Blutbeschaft'enheit zur Zeit der Injektion,
andererseits aber ganz besonders die Menge der betreffenden Stoffe mass-
gebend. Nur wenn grössere Quantitäten auf einmal in die Blutbahn gelan-
gen, treten ausgedehnte Gerinnungen ein, während geringe Mengen, selbst
wenn sie in kurzen Pausen mfundirt werden, im Thierkörper unschädlich
gemacht werden, wobei freilich — worüber Untersuchungen bis jetzt noch
ausstehen — , bestimmte Organe, und zwar vielleicht die mit der Aus-
scheidung betrauten, Leber und Nieren, geschädigt werden könnten. Es
ist demnach denkbar, dass, um auf die uns hier beschäftigende Frage
— 43 —
zurückzukommen, an sich gleichartige Placentarveränderungen (loch von
verschiedener Wirkung sein können, je nach der Blutbeschaffenheit der
betreffenden Graviden, und je nachdem die infolge der Placentarerkran-
kung entstehenden schädlichen Stoffe in geringerer oder grösserer Menge
in die Blutbahn gelangen. Einer experimentellen Prüfung ist die hier
ausgesprochene Vermutung nicht zugängig, da wir keine Mittel kennen,
Placentarerkrankungen bei Thieren künstlich zu erzeugen. Der Zufall
hat mir aber eine Beobachtung in die Hand gespielt, welche sich jeden-
falls zu Gunsten der hier ausgesprochenen Vermutung deuten lässt.
Am 21. IX. 1891 meldete mir der mit der Wartung der Versuchsthiere
beauftragte Diener, dass ein trächtiges Kaninchen seit dem vorhergehenden
Abend von heftigen, anfallsweise auftretenden Krämpfen befallen sei.
Bei der Besichtigung des Thicres lag dasselbe schwer atmend, völlig
reaktionslos auf der Seite und zeigte von Zeit zu Zeit die heftigsten
klonischen Krämpfe, welche sich in Pausen von y4 bis l/2 Stunden
wiederholten und im Laufe des Vormittags den Tod herbeiführten. Bei
der unmittelbar p. m. vorgenommenen Sektion ergab sich ein überaus
überraschender Befund, welcher bis in die kleinsten Details mit den bei
unseren Eklampsiefällen erhobenen übereinstimmte. Die Leber war übersät
von zahlreichen, Stecknadelkopf- bis linsengrossen, teils gelblichweiss,
teils dunkelrot gefärbten, scharf umgrenzten Herden, welche sowohl auf
der Oberfläche, als auch auf der Schnittfläche des Organs deutlich her-
vortraten. Bei der mikroskopischen Untersuchung stellte es sich heraus,
dass es sich teils um anämische, teils um hämorrhagische Nekrosen han-
delte, welche in der Umgebung des interlobulären Bindegewebes lagen
und sich an thrombosirte Interlobularvenen anlehnten. Die Nieren
waren etwas vergrössert, succulent, graugelblich gefärbt und liessen
in der verbreiterten, stark getrübten Kinde ganz vereinzelte Blutungen,
sowie feine weisse, opake Streifen erkennen. In der rechten Niere fand
sich ein kleiner, blasser Infarkt, Bei der mikroskopischen Untersuchung
zeigte sich teils eine starke Trübung, teils aber eine völlige Nekrose
des Epithels der gewundenen Kanälchen und der Henle'schen Schleifen:
daneben fand sich an den Epithelien der letzteren eine allerdings nur
wenig ausgedehnte Verkalkung; in den Kanälchen reichliche Eiweiss-
niederschläge und hyaline Cylinder. Die Glomeruli grösstenteils intakt,
nur hie und da eine geringe Epitlieldesquamation und hyaline Thromben
in den Schlingen. In den Kapillaren der Rinde ausgedehnte Stasen und
spärliche hyaline Thromben; in den kleineren Arterien ganz vereinzelte
teils wandständige, teils obturirende Plättchenthromben. Die Blutungen
lagen teils im interstitiellen Gewebe, teils im Lumen der Harnkanälchen.
An den Lungen zahlreiche punktförmige bis erbsengrosse Blutungen.
Bei der mikroskopischen rntersuchung fanden sich zahlreiche Kapillaren
und spärliche Arterien durch hyaline Thromben verschlossen, daneben,
allerdings äusserst spärlich, in den Kapillaren Riesenzellen.
— 44 —
In der Rinde und den Centralganglien des Gehirns, welches ziem-
lich stark ödematös war, spärliche punktförmige Blutungen, welche auf
Thrombose kleiner Gelasse zu beziehen waren.
Milz klein. Pankreas intakt.
Im Uterus fanden sich G Föten, von denen 3 frisch abgestorben,
die übrigen 3 macerirt waren. Die Placenta der letzteren von normaler
Grösse, aber von zahlreichen gclbweissen, stecknadelkopfgrossen Herden
durchsetzt . welche bei der mikroskopischen Untersuchung sich als
Nekrosen erwiesen. Leider habe ich eine mikroskopische Untersuchung
der Föten nicht vornehmen können, da dieselben aus Versehen wegge-
worfen worden waren. Aus sämmtlichen Organen wurden unmittelbar nach
der Sektion Kulturen auf Gelatine, Agar und Blutserum angelegt; die-
selben blieben aber vollständig steril. Auch durch die mikroskopische
l ntersuchung konnten keine Bakterien in den inneren Organen nach-
gewiesen werden.
Der in diesem Falle beobachtete Krankheitsverlauf und anatomische
Befund ist genau derselbe, wie wir ihm beider menschlichen Eklampsie
begegnet sind. In den Handbüchern der Veterinärheilkunde habe ich
allerdings keine Bemerkungen über das Vorkommen von Eklampsie bei
Kaninchen gefunden, wohl aber wurde mir von mehreren Kaninchen-
züchtern mitgeteilt, dass trächtige Kaninchen mitunter am Ende der
Schwangerschaft unter Krampfanfällen zu Grunde gehen. Wenn nun
auch vielleicht bei einem Teil dieser Thiere die Krampfanfälle auf die
Einwirkung von Mikroorganismen zu beziehen sind, so ist doch bei einem
anderen nicht ausgeschlossen, dass es sich dabei um einen der menschli-
chen Eklampsie analogen Process handelt. Nach meinem Dafürhalten
gehört der von mir beobachtete Fall, bei dem die Einwirkung von
Mikroorganismen ausgeschlossen ist, der letztgenannten Kategorie an.
In hohem Grade interessant ist dieser Fall dadurch, dass sich bei ihm
in drei Placenten ausgedehnte Veränderungen und in der Lunge Placentar-
zellenembolien fanden, welche ich bei einem anderen, unmittelbar nach
beendigter Geburt getödteten Kaninchen nicht habe nachweisen können.
Jedenfalls sprechen diese Befunde, wenngleich ich dieser bis jetzt ver-
einzelt dastehenden Beobachtung keine allzu grosse Bedeutung zu-
zumessen geneigt bin, zu Gunsten der von uns betreffs der Pathogenese
der Eklampsie ausgesprochenen Hypothese und, da nur ganz spärliche
Placentarzellen in der Lunge gefunden wurden, besonders für die Ver-
mutung, dass durch einen in der Placenta infolge krankhafter Verän-
derungen gebildeten Stoff die von uns supponirte Blutveränderung
geschaffen wird.
Ob diese Vermutung sich aufrecht erhalten lassen wird, darüber
werden weitere Untersuchungen zu entscheiden haben, das meinen Be-
obachtungen zu Grunde liegende Material ist zur Entscheidung dieser
Frage noch zu klein; es ergiebt sich aber aus unseren Befunden die
— 45 —
Forderung, bei Eklamptischen den Placenten grössere Beachtung als
bisher zu schenken. Grundbedingung freilich zur Erzielung sicherer
Resultate wurde ein vollständigere Kenntnis der Physiologie und Pa-
thologie der Placenta sein.
Die von uns hier in betreff der Pathogenese der Eklampsie ent-
wickelte Iheorie hat jedenfalls vor allen übrigen bisher aufgestellten
Hypothesen den Vorzug, dass sie alle ■ anatomischen Befunde aus einem
Punkte ableitet, für welchen in dem Nachweis der Placentarzellenembolie
eine thatsächliche Grundlage gegeben ist; zweitens aber, dass von ihr aus
die inneren Beziehungen zwischen Eklampsie und Schwangerschaft resp
Entbindung verständlich werden. In bezug auf den letzten Punkt möchte
ich noch hervorheben, dass alle diejenigen Momente, welche stärkere
Uteruskontraktionen und damit eine reichlichere Durchströmiing der
Placenta mit Blut auslösen (Geburt, psychische Einwirkungen u. s. w.),
die von letzterer ausgehenden Blut Veränderungen begünstigen müssen.
Es erhebt sich nun endlich noch die Frage: Lassen sich die durch
die klinischen Beobachtungen festgestellten Thatsachen betreffs der Ek-
lampsie mit unserer Hypothese in Einklang bringen? Dass der klinische
Symptomenkomplex durch die von uns nachgewiesenen Veränderungen
völlig seine Erklärung findet, liegt auf der Hand, so dass ich nicht näher
darauf einzugehen brauche. Nur betreffs der schweren nervösen Er-
scheinungen möchte ich darauf hinweisen, dass für dieselben nicht allein
die am Gehirn selbst nachgewiesenen Läsionen, welche in einigen Fällen
wenig ausgedehnt und wenig zahlreich waren, verantwortlich gemacht werden
müssen; nach meinem Dafürhalten müssen wir zur Erklärung derselben
noch anderweitige Momente heranziehen. Besonders bedeutungsvoll er-
scheinen mir in dieser Hinsicht die von uns nachgewiesenen Nieren- und
Leberveränderungen; denn es sind infolge derselben Funktionsstörungen
dieser Organe unausbleiblich, welche zur Retention von schädlichen, zur
Ausscheidung bestimmten Stoffen Veranlassung geben, die ihrerseits nicht
gleichgültig für die Funktion eines so empfindlichen Organs, wie es das
Gehirn darstellt, sein werden. Ferner ist aber auch zu bedenken, dass
infolge der multiplen Gefässverstopfungen eine arterielle Anämie ein-
treten muss. Von besonderer Bedeutung sind hier die in den Lungen-
gefässen gefundenen Gerinnungen, weil sie der Entleerung des rechten
Herzens abnorme Widerstände entgegensetzen, welche stromaufwärts eine
bedeutende Stauung, wie sie uns in der enormen Füllung der grossen
Unterleibsvenen (venae spermat., uterinae u. vena cava) bei Eklamptischen
vor Augen tritt, stromabwärts eine hochgradige Anämie erzeugen werden.
Mit der von uns vertretenen Hypothese lassen sich endlich die durch
die klinische Beobachtung festgestellten Erfahrungstatsachen gut in
Einklang bringen.
Es ist schon seit längerer Zeit bekannt, dass besonders diejenigen
Frauen zur Eklampsie disponirt sind, welche während der Schwanger-
46
schaft an Albuminurie gelitten haben. Diese Thatsache wird uns verständ-
lich, wenn wir berücksichtigen, dass, wie die Untersuchungen Fehling's4*),
Wiedow's und anderer Autoren gezeigt haben, bei Schwangerschafts-
albuminurie ausserordentlich häufig Placentarerkrankungen gefunden
werden, in welchen, nach dem oben Gesagten, höchst wahrscheinlich die
Quelle der von uns supponirten Blutveränderung zu suchen ist. Man
hat weiterhin beobachtet, dass Primiparc häufiger an Eklampsie er-
kranken, als Multipare. Da nun durch statistische Untersuchungen er-
wiesen ist, dass Primipare häufiger an Albuminurie leiden als Mehr-
gebärende, so dürfen wir mit Zugrundelegung der oben erwähnten
Untersuchungen Wiedow's und Fehling's, ohne die Grenzen erlaubter
Hypothesen zu überschreiten, die Annahme machen, dass bei denselben
auch häufiger Placentarerkrankungen vorliegen werden, als bei Multi-
paren. Ferner aber müssen wir berücksichtigen, dass bei Erstgebärenden
die Geburt protrahirter zu verlaufen pflegt, als bei Multiparen, wodurch,
falls Placentarerkrankungen vorliegen, Gelegenheit gegeben wird, dass
grosse Quantitäten der die Blutveränderung bedingenden Substanzen,
seien es Zellen, seien es gelöste Stoffe, in die mütterliche Blutbahn ge-
langen können.
Weiterhin hat die Erfahrung gelehrt, dass die Eklampsie in der
Mehrzahl der Fälle sistirt, sobald die Geburt beendet ist. Auch hierfür
giebt uns unsere Hypothese eine befriedigende Erklärung: mit Beendigung
der Geburt ist dasjenige Organ, welches wir als den eigentlichen Krank-
heitsherd betrachten, aus dem Körper entfernt. Der Ausgang, den der
Krankheitsprocess schliesslich nimmt, ob Genesung oder Exitus, wird le-
diglich von der Ausdehnung und Lokalisation der anatomischen Ver-
änderungen und diese wieder von der Menge der in die Blutbahn ge-
langten, gerinnungserregenden Substanzen abhängig sein. Bei grossen
Mengen werden sich so schwere und so ausgedehnte Veränderungen ein-
stellen, dass, selbst wenn der eigentliche Krankheitsherd entfernt ist,
damit der Fortbestand des Lebens nicht vereinbar ist. Bei Fällen aber,
bei denen nur geringe Mengen der gerinnungserregenden Substanz in die
mütterliche Blutbahn gelangen und infolge dessen weniger ausgedehnte
Veränderungen eintreten, wird Genesung erfolgen können, zumal die Ge-
rinnungen im allgemeinen einen lockeren Bau zeigen und deshalb bei
kräftiger Herzaktion leicht aufgelöst werden können. Dass thatsächlich bei
den in Genesung ausgehenden Fällen die gleichen Veränderungen vor-
kommen, wie bei den tödtlich endenden Eklampsien, glaube ich aus einer
Beobachtung schliessen zu dürfen, wo bei einer an Typhus abdominalis ver-
storbenen Frau, die nachweislich drei Jahre vor ihrem Tode eine schwere
Eklampsie überstanden hatte, Residuen eklamptischer Leberveränderungen
in Form feiner, an der Oberfläche und auf dem Durchschnitt hervor-
tretender Narben, sowie feine Infarktnarben in den Nieren und circumscripte
braungclbc Pigmcntirungen der weichen Hirnhäute nachweisbar waren.
— 47 —
Es erhebt sich nun endlich noch die Frage: Lassen sich die erst
im Puerperium ausbrechenden Eklampsien durch die von uns vertretene
Hypothese erklären?
Ich glaube, auch diese Frage bejahen zu können. Es ist eine be-
kannte Thatsache, dass die weitaus grösstc Mehrzahl der Puerperal-
eklampsien am ersten oder zweiten Tage des Wochenbetts ausbricht.
Hier sind zwei Möglichkeiten gegeben. Einmal können Piacentarreste
im Uterus zurückgeblieben sein, von denen aus, seien es zellige Bestand,
teile, seien es gelöste Stoffe, in die Blutbahn eindringen und die von uns
supponirte Blutveränderung herbeiführen. Dass thatsächlich von Piacentar-
resten Bestandteile in die mütterliche Blutbahn gelangen können, geht
mit absoluter Sicherheit aus einem der von mir beobachteten Eklampsie-
fällc (Nr. 16) hervor. Hier hatten die eklamptischen Anfälle nach der
Geburt sistirt, und die betreffende Frau hatte sich bereits wieder
leidlich erholt, als am fünften Tage des Wochenbettes von neuem
Krämpfe eintraten, welchen die Frau erlag. Bei der Sektion zeigten sich
neben sicher älteren Veränderungen in der Leber ganz frische hämor-
rhagische Herde, ferner fand sich im Uterus ein fast hühnereigrosser,
der Uteruswand fest anhaftender Piacentarrest. Bei der mikroskopischen
Untersuchung der Lungen konnten nun nicht nur in den Kapillaren,
sondern auch in grösseren, nicht thrombosirten Arterienästen gut erhaltene
placentare Riesenzellen nachgewiesen werden. Der Umstand, dass diese
Zellen in grösseren, nicht thrombosirten Gefässen gefunden wurden,
lässt sich nicht anders deuten, als dass diese Zellen erst kurz vor dem
Tode eingeschwemmt worden sind. Es sind demnach in diesem Falle
sicherlich erst im Puerperium von dem Piacentarrest Bestandteile in die
Blutbahn gelangt.
Aber selbst, wenn bei anderen Fällen von Puerperaleklampsie Pia-
centarreste sich nicht finden lassen sollten, so würde damit die von uns
vertretene Anschauung nicht hinfällig werden; denn es ist ja nicht un-
wahrscheinlich, dass die Symptome der Eklampsie sich nicht unmittel-
bar an die durch die Invasion von Placentarbestandteilen bedingte Blut-
veränderuug, besonders wenn jene nicht in allzu grosser Menge in die
Blutbahn gelangen, anzuschliessen brauchen, sondern erst infolge der be-
schriebenen Organ Veränderungen, insbesondere die der Leber und Nieren,
auf deren Bedeutung bezüglich der schweren nervösen Symptome ich be-
reits oben hingewiesen habe, auftreten. Es ist demnach möglich, dass ante
partum entstandene Organläsionen sich erst post partum klinisch bemerk-
bar machen. Der leichte Verlauf, den für gewöhnlich die Puerperal-
eklampsien nehmen, würde sowohl unter der letzterwähnten Annahme,
als auch unter der Annahme von retinirten Piacentarresten verständlich
werden, da es sich in beiden Fällen um das Eindringen von geringen
Mengen der schädlichen Substanz handelt.
Was nun die erst mehrere Tage, ja Wochen nach der Entbindung
— 48 -
auftretenden Eklampsien anbetrifft, so gestehe icli offen, dass diese durch
die von mir aufgestellte Hypothese nicht erklärt werden können. Ich
möchte aber hier die Frage aufwerfen, ob diese Fälle überhaupt mit den
in der Schwangerschaft, resp. während der Geburt und kurz nach der-
selben auftretenden Kklampsien auf gleiche Stufe gestellt werden können,
ja ich möchte diese Frage noch allgemeiner fassen und fragen, ob die
klinischen, unter der Diagnose Eklampsie zusammengefassten Krankheits-
processe ihrem Wesen nach gleichartig sind. Dies ist sicherlich nicht
der Fall, denn die Eklampsie ist ein rein symptomatischer Begriff, unter
dem verschiedene mit Konvulsionen einhergehende Krankheitsprocesse
zusammengefasst werden. Klinisch werden sich bei dem jetzigen Stande
unseres Wissens diese Krankheitsprocesse nicht auseinanderhalten lassen,
insbesondere dürfte es schwer, ja in vielen Fällen sogar überhaupt un-
möglich sein, urämische Krämpfe, welche ganz unzweifelhaft Schwangere,
Gebärende und Puerpere ebenso wie andere Individuen, sobald sie an
einer Nierenerkrankung leiden, befallen können, von nicht urämischen,
im engeren Sinne eklamptischen Krämpfen zu trennen. Pathologisch-
anatomisch aber ist nach meinem Dafürhalten durch die von uns und
anderen Autoren gefundenen Thatsachen eine Grundlage geschaffen, auf
der sich eine bestimmte Anzahl und nach meiner Ansicht sicher die Mehr-
zahl der Fälle von dem grossen allgemeinen Krankheitsbild abgrenzen
lassen wird. Der Zukunft muss es vorbehalten bleiben, auch klinisch
bestimmte Unterscheidungsmerkmale zu finden und aufzustellen.
Bericht über die beobachteten Fälle.
Das den vorstehenden Untersuchungen zu Grunde liegende Material
entstammt mit Ausnahme von zwei Fällen dem hiesigen Entbindungs-
institut. Herrn Prof. Dr. Zweifel bin ich für die liebenswürdige
Überlassung der Krankengeschichten zu grossem Danke verpflichtet. Die
Sektionen wurden fast sämmtlich von mir persönlich ausgeführt.
Bezüglich der mikroskopischen Untersuchungen möchte ich bemerken
dass dieselben sowohl an frischen, als auch an gehärteten Präparaten an-
gestellt wurden. Als Härtungs- resp. Fixirungsflüssigkeit dienten Alkohol-
Müller'sche Lösung, Flemming'sches Säuregemisch und Sublimat. Be-
sonders das letztere hat mir ausgezeichnete Kesultate geliefert, denn ge-
rade an den mit Sublimat fixirten Präparaten traten die Plättchen- und
hyalinen Thromben in grosser Deutlichkeit und Klarheit hervor. Die
mit den verschiedenen Härtungs- resp. Fixirungsmitteln behandelten
Präparate wurden in Paraffin eingebettet. Zur Färbung dienten haupt-
sächlich Hämatoxylin und Eosin, doch wurden auch andere Färbemethoden
(Carmin, Saffranin, Nigrosin u. s. w.) in Anwendung gebracht.
Bei der bakteriologischen Untersuchung wurden, soweit angängig,
aerobe und anaerobe Kulturen angelegt. Als Nährsubstrate dienten
Gelatine, Agar und Blutserum vom Menschen und Hammel.
Fall I.
Krankengeschichte. Rothe, Clara, 24 Jahre. I-p. Aufgen. 11. Sept. 1889,
gestorb 12 Sept. Pat. kommt komatös in die Anstalt; sie hat zu Hause 4 Anfalle
gehabt. Um 10 Uhr Vormittags 0,03 Morph, mur. Schwitzbett, Citronenliraonade.
P 104. Trachealrasseln. Cyanose. Keine Ödeme.
Rücken des Kindes rechts. Herztöne sind zu hören. Muttermund 5 cm.
Blase bis in die Schamspalte vorgetrieben. Leitstelle einen Querfinger über der
Spina ischii. Kleine Fontanelle rechts, grosse links. Pfeilnaht quer Kopf be-
weglich. 9 Uhr 11 Min. Blasensprung. Sofort stellt sich der Kopf fest em.
Um 12 Uhr 30 Min. Anfall, ebenso 1 Uhr 40 Min. Spontane Geburt in 11.
Schädellage; beim Durchschneiden der letzte Anfall, so dass der Kopf er»eb"
licher Kraft vorgeschoben wird. Dammriss 1-2« Drei ^dennähte dm
Catgutnähte wegen starker Blutung, welche auch nach A™to^«^^
und gut kontrahirtem Uterus fortdauert und nicht dem Uterus ^ ^tamni .
Quelle der Blutung nicht aufzufinden. Tamponade der Vagina durch Jodoform,
Schmorl, Eklampsie.
- 50 —
gaze. Hämatom der linken Labie. Urin vor und nach der Geburt durch Ka-
theter entleert, von pflaumenbrühartiger Farbe, stark eiweisshaltig, enthalt rote
und weisse Blutkörperchen und Epithelcylinder. Kind asphyktisch, erholt sich
allmählioh, schreit nur schwach.
Temp p. p. 37, 4°; P. 100. Patientin nach der Geburt weiter komatös,
um 6 Uhr 10 Min. und 8 Uhr 45 Min. wiederholen sich die Anfälle Temn
39"; P. 150.
Den 12. IX. Um 12 Uhr 30 Min. Vorm. Morph. 0, 02. Temp. 38,5°.
2 „ 30 „ „ 39; P. 150.
9 — „ 38,4; P. 160.
Transfusion von 600 ccm Kochsalzlösung. Nach der Operation Puls
voller, 128; Temp. 37,9. Mittags werden mittelst Katheters 250 ccm Urin der
oben erwähnten Beschaffenheit entleert. Koma dauert fort.
6 Uhr 45 Min. Nachmittags Exitus letalis.
Sektionsprotokoll. Mittelgrosse, gracil gebaute Frau von leidlichem
Ernährungszustand. Die Hautfarbe im allgemeinen gelblichweiss , im Gesicht
deutlich ikterisch. Die Sclerae gelb gefärbt. Am Abdomen reichliche frische
Striae und vereinzelte subcutane, punktförmige Ekchymosen. Die linke grosse
Schamlippe ist hochgradig geschwollen, blauschwarz gefärbt. An den unteren
Extremitäten keine Ödeme.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken blutreich und von zahlreichen
punktförmigen Hämorrhagien durchsetzt; ebenso das Periost. Diploe sehr blut-
reich. An der Tabula vitrea ausgedehntes Schwangerschaftsosteophyt.
Im Sinus longitudinalis superior dunkles flüssiges Blut; die Dura straff
gespannt, die Pia an der Convexität sehr stark injicirt; die Venen prall mit
dunkelrotem flüssigen Blut gefüllt; hie und da bemerkt man vereinzelte punkt-
bis linsengrosse Blutungen unter der Arachnoidea. Die Gyri sind stark abge-
plattet. Die Gehirnsubstanz von fester Konsistenz. Das weisse Marklager
feucht, glänzend und blutreich. Die Binde grauviolett gefärbt, im Bereiche des
Stirnhirns und der Centraiwindungen vereinzelte punktförmige Blutungen. Die
Centralganglien auf der Schnittfläche fleckig gerötet, ebenso Pons und Medulla
oblongata.
Brusthöhle. Zwerchfellstand rechts in dem 3. Intercostalraum, links an der
4. Rippe. Die Lungen sinken gut zurück, Pleurahöhlen leer. Im Gewebe des vorderen
Mediastinums zahlreiche, bis linsengrosse Blutungen. Thymusdrüse fast noch in
ganzer Ausdehnung erhalten. Im Herzbeutel eine geringe Menge schwach blutig
gefärbter Flüssigkeit.
Das Herz von normaler Grösse, lässt an der Oberfläche zahlreiche sub-
pericardiale Ekchymosen erkennen. Pericard glatt und spiegelnd. Beide Ven-
trikel kontrahirt und mit spärlichen Mengen dunkelroten, dünnflüssigen Blutes
erfüllt. Die Muskulatur sehr stark getrübt, verwaschen graurot gefärbt, hie
und da von gelben Flecken und Streifen durchsetzt; in der Muskulatur des
linken Ventrikels vereinzelte Blutungen. An den freien Bändern der Mitral-
klappe ziemlich zahlreiche Stecknadelkopf- bis erbsengrosse verrucöse Excres-
cenzen von gelblichweisser Farbe und fester Konsistenz. Aortenklappen intakt.
Die Lungen nirgends verwachsen. Pleura glatt und spiegelnd. An den
hinteren Partieen zahlreiche Ekchymosen. Der linke Oberlappen, sowie die ganze
rechte Lunge überall gut lufthaltig, auf der Schnittfläche sehr blutreich, hie und da
von frischen taubeneigrossen Blutungen durchsetzt. Der linke Unterlappen völlig
luftleer, von derber, fester Konsistenz, sehr voluminös. Die Schnittfläche tiefrot
gefärbt, fein granulirt, lässt trübe, graurote Flüssigkeit abstreifen; an der
Basis finden sich in den infiltrirten Lappen vereinzelte bis kirsrhgrosse, gelbe,
— 51 —
weiche, zerfliessliche Herde. Die Bronchialscbleimhaut mit zähem, eitrigem
Schleim belegt, geschwollen und stellenweise blutig suffundirt Blt"gem
Tn ^v^LT6^ G-nm^ 6tWf ödematÖ8/ ebenso die aryepiglottischen Falten.
Li dei rechten Tonsille ein erbsengrosser, von der Umgebung durch eine fibröse
Schuht abgekapselter Abscess. In Kehlkopf und Trachea feinblasiger Schleim.
Bauchhohle. In der Bauchhöhle kein freier Inhalt. Der Uteras über
kmdskopfgross, füllt die Höhle des kleinen Beckens völlig aus Unter seiner
Serosa ausgedehnte Hämorrhagien.
Die Milz nur wenig vergrössert, von ziemlich fester Konsistenz Die
Oberfläche glatt, dunkelrot gefärbt. Die Pulpa ziemlich blutreich, fest. Follikel
undeutlich. Am unteren Pol ein kleiner hämorrhagischer Infarkt.
Die Nebennieren zeigen keine Abnormitäten.
Die linke Niere vergrössert, von fester Konsistenz. Die Kapsel leicht ab-
ziehbar. Die Oberfläche glatt, graugelblich gefärbt, lässt zahlreiche punktförmige
Blutungen erkennen. Rinde etwas verbreitert, stark feucht glänzend, grau-
gelblich gefärbt, intensiv getrübt. Die Marksubstanz zeigt fleckweise Trübung,
ist blutreich. Sowohl in der Rinde, als auch im Mark vereinzelte Blutungen!
Die Schleimhaut des Nierenbeckens, welches weder rechts noch links erweitert
ist, von zahlreichen Blutungen durchsetzt. Die Ureteren eng. In der rechten
Niere, welche im allgemeinen dasselbe Verhalten wie die linke zeigt, vereinzelte
kleine Infarkte.
In der Harnblase eine geringe Menge trüben, stark hämorrhagischen Urins.
Schleimhaut blassgelblich gefärbt.
Die Scheide sehr weit, ihre Schleimhaut, die von ausgedehnten Hämor-
rhagien durchsetzt ist, weist sowohl an der hinteren als an der vorderen Wand
oberflächliche Risse auf. Cervix ist stark zerfetzt und blutig suffundirt. Der
Uterus fest kontrahirt, die Muskulatur von guter Konsistenz, rötlichweiss gefärbt.
Im Fundus die Placentarstelle, der entsprechend zahlreiche Venen der Uterus-
wand thrombosirt. Die Uterushöhle ist mit zahlreichen, teils gelblichroten, teils
dunkelroten Gerinnseln ausgekleidet; nirgends Eiterung. Die Tuben am abdo-
minalen Ende etwas gerötet. Im rechten Ovarium ein Corpus luteum verum.
Die Leber ist kleiner als normal, von fester Konsistenz. Auf ihrer Ober-
fläche und Schnittfläche zeigt sie ein ausserordentlich buntes Bild; man bemerkt
nämlich in dem im allgemeinen braungelb gefärbten Lebergewebe, welches eine
deutliche acinöse Struktur erkennen lässt, einesteils ziemlich ausgedehnte, un-
regelmässig begrenzte Hämorrhagien, anderenteils aber zahlreiche linsen- bis
kirschgrosse, verwaschen gelbweiss gefärbte Flecken und Streifen. Letztere,
welche meist völlig homogen erscheinen, liegen an der Oberfläche, besonders in der
Nähe des Lig. Suspensorium und Lig. coronarium; auf der Schnittfläche erscheinen
sie ziemlich gleichraässig auf das ganze Leberparenchym verteilt; sie sind sämmt-
lich sehr scharf durch einen feinen dunkelroten Saum von der Umgebung abge-
setzt, sind auffallend trocken und sinken unter das Niveau der Schnittfläche
zurück.
In zahlreichen grösseren Gallengängen findet sich flüssiges Blut; Gallen-
gang durchgängig.
Magenschleimhaut graurot gefärbt, geschwollen. An der kleinen Kurvatur
kleine Blutungen und hämorrhagische Erosionen.
In der Dünn- und Dickdarmschleimhaut kleinste Blutungen.
Bakteriologische Untersuchungen. Aus dem Unken Unterlappen der
Lunge Streptokokken- und Staphylokokkenkulturen. Die aus der Leber, dem
Gehirn und den Nieren angelegten Platten bleiben steril. Auch m mikro-
skopischen Schnitten keine Mikroorganismen nachweisbar.
— 52 —
Mikroskopischer Befund. Leber. &) Frisches Präparat: Im Bereiche
der opaken gelbweissen Herde ist keine deutliche Leberstruktur mehr zu er-
kennen, nur trübe Massen, die sicli bei Zusatz von Essigsäure aufhellen. Jetzt
bemerkt man auch vereinzelte Leberzellen, welche aber kernlos erscheinen. In
der Nachbarschaft der Herde die Leberzellen getrübt, aber ohne Fett, da in
Osmiumpräparaten keine Schwärzung.
b) Gehärtetes Präparat (Alkohol und Müller'sche Lösung.): An feinen,
mit Hämatoxylin und Eosin gefärbten Schnitten, welche durch grössere gelbweisse
Herde gelegt wurden, fallen schon bei der Betrachtung ohne Mikroskop im durch-
fallenden Lichte mehr oder minder grosse, hellrosa gefärbte Flecken und Streifen
auf, welche sich scharf von dem übrigen blaurot gefärbten Gewebe abheben.
Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigen die hellrot gefärbten, den opaken
gelbweissen Herden entsprechenden Stellen ein etwas verschiedenes Aussehen,
welches nach meiner Ansicht von dem verschiedenen Alter derselben abhängig
ist. In denjenigen, welche ich als jüngste anspreche, ist die Struktur des
\> Lebergewebes noch gut erhalten, die Leberzellenbalken sind im allgemeinen
gut von den Gefässen zu unterscheiden, aber die Leberzellen unterscheiden sich
in ihrer Färbung sehr wesentlich von den normalen Zellen. Während letztere
bläulichrot gefärbt sind, erscheinen erstere hellrosa gefärbt und ihr Protoplasma
zeigt eine eigentümlich feinkörnige oder feinfädige Beschaffenheit, mitunter
einen starren Glanz ; die Konturen sind wenig scharf, wie ausgenagt, mitunter
sind benachbarte Leberzellen konfluirt. Die Kerne dieser Leberzellen sind ausser-
ordentlich blass gefärbt, häufig überhaupt nicht mehr färbbar, aber noch nicht
völlig geschwunden; denn man erkennt noch deutlich die blassblau gefärbte
Kernmembran, es ist nur das Chromatinnetz sammt den Nukleolen geschwunden.
Die Kerne der Kupfer'schen Sternzellen und der Gefässendothelien sind gut er-
halten und gut färbbar. Die Kapillarwand häufig etwas verdickt, stark glänzend,
leuchtend rot gefärbt, das Kapillarlumen teils leer, teils mit homogenen, teils
feinstreifigen und scholligen glänzenden Massen erfüllt, ohne Beimischung von
Leukocyten. Die Thromben setzen sich in die interlobulären Venen fort, welche
sie völlig verlegen.
In den etwas älteren Herden ist die Leberstruktur ebenfalls leidlich gut
erhalten, aber hier sind in den Leberzellen Kerne überhaupt nicht mehr nach-
weisbar; das Protoplasma rosa gefärbt und hie und da von Vakuolen durchsetzt.
Diese Vakuolen können nicht als durch Alkohol ausgezogenes Fett gedeutet
werden, da in Osmiumpräparaten keine schwarze Färbung an denselben hervor-
k tritt; ich bin geneigt, sie als Ausdruck einer hydropischen Degeneration anzu-
sehen. Die Kerne der Endothelien nur noch ganz schwach färbbar. Die Kapillar-
wände hyalin, sonst wie oben. Zwischen den Leberzellen, welche teilweise von
den Kapillarwänden durch feine Spalten getrennt sind, ein feinfädiges Netzwerk,
welches nach der Weigert'schen Färbung Fibrinreaktion giebt. Die Herde sind
scharf gegen die Umgebung abgesetzt, derart, dass nekrotische Leberzellen un-
mittelbar neben gut erhaltenen liegen; die Kapillaren in der Umgebung teils
leer, teils aber prall gefüllt, mitunter in ihnen Stase.
In den ältesten Herden ist die Leberstruktur nicht mehr zu erkennen, es
findet sich nur noch eine homogene, teils trübe, teils mattglänzende Masse, in
welcher feinste Chromatinkörner von unregelmässiger Form und Grösse einge-
streut sind (Kerndetritus). An der Peripherie mancher Herde Ansammlung von
Rundzellen, welche mitunter tief in das Centrum hineinreicht.
Die eben beschriebenen Herde liegen, wenn sie noch wenig umfänglich
sind, stets in der unmittelbaren Nähe des periportalen Bindegewebes, betreffen
also die Peripherie der Acini. Grössere greifen, oft tief in das Centrum der
— 53 -
letztereu hinein uud unilassen oft mehrere Gruppen benachbarter Drüsenläppchen.
Häufig hegt zwischen dem nekrotischen Herd und dem periportalen Gewebe eine
Reihe gut erhaltener Leberzellen.
Neben diesen anämischen Nekrosen finden sich auch, allerdings wenig zahl-
reich, hämorrhagische Herde, welche ebenfalls in der Nachbarschaft des peripor-
talen Bindegewebes liegen. Hier finden sich gut mit Eosin färbbare rote Blut-
körperchen, teils zwischen der Kapillarwaud und den Leberzellenbalken, teils
zwischen den einzelnen Leberzellen; häufig auch ein feines Fibrinnetz. Die
Leberzellen sind meist blass gefärbt; die Kerne entweder gar nicht oder nur schlecht
färbbar. Die Blutung greift fast stets auf das periportale Bindegewebe über
welches dicht mit roten Blutkörperchen infiltrirt ist. Die im periportalen Ge-
webe verlaufenden Arterienäste sind meist leer, nur hie und da prall gefüllt,
aber nicht thrombosirt.
Die Interlobularvenen aber und die aus ihnen hervorgehenden Kapillaren
sind nicht nur im Bereich der nekrotischen Herde, sondern häufig auch an Stellen,
an denen Nekrosen noch völlig fehlen, durch Thromben verschlossen, welche teils
ein homogenes, glänzendes Aussehen darbieten und sich mit Eosin leuchtend
rot färben (hyaline Thromben), teils feiner oder gröber gestreift sind, mitunter
auch aus feinkörnigem Material bestehen, welches bei Färbung mit Eosin rosa,
mit Nigrosin schwärzlichblau erscheint (Blutplättchenthromben). Die Wände der
genannten Gefässe häufig hyalin degenerirt. In etwas grösseren Pfortaderästen nur
selten obturirende, fibrinöse Thromben, häufiger waudstäudige Plättchenthrombeu.
Die feinen Gallengänge prall gefüllt, besonders in der Umgebung der nekro-
tischen Herde; da, wo Blutungen vorhanden sind, mitunter rote Blutkörperchen
im Lumen der Kanälchen. In den Gallenkapillaren in der Nachbarschaft der
Herde Gallenthromben.
Das übrige Lebergewebe blutreich, die Leberzellen nur wenig verfettet.
In einigen Centraivenen und spärlichen grösseren Lebervenen vereinzelte isolirt
liegende Leberzellen.
Nieren, a) Frische Präparate: Bei Untersuchung von frischen Schnitten eine
sehr starke Trübung der Epithelien der Glomeruli und gewundenen Harnkanälchen,
welche auf Zusatz von Essigsäure grösstenteils verschwindet. Dabei die Epithelien
geschwollen; die Kapillaren der Rinde prall gefüllt. An Osmiumpräparaten keine
wesentliche Verfettung.
b) In Alkohol und Müller'scher Lösung gehärtete Präparate: Die Glomeruli
in der Mehrzahl intakt, mit Ausnahme eines in Koch- und Alkoholpräparaten
deutlich hervortretenden feinkörnigen Eiweissniederschlages im Kapselhohlraum. An
anderen Glomeruli findet sich eine Desquamation des Schlingen- und Kapsel-
epithels, jedoch nur mässigen Grades. Die Schlingen prall mit Blut gefüllt, hie
und da hyaline Degeneration. Das Epithel der gewundenen Kanälchen, vielfach
kernlos, gequollen, die dem Lumen zugekehrte Seite wie. ausgenagt. In den
Henle'schen Schleifen feinkörnige Eiweissniederschläge. Die Epithelien meist gut
erhalten, die Kerne gut färbbar, nur hie und da vereinzelte kernlose Epithelien.
In den Sammelröhren hyaline Cylinder und spärliche rote Blutkörperchen.
Die Epithelien hie und da feinkörniges gelbes Pigment enthaltend, welches mit-
unter auch den Cylindern anklebt. Die intertubulären Kapillaren der Rinde teils
völlig leer, herdweise aber prall gefüllt; in zahlreichen Kapillaren Stase. Die
grösseren Arterien leer, in vereinzelten kleineren wandständige Plättchenthromben.
Die Venen des Marks mässig gefüllt, hie und da spärliche Thromben.
Lunqen. Im Bereich der schon makroskopisch erkennbaren Blutungen die
Alveolen prall mit Blut gefüllt; in den Kapillaren Stase und hyaline Thromben.
In den grösseren, zu den blutig infiltrirten Teilen führenden Arterien Thromben,
— 54 —
die teils wandständig, teils total pbturirend sind und sich teils aus Blutplättchen,
teils aus Fibrinfäden aufbauen, in deren Maschwerk rote und spärliche weisse
Blutkörperchen liegen. Die Thromben sind nicht nur auf die Blutungen beschränkt,
sondern finden sich auch an Stellen, wo die Alveolen intakt sind. In den kleinereu
Lungenvenen nur hie und da wandständige Plättchenthromben.
Im linken Unterlappen fibrinös-eitrige Pneumonie.
In zahlreichen Kapillaren beider Lungen grosse ovale und runde Zellen,
welche das Lumen teils prall ausfüllen, teils durch einen schmalen, von roh-n
Blutkörperchen erfüllten Spalt von der Wand getrennt sind. Sie enthalten sehr
zahlreiche, tief dunkelblau gefärbte, runde Kerne, in denen reichliche runde Nu-
kleolen erkennbar sind. In den Arterien und Venen keine derartigen Zellen. Dagegen
in den Arterien vereinzelte kubische und polygonale Zellen, welche ihrem mor-
phologischen Charakter nach als Leberzellen angesprochen werden müssen, zumal
einige von ihnen gelbes Pigment enthalten.
Gehirn. In den Hirnhäuten zahlreiche kleine Blutungen; die Arterien leer,
die Venen prall gefüllt, in vereinzelten gemischte Thromben; in den Kapillaren
vielfach Stase. Die Blutungen in der Hirnsubstanz überall scharf umgrenzt, in
ihrem Bereich keine Zertrümmerung des Gewebes, letzteres ist vielmehr gleieh-
niässig von teils gut erhaltenen, teils etwas abgeblassten roten Blutkörperchen
durchsetzt. Die Blutungen liegen um strotzend gefüllte Kapillaren, häufig sind
letztere durch hyaline Thromben verschlossen, ihre Wand hyalin degenerirt.
Die grösseren Hämorrhagien sind um kleinere Venen gelagert, welche ebenfalls
strotzend gefüllt sind. Verfolgt man in Serienschnitten diese kleinen Venen, so
sieht man, dass sie in grössere Venen einmünden, welche durch Thromben ver-
si blossen sind. Die Thromben bestehen teils aus homogenen oder feinstreifigen
Massen, in denen spärliche geschrumpfte Kerne eingeschlossen sind, teils aus ge-
schichteten roten und weissen Blutkörperchen, welche durch ein feinfädiges
Fibrinnetz zusammengehalten werden.
Die Thromben in den Kapillaren beschränken sich aber nicht auf die
Stellen, wo Blutungen vorhanden sind, sondern werden auch an Stellen gefunden,
wo noch keine Veränderungen an der Gehirnsubstanz nachweisbar sind; allerdings
bemerkt man, dass hie und da in der Umgebung der Kapillaren die anliegende
Gehirnsubstanz einen eigentümlichen, starren Glanz darbietet und sich mit Eosin
leuchtend rot färbt.
Im linken Nncleus caudatus mehrere kleine, erst mikroskopisch nachweisbare
Erweichungsherde, in deren Bereich die Kapillaren durch hyaline Thromben ge-
schlossen sind.
Pankreas normal.
Herx. Starke Trübung der Muskelfasern, welche nur teilweise auf Essig-
säurezusatz verschwindet. Hie und da vereinzelte Blutungen, in deren Bereich die
Muskelfasern gequollen und hyalin erscheinen, Kerne überall gut färbbar. Die
Arterien leer, die Kapillaren und Venen prall gefüllt.
Uterus nicht untersucht.
Fall II.
Krankengeschichte. Hartenbaeh, Wirtschafterin. 23 Jahre. Aufgen.
12./XL, gestorb. 13./XI. 89. In der Behausung im Laufe des Tages 10 Anfälle. Beim
Eintritt in die Klinik absolutes Koma. Ödem der unteren Extremitäten. Cyanose
des Gesichts. Stertoröses Atmen mit beginnendem Lungenödem. Harn stark eiweiss-
haltig. Kind in I. Schädellage, abgestorben. Wehen mässig kräftig. Muttermund
für 3 Finger durchgängig. Blase steht. Kopf im Beckeneingang.
- 55 —
»» der Ans talt , 4 Anfälle. Die Wehen jetzt kräftiger. 1 Uhr 80 Min
d^Zw^aSt f°rtSChreitet "nd der Exitus bevorsteht, 2 Uhr 30 Min.
ir^S?*' W- ^ *?ü Aierla"S ^eschritten» 370 g Blut abgelassen und 400 g
wÄ8^^^ Der ^zwischen flatternd gewordene Puls hebt sich auf
kurze Zeit wieder, wird aber bald wieder schlechter. Am 13 /XI erfotet unter
Erscheinungen von Lungenödem und Herzschwäche der Exitus
ISA» SektioQsbeHcht: Grosser, gut genährter weiblicher' Leichnam; keine
Ödeme Haut blass, Gesicht cyanotisch. An den Brüsten, sowie am Abdomen
frische Schwangerschaftsnarben. Fettpolster gut entwickelt, ebenso die Muskulatur-
letztere braunrot, feucht. '
KopjhÖhle. Weiche Schädeldecken blutreich. Das knöcherne Schädeldacli
symmetrisch, mesocephal. Aussenfläche glatt, gelbweiss, Periost gut abziehbar
Diploe sehr blutreich. An der Tabula vitrea sehr ausgedehnte Osteophytenbildung
Sinus longitudinalis superior prall mit dunkelrotem, flüssigem Blute gefüllt!
Dura mater sehr stark gespannt, Innenfläche glatt und spiegelnd, die weichen
Hirnhäute glatt und zart, ausserordentlich blutreich. Links, entsprechend der
Centraiwindung, eine streifenförmige, 2 cm lange und 1 cm breite Blutung
im subarachnoidealen Gewebe. Die Hirnwindungen stark abgeplattet. An der
Hirnbasis die weichen Häute ebenfalls sehr blutreich. Die Gefässe zart, ziemlich
eng. Die Seitenventrikel leer, das Ependym glatt, am vorderen Pol des linken
Nucleus caudatus eine linsengrosse Blutung. Das weisse Marklager lässt auf der
Schnittfläche zahlreiche, abspülbare Blutpunkte erkennen, die Rinde stark vor-
quellend, bläulichgrau gefärbt. Centralganglien fleckig gerötet.
Kleinhirn, Brücke und verlängertes Mark blutreich. Sinus an der Schädel-
basis mit dunkelrotem, flüssigem Blute erfüllt.
Brusthöhle. Zwerchfellstand links an der 4., rechts an der 3. Rippe.
Thymus noch in ganzer Ausdehnung erhalten, sehr blutreich. In den abhängigen
Teilen beider Pleurahöhlen circa 1 Wasserglas voll hämorrhagisch gefärbter
Flüssigkeit. Die Lungen sinken gut zurück.
Herzbeutel leer, beide Blätter glatt und spiegelnd; vereinzelte subperikardiale
Blutungen.
Das Herz stark kontrahirt. Im rechten Vorhof und Ventrikel spärliche
speckhäutige Gerinnsel, im linken eine geringe Menge dunkelroten, flüssigen Blutes.
Der rechte Ventrikel nicht erweitert. Muskulatur kräftig, braunrot. Klappen intakt.
Die Höhle des linken Ventrikels eng, die Muskulatur im allgemeinen kräftig,
braunrot gefärbt, nur einzelne Stellen des Septum ventricul. sind stark getrübt,
blasser und weicher als die Umgebung. Klappen und Coronargefässe normal.
Die Lungen sehr voluminös. Die vorderen und oberen Partien hellgraurot
gefärbt, die unteren und hintereu tief dunkelrot; erstere sind gut lufthaltig, bei
letzteren ist der Luftgehalt deutlich vermindert. Der pleurale Überzug glatt und
spiegelnd, in den hinteren Abschnitten vereinzelte ausgedehnte subpleurale Blu-
tungen. Auf der -Schnittfläche erscheinen die Oberlappen stark ödematös, mässig
blutreich, hie und da bemerkt man vereinzelte linsen- bis zehnpfennigstückgrosse,
dunkelrot gefärbte Flecken, welche sich wenig scharf von der Umgebung ab-
grenzen, etwas über die Schnittfläche prominiren und deutlich fester sind, als
das umgebende Lungengewebe. Die Unterlappen ausserordentlich blutreich, lassen
von der Schnittfläche reichliche, mit spärlichen, feinen Luftblasen untermischte
dunkelrote Flüssigkeit abfliessen, Schnittfläche glatt.
Die Bronchialschleimhaut, mit feinblasigem Schaum bedeckt, zeigt hoch-
gradige Stauung. Die grösseren Lungengefässe sind leer.
— 56 —
Dor weiche Gaumen, sowie Pharynx und Ösophagus dunkelblaurot ge-
färbt. Kehlkopf- und Tracheaischleimhaut stark injicirt. Schilddrüse klein, sehr
blutreich.
BewoKhöhle. Nach Eröffnung der Bauchhöhle bemerkt man in den ab-
hängigen Teilen, besonders im kleinen Becken, eine geringe Menge sanguinolenter
Flüssigkeit. Das Bauchfell ist glatt und spiegelnd.
Milz klein, schlaff. Oberfläche stahlblau. Pulpa auf der Schnittfläche zurück-
sinkend, weich, dunke.lrot gefärbt. Follikel und Trabekel undeutlich.
Nebennieren zeigen keine Abnormitäten.
Die linko Niere vergrössert, von fester Konsistenz. Kapsel leicht abziehbar,
Oberfläche glatt, blassgraurot gefärbt mit einem Stich ins Gelbliche. Die Rinde
verbreitert, vorquellend, intensiv getrübt, graurot gefärbt, mit vereinzelten gelblich-
weissen Streifen und Flecken und punktförmigen Hämorrhagien. Die Marksubstanz
ebenfalls graurot gefärbt, wenig scharf von der Rinde abgesetzt. Im Nieren-
becken zahlreiche feine Blutungen. Die rechte Niere zeigt dasselbe Verhalten
wie die linke, nur finden sich hier an der hinteren Fläche mehrere ältere Infarkt-
narben. Die Nierenvenen stark dilatirt, mit dunkelrotem, flüssigem Blut gefüllt.
Ureteren nicht erweitert.
Die Harnblase enthält eine geringe Menge trüben, schwach hämorrhagisch
gefärbten Urins. Die Schleimhaut gelblichweiss gefärbt; im Trigonum eine
fünfmarkstückgrosse Hämorrhagie.
An der vorderen Kommissur der Vulva ein durch eine Sutur geschlossener
Riss, die kleinen Schamlippen dunkelrot gefärbt, geschwollen. An der vorderen
und hinteren Wand der Vagina mehrere oberflächliche Schleimhautrisse. Im
Cervix ein tiefer, bis an das hintere Scheidengewölbe reichender Riss mit
zerfetzten, blutig suffundirten Rändern.
Der Uterus kleinkindskopfgross, stark kontrahirt. In der festen, rötlich-
weissen Muskulatur zahlreiche klaffende, leere Gefässlumina. In der Uterushöhle
finden sich ziemlich umfängliche, der Wand fest anhaftende derbe Blutgerinnsel;
im Fundus die Placentarstelle. Die Tuben sind an ihrem abdominalen Ende stark
injicirt; zwischen den Fimbrien und in der Ampulla eine geringe Menge dunkel-
roten Blutes. Im übrigen Verlauf die Schleimhaut blass. Die Ovarien von nor-
maler Grösse, ziemlich derb; im linken ein fast kirschgrosses Corpus luteum verum.
Am rechten Ligam. ovar. propr. mehrere hirsekorngrosse, mit klarem Inhalt er-
füllte Cyaten.
Parametrien frei.
Die Leber von normaler Grösse, von fester Konsistenz. Oberfläche glatt,
im allgemeinen blass graurot gefärbt; es treten aber sowohl an der Oberfläche,
als auch besonders auf der Schnittfläche zahlreiche uuregelmässig begrenzte liusen-
bis thalergrosse hellrote Flecken hervor, welche etwas über die Schnittfläche
prominiren und die acinöse Struktur nur undeutlich erkennen lassen. In der
Nähe des Ligam. Suspensorium, sowie am unteren Rande des rechten Lappens
vereinzelte opake, gelbweisse, hirsekorn- bis erbsengrosse Herde, welche, von
einem dunkelroten schmalen Saum umgeben, deutlich unter das Niveau der Schnitt-
fläche zurücksinken und durchaus homogen, ohne Andeutung einer acinösen Struktur
erscheinen. — Gallengang durchgängig; in der Gallenblase fadenziehende,
dunkle Galle.
Magenschleimhaut geschwollen, fleckig gerötet, im Fundus erweicht, an der
Cardia mit kaffeesatzähnlichen Bröckeln bedeckt und von zahlreichen punktförmigen
Hämorrhagien durchsetzt.
Darmschleimhaut zeigt ausser Stauung keine Abnormitäten.
Bakteriologische Untersuchung. Die bakteriologische Untersuchung
— 57 —
Äes" Resuita3tU (°Atf-' Kat8erBm) aM ^mmtlicben Organe» ein
XSÄ^Li^ SClUUtten Aus^P^-ten snid keine
TeilenMdeV?SPW^he Un ters"cl!unS- Leber. In den aus den verschiedensten
2 imorrltliPn in Stucken fallen sofort ausserordentlich zahlreiche
Hamoiihagien m die Augen Dieselben liegen stets in der Umgebung des die
Pfortaderäste umscheidenden Bindegewebes und greifen nicht selten auf le zteres
über derart, dass die Bindegewebszüge auf das dichteste von roten Blutkörperchen
durchsetzt sind, welche teils abgeblasst, mit Eosin schlecht farbbar teils noch
gut erhalten und intensiv tingirbar sind. Die interlobulären Venen sind im
Bereiche der Blutungen, aber häufig auch an solchen Stellen wo keine Ver-
änderungen am Lebergewebe nachweisbar sind, mit hyalinen oder feinstreifio-en
seltener fibrinösen und Plättchenthromben verschlossen; die Arterien meist leer'
eng, hie und da in ihnen wandständige Plättchenthromben. In den etwas grösseren
Pfortaderästen lue und da feinkörnige, der Wand fest anhaftende Massen welche
abgeblasste rote und in Zerfall begriffene weisse Blutkörperchen einschliessen
und von einem sehr zarten Fibrinnetzwerk durchzogen sind. In den im Be-
reiche der Blutungen liegenden Gallengängen hie und da reichliche rote Blut-
körperchen, sonst aber die Gallengänge intakt. Die in der Umgebung des
periportalen Bindegewebes gelegenen hämorrhagischen Herde beschränken sich
meist auf die Peripherie der Acini, seltener trifft man solche, welche auch in die
mittleren Teile derselben übergreifen, und nur in ganz vereinzelten umfassen die
Blutungen Gruppen benachbarter Acini. Im Bereich der Hämorrhagien besteht
eine bedeutende Kapillarektasie ; die Leberzellenbalken sind von der Gefässwand
durch eine mehr oder minder dicke Schicht roter Blutkörperchen abgedrängt und
vielfach durchbrochen, derart, dass einzelne oder mehrere zusammenhängende
Leberzellen allseitig von roten Blutkörperchen umgeben werden. Die letzteren
sind meist noch gut färbbar und in ihrer Form erhalten, an manchen Stellen
aber sind sie fest aneinandergedrängt, abgeplattet und nur noch schwach tingirbar.
Die Leberzellen im Bereich der Blutungen sind meist gut erhalten, aber häufig
komprimirt; nur in vereinzelten ist der Kern blass gefärbt.
Neben diesen Herden, welche nicht besonders reichlich vorhanden sind, trifft
man auf zahlreiche andere, welche einen komplicirteren Bau zeigen. Es tritt
nämlich hier zwischen den aus ihrem Verband gelösten Leberzellen ein feinfaseriges
Netzwerk auf, welches mit der Weigert'schen Färbemethode exquisite Fibrin-
reaktion giebt; die in diesem Masch werk liegenden roten Blutkörperchen sind
geschrumpft, nicht mehr oder nur blass mit Eosin färbbar, die Leberzellen völlig
kernlos, nicht selten zu glänzenden, leuchtend rot gefärbten Schollen aufgequollen.
In der Peripherie dieser Herde besteht eine starke Ektasie der Kapillaren, in
welche sich stellenweise das Fibrinnetz fortsetzt.
Ferner finden sich Herde, welche von der normalen Leberstruktur, welche
in den oben beschriebenen Herden noch andeutungsweise vorhanden ist, über-
haupt nichts mehr erkennen lassen. Sie bestehen aus einer homogenen, matt-
glänzenden Masse, welche feinste goldgelbe Pigmentkörnchen und verschiedene
grosse und unregelmässig geformte, intensiv mit Hämatoxylin gefärbte Körnchen
einschliesst, welche ich als Kerndetritus deuten möchte. An der Peripherie
dieser Herde erkennt man hie und da eine mässig dichte Anhäufung von
Leukocyten, welche mitunter auch in den centralen Teilen gefunden werden, da-
neben grosse Leberzellen mit ein oder zwei Kernen, in denen man Kernteilungs-
figuren nachweisen kann.
Endlich trifft man Herde, welche den im Sektionsbericht erwähnten gelb-
weissen Stellen entsprechen und nur aus nekrotischen Leberzellen ohne Blutungen
— 58 —
bestellen. Hier sind die Kerne der Endothelzollon teils noch erhalten, teils nicht
mein- farbbar; im Linnen der Kapillaren häufig hyaline Thromben. In der Um-
gebung der Herde starke Kapillarektasie. Die Centraivenen, meist mit spärlichen
roten Blutkörperchen gefüllt, enthalten spärliche Leberzellen; nur da, wo die
Nekrose einen ganzen Acinus betrifft, ist das Lumen derselben thrombosirt. Das
Lebergewebe, welches zwischen den nekrotischen Herden liegt, lässt keine Ver-
änderungen erkennen; im frischen Präparat erscheinen die Leberzellen nur wenig
getrübt, aber nicht verfettet, wie die Osmiumpräparate zeigen.
Nieren. Im frischen Präparat starke Trübung der Epithelieu der gewundenen
Kauälchen, welche nur teilweise bei Essigsäurezusatz verschwindet. In Osmium-
prftparaten in den Epithelien spärliche schwarze Tröpfchen erkennbar.
Die Glomeruli lassen im Kapselhohlrauni feinkörnige Eiweissniedersclil.i^f
und hie und da rote Blutkörperchen erkennen (Kochpräparate). Sie sind in der
Mehrzahl sonst völlig intakt, vereinzelte sehr kernreich; nirgends Epithel-
desquamation. Die Schlingen mässig gefüllt, hie und da mit hyalinen Thromben ver-
schlossen. Die gewundenen Kauälchen enthalten feinkörnige Eiweissniederschläge,
die Epithelzellen sind geschwollen, aber meist noch kernhaltig, nur vereinzelte
lassen einen abgeblassten oder unfärbbaren Kern erkennen. Dagegen erscheinen
die Epithelien der Henle'schen Schleifen, welche spärliche hyaline Cylinder ent-
halten, recht häufig kernlos, gequollen und desquamirt. In den Sammelröhren
reichliche hyaline Cylinder.
Das interstitielle Gewebe mit Ausnahme spärlicher Blutungen intakt. Die
intertubulären Kapillaren meist leer, an vereinzelten Stellen Stase und ganz
spärliche hyaline Thromben. Die Arterien leer, in mittelstarken Arterien mit-
unter beträchtliche Anhäufung von Leukocyten, welche meist in einer feinkörnigen
oder feinfädigen, der Wand anliegenden Masse eingebettet sind. Die Venen prall
mit roten Blutkörperchen gefüllt.
Lungen. (Auf Fettembolie nicht untersucht.) Neben den makroskopisch er-
kennbaren Blutungen in beiden Unterlappen ziemlich reichliche Herde, wo im
Alveolarlumen rote Blutkörperchen liegen. Daneben sind vereinzelte Gruppen
benachbarter Alveolen mit einem feinfädigen Fibrinnetz durchzogen, welches nur
ganz spärliche abgestossene Epithelien einschliesst. Die Wand der Alveolen
wird ausgekleidet von einem ziemlich breiten, stark glänzenden Band, welches
sich mit Eosin leuchtend rot färbt. Die Kapillaren sind hier sämmtlich durch
hyaline Thromben verschlossen. Hyaline Thromben auch in anderen Kapillaren.
In kleineren Arterien und Venen, besonders im Bereich der Blutungen Thromben.
Dieselben sind teils wandständig und bestehen in diesem Fall aus feinkörnigen
Massen (Plättchen), welche spärliche rote Blutkörperchen und Leukocyten ein-
schliessen, teils obturirend, und zeigen hier teils eine homogene, glänzende oder
feinstreifige Beschaffenheit, teils einen komplicirten Bau; teils bestehen sie aus
einem feinen Fibrinnetz, welches mehr oder weniger weisse und rote Blutkörperchen
einschliesst, teils endlich sind sie geschichtet; und zwar meist derart, dass der
Wand eine dünne Schicht weisser Blutkörperchen anliegt, und nach innen zu
mit roten und weissen Schichten, welche in einer feinkörnigen Masse liegen,
abwechseln.
In zahlreichen Kapillaren massenhafte placentare Riesenzellen. In grösseren
Arterien vereinzelte unzweifelhafte Leberzellen.
Gehirn. Zur Untersuchung gelangen Stücke aus dem Stirnhirn, den Centrai-
windungen, dem Occipitalhirn , den Centralganglien und der Brücke mit Medulla
oblongata.
Die weichen Hirnhäute an den Stellen, wo im Sektionsbericht Blutungen be-
merkt sind, in grosser Ausdehnung blutig infiltrirt. Die Venen und Kapillaren
— m —
im Bereich der Blutungen prall gefüllt; die das Lumen der betreffenden Gefässe
ausfüllenden roten Blutkörperchen gegen einander abgeplattet, häufig ihre
Kontoren nicht mehr zu erkennen, aber keine eigentlichen Thromben. Die
Arterien leer.
In der Rinde findet sich an manchen Stellen (Stirnhirn, Centralganglien) die
Lymphscheide der kleinen Arterien prall mit roten Blutkörperchen gefüllt- das
Lumen der Arterien stark durch fest aneinandergedrängte rote Blutkörperchen
dilatirt, nur hie und da durch hyaline und fibrinöse Massen verlegt- in manchen
Arterien ziemlich reichliche weisse Blutkörperchen.
Neben den oben erwähnten, schon makroskopisch erkennbaren Blutungen
finden sich noch mikroskopische; dieselben sind scharf von der Umgebung abgegrenzt,
die Gehirnsubstanz nicht erweicht, sondern nur mit mehr oder minder dicht ge-
drängten roten Blutkörperchen infiltrirt. Stets lassen sich im Bereich der
Blutungen Thrombosen nachweisen ; sobald dieselben Kapillaren betreffen, handelt
es sich immer um eine ganze Provinz von Kapillaren, die thrombosirt ist, nur
hie und da trifft man auf eine vereinzelte thrombosirte Kapillare, in deren Um-
gebung spärliche rote Blutkörperchen liegen. In den Kapillaren hyaline Thromben;
in kleineren Venen teils hyaline, teils Plättchenthromben. Hie und da auch
thrombosirte Gefässe ohne Veränderung in der Umgebung.
In den Centralganglien besteht hie und da Stase in den Kapillaren, nur
ganz vereinzelte thrombosirt; ebenso in Medulla oblongata und Brücke.
Herz. Die Muskelfasern grösstenteils intakt, nur hie und da stärkere Trübung,
die auf Essigsäurezusatz verschwindet; die Kittleisten häufig auffallend deutlich
(Myocardite segmentaire) ; keine stärkere Verfettung. Im gehärteten Präparate
hie und da kleine Blutungen zwischen den Muskelfasern erkennbar, besonders
dicht unter dem Perikard und Endokard. Die Muskelfasern im Bereich der
Blutungen gequollen, stellenweise kernlos; die Blutungen liegen um prall ge-
füllte nicht thrombosirte Gefässe. In einem der hinteren Wand des linken
Ventrikels entnommenen Stücke ein ziemlich umfänglicher Herd, in dessen
Bereich die Muskelfasern teils kernlos und homogen, ohne Qnerstreifung erscheinen,
teils völlig zerfallen sind. Auf Serienschnitten lässt sich nachweisen, dass der
kleine zu diesem Bezirke führende Arterienast und die aus ihm hervorgehenden
Kapillaren durch homogene, hyaline Pfropfe verschlossen sind.
Pankreas zeigt ganz vereinzelte Blutungen, in deren Bereich die Drüsen-
epithelien teils kernlos sind, teils nur schwach färbbare Kerne enthalten. Die
Gefässe prall gefüllt.
I rterus. Die Venen des Uterus meist nicht thrombosirt; nur an der
Placentarstelle feste, geschichtete Thromben in ganz spärlichen Venen. Die
Thromben schliessen hie und da vielkernige Zellen ein, ähnlich denen, wie sie
in den Lungenkapillaren gefunden wurden.
Milz intakt.
Fall III.
Krankengeschichte. Reinhold, Comptoiristenfrau, 37 Jahre. IX-para.
Anfgen. 17./Xn., gestorb. 18./XII. 1889.
Patientin wird im Koma in die Anstalt gebracht, in der Behausung 12 An-
fälle Vollständiges Koma. Beginnendes Lungenödem. Wehen schwach. Mutter-
mund geschlossen. Kind in I. Schädellage; Herztöne nicht zu hören. Hydramnios
In der Anstalt 6 Anfälle. , _
Durch Aderlass 300 g Blut entzogen und 400 g Kochsalzlösung lnfundirt,
Exitus unter Lungenödem 12 Uhr 15 Min. Nachts.
Sektion 3 Stunden p. mort.
— 60 —
Grosser, krftftig gebauter weiblicher Leichnam; guter Ernährungszustand.
Haut im allgemeinen blass, nur im Gesicht starke Cyanose. Unterlippe stark
ödematös und dunkelblaurot gefärbt. Am Lippenrot mehrere tiefe Bisswunden.
In den Conjunktiveu vereinzelte punktförmige Ekchymosen. Der Leib stark halb-
kugelig aufgetrieben, prall gespannt, an den unteren Abschnitten zahlreiche ältere
und frische Schwangerschaftsnarben. Die unteren Extremitäten stark ödematüs,
rechts starke Phlebektasien. An der rechten Ellenbeuge eine durch Suturen ge-
schlossene, von einer Venäsektion herrührende, irische Wunde.
.' Kopf höhle. Weiche Schädeldecken blutreich, hie und da vereinzelte Ekchy-
mosen. Schädeldach symmetrisch, Tabula externa glatt, Diploö blutreich, au der
Tabula vitrea längs des Sulcus longit. sup. spärliche Osteophyten. Dura sehr
lebhaft injicirt, im grossen Längsblutleiter flüssiges Blut. Die weichen Häute
zeigen an der Konvexität starke venöse Hyperämie; die Gyri sind abgeplattet,
Sulci verstrichen, an der Basis die Pia milchig getrübt und verdickt. Gefässe
hier ebenfalls stark gefüllt, glatt und zart. Das Grosshirn von ziemlich fester
;) Konsistenz. Die Ventrikel zeigen keine Abnormitäten. Das weisse Marklager
sehr blutreich und feucht glänzend. Die Kinde vorquellend, graubläulich gefärbt
:/> Kleinhirn, Centraiganglien, Pons und Medulla oblongata sehr blutreich.
Brusthöhle. Zwerchfellstand links an der 5., rechts an der 4. Rippe.
In den abhängigen Teilen der linken Pleurahöhle eine geringe Menge
schwach rötlich gefärbter Flüssigkeit. Die Lungen retrahiren sich gut.
Der Herzbeutel zeigt keine Abnormitäten.
■' Das Herz von normaler Grösse, beide Ventrikel stark kontrahirt, an der
Hinterfläche zahlreiche Ekchymosen. Der rechte Ventrikel enthält ganz spär-
lichen Cruor; die Muskulatur von schlaffer Konsistenz, graurot gefärbt; Klappen
intakt. Der linke Ventrikel leer, eng; die Muskulatur mässig hypertrophisch
(12 mm), von fester Konsistenz, intensiv braunrot gefärbt; Klappen glatt und
zart. Coronargefässe normal. Unter den Endokard streifige Blutungen.
Die linke Lunge sehr voluminös, überall lufthaltig; Pleura glatt und
spiegelnd. An der Spitze eine scharf umschriebene Schwiele, welche mehrere
verkreidete Herde einschliesst. Das Lungengewebe hochgradig ödematös und
blutreich. Im rechten Mittel- und Unterlappen bohnengrosse Blutungen; im
linken Oberlappen blasse, granweiss gefärbte, auf der Schnittfläche vorspringende
Herde, welche eine derbe Konsistenz und ein trockenes granulirtes Aussehen
zeigen. Die rechte Lunge zeigt dasselbe Verhalten wie die linke.
In den Bronchien schaumige Flüssigkeit. Schleimhaut stark injicirt, ebenso
v die der Trachea und des Kehlkopfs. Beide Schilddrüsenlappen vergrössert:
Colloidstruma.
Bauchhöhle. Die Bauchhöhle wird von dem hochgradig vergrösserten Uterus
(32:22:25) fast völlig ausgefüllt; Serosa überall glatt und spiegelnd. In der
'•'> Bauchhöhle kein freier Inhalt.
Milz 15 cm lang, 8 cm breit. 3 cm dick, sehr schlaff und weich;
Pulpa blutreich.
Nebennieren blutreich.
Nieren vergrössert, ziemlich weich. Kapsel leicht abziehbar. Oberfläche
glatt, graurötlich gefärbt, mit vereinzelten verwaschenen gelbgrauen Flecken.
Die Kinde verbreitert, vorquellend, verwaschen granrot gefärbt. Marksubstanz
blutreich. In der Schleimhaut des Nierenbeckens zahlreiche Ekchymosen.
Ureteren nicht dilatirt.
In der Harnblase eine geringe Menge trüben, rötlich gefärbten Urins.
Die Leber etwas vergrössert, die Oberfläche glatt, gelblichweiss, lehmartig
gefärbt, mit zahlreichen punkt- bis linsengrossen dunkelroten Flecken; letztere
— 61 —
ÄS Scbuittfläche Sehr zahlreich- Die biliöse struktur im allgemeinen
durchgängig116111'1'186 eüthält dunkelSrü,ie> fadenziehende Galle. Gallengang
Die Schleimhaut des Magens geschwollen und fleckig gerötet An der
kleinen Kurvatur vereinzelte Blutungen. Än aer
Darm zeigt keine Abnormitäten.
der liinTer^Wanf ^ ^ (5° Cm ßie Place^ »
Sektion des Kindes. Die Haut des Kindes nirgends macerirt, mit
Vernix caseosa bedeckt. Die Lungen völlig luftleer, unter der Pleura zahlreiche
punktförmige Blutungen. Das Herz mit dunkelrotem, flüssigem Blut erfüllt
m Die Milz 12 g schwer, blutreich, fest. Die Nieren auffallend gross 'und
weich; Kapsel leicht abziehbar ; die Oberfläche dunkelrot gefärbt; sowohl an ihr
als auf der Schnittfläche treten mässig zahlreiche Blutungen hervor Die Rinde
etwas verbreitert, vorquellend. Die Leber sehr blutreich, gross, aber sonst
ohne Veränderungen.
Magen und Darm zeigen keine Abnormitäten.
Bakteriologische Untersuchungen. Die bakteriologische Unter-
suchung, welcher Lungen, Leber, Nieren, Gehirn, Milz und Placenta unterzogen
wurden, fällt negativ aus.
Mikroskopische Untersuchungen. Leber. In der Leber zahlreiche
hämorrhagische Nekrosen, welche genau dasselbe Verhalten zeigen, wie es in
Fall II beschrieben wurde; auch hier in den interlobulären Venen und
den ans ihnen hervorgehenden Kapillaren hyaline und Plättchenthromben.
Die Arterien leer. In den Centraivenen vereinzelte Leberzellen.
Nieren. In frischen Schnitten starke Trübung der Epithelien. Keine
Verfettung.
In gehärteten Schnitten die Epithelien der gewundenen Kanälchen und der
Henle'schen Schleifen nur wenig verändert, nur ganz vereinzelte kernlos. Keine
Desquamation. In dem Lumen derselben feinkörnige Eiweissniederschläge und
spärliche hyaline Cy linder; letztere sehr zahlreich in den Sammelröhren.
Glomeruli fast überall normal, nur hie und da hyalin degenerirte Schlingen.
In zahlreichen Kapselräumen feinkörniges und homogenes Exsudat; hie und
da spärliche rote Blutkörperchen. Interstitielle Veränderungen fehlen vollständig.
Die intertubulären Kapillaren erweitert; an vereinzelten Stellen in ihnen
hyaline Thromben. Die Arterien meist leer, nur hie und da der Wand anliegend
feinkörnige, zahlreiche Leukocyten einschliessende Massen; Venen prall gefüllt,
in vereinzelten hyaline Thromben.
Lungen. Neben den schon makroskopisch nachweisbaren Blutungen hie und
da in vereinzelten Alveolen reichliche rote Blutkörperchen. In zahlreichen Kapillaren
Stase und hyaline Thromben. In den kleineren Arterien und Venen wandständige
und obturirende Plättchen-, fibrinöse und gemischte Thromben. Sowohl in den
Arterien als besonders in den Kapillaren zahlreiche Placentarzellen und Leberzellen.
Bei der Untersuchung der oben erwähnten, im rechten Ober- und Mittel-
lappen sich findenden derberen grauweissen Herden stellt sich heraus, dass hier
die Alveolen erfüllt sind mit einem aus feineren und gröberen Fäden bestehenden
Netzwerk, in dessen Maschen ganz spärliche Leukocyten und abgestossene
Epithelien eingeschlossen sind. An der Wand der Alveolen ein breites, hyalines,
glänzendes Band, welches sich mit Eosin leuchtend rot färbt. Die Kapillaren
sämmtlich mit hyalinen Thromben verschlossen; die Kapillarschlingen mitunter
völlig kernlos. Mikroorganismen lassen sich in den Herden nicht nachweisen.
— 62 —
llcrx. Die Muskelfasern intensiv getrübt, massig verfettet; hie und da
spärliche Bluttrogen in der Umgebung prall gefüllter kleiner Venen und Kapillaren;
in letzteren nur ganz spärliche hyaline Thromben.
OeMrn. Em linken Stirnlappen und in beiden Nudel caudati ganz spärliche,
um thrombüsirte Kapillaren und Venen liegende Blutungen; sonst die Gefässe
stark gefüllt; in der Lymphscheide vereinzelter kleiner Arterien zahlreiche rote
Blutkörperchen.
Pankreas lässt vereinzelte nekrotische Herde und Blutungen erkennen.
Milx ohne Veränderungen.
Uterus und l'lacenta nicht untersucht.
Von den kindlichen Organen zeigen nur die Nieren Veränderungen. Die
Glomeruluskapseln schliessen stellenweise rote Blutkörperchen ein, sonst die
Glomeruli intakt. Die Epithelien der gewundenen Kanälchen, welche feinkörnig
Exsudat und rote Blutkörperchen enthalten, herdweise völlig kernlos, mitunter
desquamirt und gequollen. Ebenso die der Henle'schen Schleifen, in welch'
letzteren spärliche hyaline Cylinder und feinkörnige Eiweissmasseu neben roten
Blutkörperchen sich finden. In den Sammelröhren das Epithel intakt, aber das
Lumen mit zahlreichen Cylindern gefüllt, die teils aus hyalinen, teils aus fein-
körnigen, rote Blutkörperchen einschliessenden Massen bestehen. Im interstitiellen
Gewebe ausgedehnte Blutungen. Die Gefässe prall gefüllt, in kleinen Venen
Stase; keine Thromben.
Fall IV.
Sektionsbericht. Preuss, Pauline, 28 Jahre, gestorb. 6. Juli 1890.
Sektion 4 St. p. m.
Sehr kleiner (112 cm langer) weiblicher Leichnam von kretinistischem
Typus. Im allgemeinen leidlich gut genährt. Die Haut blass, an den unteren
und oberen Extremitäten starke Ödeme, ebenso an den grossen Schamlippen,
welche an den hinteren Abschnitten schwarzrot verfärbt und mit oberflächlichen
Ulcerationen bedeckt sind. In der Mitte des Abdomens eine circa 18 cm lange,
durch Suturen geschlossene Laparotomiewunde , deren Bänder fest mit einander
verklebt sind. Die Serosa in der Umgebung der Wunde zeigt geringe Injektion,
keine Trübung oder fibrinöse Auflagerungen.
Gesicht verhältnismässig kurz, aber breit. Die Unterkiefer sehr stark ent-
wickelt, etwas vorstehend. Die Nase breit, Nasenwurzel eingesunken. Die Zähne
regelmässig gestellt, sehr stark abgeschliffen. Ohren vollständig normal gebildet.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken sehr blutreich, etwas ödematös.
Das knöcherne Schädeldach breit, sehr flach, die rechte Hälfte stärker gewölbt
als die linke. Die Nähte erhalten. Tabula externa glatt, graugelblich gefärbt;
Dicke 4 mm. Dura mater mit der Vitrea fest verwachsen. Diploe blutarm.
Pia mater blutreich, etwas ödematös. Längs der Sulci leichte Trübungen und
hie und da punktförmige Ekchymosen, Gehirn wird unsecirt der psychiatrischen
Klinik überwiesen.
Brusthöhle. Zwerchfellstand rechts an 5., links an 4. Rippe. Thorax gut
gewölbt, kurz; Corpus sterni gespalten.
Thymus bis auf Beste geschwunden. Pleurahöhlen leer. Lungen sinken
gut zurück.
Herzbeutel enthält die gewöhnliche Menge Flüssigkeit.
Herz normal gross, ziemlich schlaff. Muskulatur bräunlichrot, ziemlich
weich. Klappen intakt. Unter dem Endokard und Perikard vereinzelte Blutungen.
Lungen sind überall gut lufthaltig; auf der Schnittfläche und unter der
— 63 —
Pleura treten zahlreiche punkt- bis linsengrosse Blutungen hervor. Bronchial-
schleimhaut blass.
Halsorgane ohne Veränderungen.
Bauchhöhle. In den abhängigen Teilen findet sich eine geringe Menge
schwach trüber, rötlich gefärbter Flüssigkeit; das Peritoneum glatt und spiegelnd
Milz sehr klein Oberfläche dunkelblaurot. Pulpa zäh. Malpighi'sche
Korperchen und Trabekel undeutlich.
Nieren kleiner als normal, von fester Konsistenz. Die Kapsel an einigen
Stellen adhärent. Die Oberfläche ziemlich grob granulirt derart, dass dunkel-
blaurot gefärbte, feine, narbige Einziehungen mit grau- bis gelbrötlich gefärbten
Höckern von Punkt- bis Linsengrösse abwechseln. Die Rinde verschmälert
im allgemeinen gelblichrot gefärbt und von vereinzelten feinen gelbweissen
opaken Streifen durchsetzt, Marksubstanz blutarm. Im Nierenbecken vereinzelte
punktförmige Ekchymosen. Ureteren eng.
Auf der vorderen Fläche des etwa kleinkindskopfgrossen Uterus, genau in
der Mittellinie, verläuft eine durch Nähte verschlossene Wunde, deren Ränder
im oberen und unteren Drittel fest verlötet sind, während sie in der Mitte
ziemlich weit klaffen, da hier die Nähte aufgeknotet sind. Die Serosa des Uterus
glatt. Das Organ wird uneröffnet der Universitätsfrauenklinik überwiesen.
Die Leber leicht vergrössert, von ziemlich fester Konsistenz. Die Ober-
fläche glatt, zeigt ein eigentümlich buntes Aussehen, indem in dem im allgemeinen
braunroten Grundton zahlreiche gelbweisse und dunkelrote Flecken und Streifen
hervortreten, wodurch die Oberfläche ein marmorirtes Aussehen gewinnt. Diese
Flecken sind ziemlich gleichmässig über das ganze Organ verteilt, besonders
dicht stehen sie aber im Lobulus Spigelii. Sie prominiren nur wenig über die
Schnittfläche, fühlen sich ziemlich hart und fest an und zeigen ziemlich bedeutende
G rössenunterschiede ; denn man begegnet kleinen, mit blossem Auge eben erkenn-
baren Fleckchen neben solchen, welche die Grösse einer Bohne erreichen. Die
kleinsten liegen meist in der Peripherie der Acini, die grösseren sind unregel-
mässig, aber scharf durch einen feinen, tiefrot gefärbten Saum von der Um-
gebung abgesetzt. Auf der Schnittfläche zeigen die gelbweissen Herde ein
homogenes, trockenes, opakes Aussehen und sind anämischen Niereninfarkten
frappant ähnlich, zumal manche eine deutliche keilförmige Gestalt besitzen. Die
dunkelroten Flecken lassen auf der Schnittfläche die acinöse Struktur ebenfalls
nicht mehr erkennen, auch sie springen vor und erscheinen feucht glänzend.
Die Lebergefässe. soweit sie mit der Schere zu verfolgen sind, leer.
Gallenblase ohne Veränderung, ebenso Magen und Darm.
Bakteriologische Untersuchungen. Die mit dem Lungensaft be-
schickten Platten bleiben steril, ebenso die aus den Nieren angelegten. Aus der
Milz und Leber wachsen ganz spärliche Kolonien von Staphylococcus pyogenes
aureus und albus; aus der Leber ferner noch mehrere Kolonien eines dem
Bacillus coli commun. sehr ähnlichen und wahrscheinlich mit ihm identischen
Bacillus.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. Fast auf jedem Schnitt der
den verschiedensten Teilen entnommenen Stücke trifft man auf nekrotische
Herde. Dieselben zeigen in weitaus der Mehrzahl anämischen Charakter und
meist ein völlig gleichartiges Aussehen. Die kleinsten liegen in unmittelbarer
Nachbarschaft des periportalen Gewebes, die grösseren umfassen mehrere Gruppen
von Acini. Sie bestehen meist aus homogenen oder scholligen, glänzenden
Massen, im Bereich derer von der Leberstruktur nichts mehr zu sehen ist In
der Umgebung hie und da reichliche Rundzellenanhäufung und ganz spärliche
Kokken fernerhin Kapillarektasie und mitunter grosse, zum Teil mehrkernige
— 04
Leberzellen mit intensiv gefärbten, bisweilen Tmlungsfigurön zeigenden Kernen.
Neben diesen Horden spärliche Stellen, wo die Leberstruktur nocb andeutungs-
weise erhalten ist; die Leberzellen aber kernlos, aufgequollen, zwischen ihnen,
sowie in den Kapillaren ein feinfädigos Fibrinnetz; endlich im periportalen Binde-
gewebe und in seiner Umgebung spärliche, wenig ausgedehnte Blutungen, in deren
Bereich die Leberzellen in Zerfall begriffen sind. Sonst die Leberzellen gut er-
halten, hie und da etwas verfettet; das periportale Gewebe kernarm. In den
kleinsten Pfortaderästen, besonders stets an solchen Stellen, wo nekrotische Herde
und Blutungen liegen, hyaline und Plättchen thromben , die sich in die aus den-
selben hervorgehenden Kapillaren hineinerstrecken. Arterien leer. In den Gallen-
kapillaren hie und da Gallenthromben; in den grösseren Gallengängen mitunter
rote Blutkörperchen. Centraivenen und grössere Lebervenen leer ; in ihnen keine
Leberzellen.
Nieren, a) Im frischen Präparat: Verbreiterung der Interstitien durch kern-
reiches Gewebe; Glomeruli klein, in den Epithelien häufig hellglänzende, feine
Tröpfchen, die sich mit Osmiumsäure schwärzen; ebensolche in den Epithelien
der gewundenen Kanälchen.
b) Im gehärteten Präparat: Glomeruli finden sich dicht unter der Ober-
fläche; nur die wenigsten normal ; bei vielen die Kapsel verdickt. Die Schlingen
kernarm, häufig hyalin; mitunter Desquamation des Schiingenepithels. Die ent-
blössten Schlingen trübe, fein bestaubt ; im Kapselraum feinkörniges oder homogenes
Exsudat. Manche Glomeruli völlig verödet. Die Harnkanälchen meist eng, mit
niedrigem schmalen Epithel, welches an vielen Stellen kernlos erscheint und
desquamirt ist. Vielfach in den Epithelien Vakuolen, mitunter feine, gelbe
Pigmentkörnchen, letztere besonders in den Sammelröhren. In den gewundenen
Kanälchen und Henle'schen Schleifen feinkörnige Eiweissniederschläge, in den
Sammelröhren hyaline Cylinder. Das interstitielle Gewebe in der Binde vielfach
stark verbreitert, kernreich; es finden sich hier teils runde, teils spindelförmige
Kerne; mitunter um kleine Venen herum Leukocytenanhäufungen; an manchen
Stellen kernarmes, grobfibrilläres Bindegewebe. Kapillaren der Kinde meist eng,
nur hie und da pralle Füllung mit roten Blutkörperchen, deren Konturen nicht
deutlich zu erkennen sind. Die Wände der Arterien meist stark durch Ver-
dickung der Adventitia und Intima verbreitert; das Lumen leer. Die Venen meist
prall gefüllt, in ihnen hie und da zahlreiche Leukocyten.
Herz. Muskelfasern stark getrübt, hie und da verfettet (Osmiumpräparat).
An vereinzelten Stellen stark hyaline Degeneration, besonders in der Umgebung
kleiner Blutungen, welche um prall gefüllte, zum Teil thrombosrrte Gefässe
liegen. In der Umgebung kleiner Venen mitunter spärliche Leukocyten.
Gehirn nicht untersucht.
Lungen. In den Kapillaren nur spärliche hyaline Thromben; die Arterien
nur im Bereich der Blutungen durch Plättchen- und fibrinöse Thromben ge-
schlossen ; sonst frei, häufig prall gefüllt. Venen intakt. Weder in den Kapillaren
noch in den kleineren Arterien sichere Placentarzellen; in ersteren hie und da
grosse unregelmässig geformte Chromatinklumpen (zusammengesinterte Kerne von
Placentarzellen?) und hyaline Schollen, in denen man ganz blassgefärbte, mehr-
fach aber undeutlich von einander zu trennende Kerne erkennt.
(Die Eklampsie war erst vier Tage p. partum tödtlich verlaufen.)
Pankreas iutakt.
Fall V.
Krankengeschichte. Emmerich, Anna, Buchdnickersfrau , 26 Jahre.
Primipara. Aufgen. d. 13. VI., gestorb. d. 15. VI. 1890.
— 65 —
Vn,J2JT ♦ -l3' J1 ab6nds we»en Eklampsie aufgenommen.
Anamnese konnte wegen tiefen Komas nicht erhoben werden Im 10 Monat
schwanger; Kind in I. Schädellage. lm lü> M°nat
rtrit i^aSSSTi*18 KioeS er?l8^e ,am U- VL abends 10 ^ 40. In der An-
stalt 14 Anfälle, davon 12 vor der Geburt. Gestorben am 15. VI abends 9 Uhr
Sektion 12 St. p. m.
Etwas über mittelgrosse, sehr kräftig gebaute Frau, von gutem Ernährungs-
zustand. Haut blass; Fettgewebe reichlich entwickelt, hellgelb Muskulatur
sehr kräftig, dunkelrot, feucht. S musKuiatur
Kopf höhle. Die weichen Schädeldecken sehr blutreich. Die Tabula externa
glatt, Periost stark injicirt. Diploe blutreich, auf der Tabula vitrea im Bereich
des Stirnbeins zarte Osteophyten. Die Dura ziemlich stark gespannt die Innen-
fläche links glatt und spiegelnd, rechts dagegen etwas lateralwärts' vom Sinus
longit., ungefähr der Centraiwindung entsprechend, einige linsen- bis funfpfennig-
stückgrosse Blutungen.
Im Sinus longitudinalis superior lockere Cruormassen. Die weichen Hirn-
häute blutreich, spurweise getrübt. Die Gehirnoberfläche stark abgeplattet
trocken glänzend. An der Basis die Gefässe glatt und zart.
Die Seitenventrikel enthalten je einen Theelöffel klarer Flüssigkeit, ihr
Ependym glatt und zart, am Kopf des linken Nucleus caudatus bemerkt' man
eine etwa linsengrosse, subendymär gelegene Blutung. Der 3. und 4. Ventrikel
zeigen normale Verhältnisse.
Das weisse Marklager sehr weich, feudi tglänzend, lässt zahlreiche ab-
spülbare Blutpunkte hervortreten.
Die Rinde breit, grauviolett gefärbt.
Die Grosshirnganglien zeigen auf Durchschnitten fleckige Rötung, ebenso
Pons und Medulla oblongata.
Kleinhirn ohne Veränderung.
Brusthöhle. Zwerchfellstand links an 4., rechts an 5. Rippe. Sternum flach.
Pleurahöhlen leer. Die Lungen retrahiren sich wenig, die rechte an der Spitze
durch bandförmige Verwachsungen angeheftet.
Herzbeutel enthält eine spärliche Menge klarer Flüssigkeit, beide Blätter
glatt und spiegelnd.
Der linke Herzveutrikel etwas hypertrophisch, sehr fest kontrahirt, enthält
nur eine Spur dunkelroten flüssigen Blutes. Die Muskulatur blassrot, kräftig.
Klappen intakt. Der rechte Ventrikel schlaff, enthält dunkelrotes flüssiges Blut.
Seine Muskulatur und Klappen intakt.
Die linke Lunge ziemlich voluminös, der pleurale Überzug glatt und spiegelnd.
Der Oberlappen lufthaltig, stark ödematös. Der Unterlappen grösstenteils luftleer,
von fester Konsistenz. Die Schnittfläche dunkelrot gefärbt, fein granulirt, lässt
reichlich trübe, dunkelrote Flüssigkeit abstreifen. Die rechte Lunge zeigt das-
selbe Verhalten wie die linke. Die Bronchialschleimhaut mit zähem Schleim
belegt, stark gerötet.
Halsorgane zeigen keine Abnormitäten.
Bauchhöhle. In der Bauchhöhle eine geringe Menge ( % 1) klarer, schwach-
rötlich gefärbter Flüssigkeit. Das Bauchfell glatt und spiegelnd. Der Dickdarm
ziemlich stark aufgetrieben. Die Mesenterialen en prall, mit dunkelrotem,
flüssigem Blut gefüllt, ebenso die kleinen in der Subserosa verlaufenden Venen
der Darmschlingen.
Die Milz vergrössert, prall; die Oberfläche blaurot gefärbt. Die Pulpa sehr
blutreich, weich, vorquellend. Follikel nicht zu erkennen.
Nebennieren ohne Veränderungen.
Schmorl, Eklampsie. ^
Beide Nieren von normaler Grösse und massig fester Konsistenz, Oberfläche
glatt, gelbliohgrau gefärbt. Die sternförmigen Venen stark gefüllt. Die Rinde
etwas vorquellend, fouchtglilnzend, gruugelblich gelllrl)t, fleckweise getrübt;
Zeichnung undeutlich. Die Marksubstanz blutreicher als die Rinde. Die Ureteren
nicht erweitert, ebenso die Nierenbecken.
Die Harnblase massig mit getrübtem Urin gefüllt, ihre Schleimhaut blass.
Der Uterus über kindskopfgross , fest kontrahirt. Die Serosa glatt und
spiegelnd. Die Wand 3 cm dick, fest, blass graurot gefärbt. In der Höhle
finden sich ziemlich reichlich der Wand fest, anheftende Blutgerinnsel; an der
hinteren Wand ist die Placentarstelle deutlich erkennbar. Die Portio zeigt mässig
tiefe, blutig snffundirto Einrisse. Schleimhaut der Scheide dunkelblaurot gefärbt.
Ovarien normal, im linken ein kirschgrosses Corpus luteum. Die Tuben normal.
Die Leber ist normal gross, von praller Konsistenz. Die Oberfläche glatt,
im allgemeinen braunrot gefärbt. Am unteren Hand des rechten Lappens treten
ziemlich zahlreiche, feine, opake, gelbe Streifen und Flecken hervor, welche der
Peripherie der Acini entsprechen. Auf der Schnittfläche, welche massig blutreich
erscheint, erkennt man ausserordentlich zahlreiche gelbweisse, opake Streifen und
Flecken, welche häufig durch einen tiefrot gefärbten Saum von der Umgebung
abgesetzt sind; daneben vereinzelte Blutungen.
Die Schleimhaut des Magens tief dunkelrot gefärbt, an der kleinen Ohrvatur
vereinzelte Blutungen und Erosionen.
Die Schleimhaut des Dünndarms zeigt ebenfalls starke venöse Hyperämie.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. Die in der Leber gefundenen
gelbweissen Herde erweisen sich bei der mikroskopischen Untersuchung als nekro-
tische Inseln, welche sich im allgemeinen wie die im Fall I genauer beschriebenen
Herde verhalten. Auffallend ist hier aber, dass zahlreiche Herde ziemlich dicht von
Rundzellen durchsetzt sind; im Bereich der Rundzellenherde hie und da spärliche,
in Gruppen zusammenliegende Kokken. Ausserdem frische hämorrhagische Nekrosen.
In zahlreichen interlobnlären Venen nicht nur in der Nachbarschaft der nekro-
tischen Herde, sondern auch an Stellen, wo das Lebergewebe keine Veränderungen
oder nur geringe Trübung erkennen lässt, Thromben, die teils aus hyalinen
Massen bestehen, teils aus Fibrinfäden und feinkörnigem Material, welches zahl-
reiche Leukocyten einschliesst, sich aufbauen. In manchen Lebervenen verein-
zelte Leberzellen.
, Gallengängc intakt.
Nieren. Bei der frischen Untersuchung nur geringe Trübung, keine Verfettung
An gehärteten Präparaten erweist sich das Epithel fast vollständig intakt,
nur hie und da in den gewundenen Kanälchen eine Zelle mit fehlendem oder
abgeblasstem Kern. Im Lumen der Kanälchen des Labyrinthes spärliche fein-
körnige Niederschläge. Glomeruli vollständig intakt, ihr Kapselraum enthält hie
und da feinkörniges und homogenes Exsudat. In den Sammelröhren hyaline
Cylinder. Im interstitiellen Gewebe keine Veränderungen. Die intertubulären
Kapillaren meist leer, nur in vereinzelten Bezirken prall gefüllt. Venen des
Markes stark dilatirt. Arterien intakt.
Lungen. Die Lungen zeigen nur geringe Veränderungen, bestehend in ver-
einzelten wenig umfänglichen Blutungen. Im Unterlappen die Gefässe enorm
dilatirt, in den Alveolen zum Teil abgestossene Epithelien und reichliche Rund-
zellen. In den Kapillaren nur spärliche Thromben, ebenso in den Arterien und
Venen. Dagegen finden sich hier in den Kapillaren ausserordentlich reichliche
grosse Placentarriesenzellen; in vereinzelten Arterien unzweifelhafte Leberzellen.
Gehirn. Vom Gehirn ist nur ein kleines Stück des Stirnhirns, der Kopf des
linken Nucleus caudatus und Brücke und Medulla oblongata aufbewahrt.
— 67 —
iLndernnln t 1 T f ™ung der Venen und Kapillaren keine Ver-
anderiingen Im Bereiche der im linken Nucl. caudatus gelegenen Blutung ist
die Gehirnsubstanz in grosser Ausdehnung zertrümmert, die roten RluSeLen
zum Teil nur noch Mass mit Eosin farbbar. Die Gliakern XdTwä
schwach tmgirbar, die Ganglienzellen kernlos, zum Teil in körnteem Zerfa
begriffen zum Teil in glänzende Sehollen verwandelt. Die innSfdes Blu -
herdes gelegenen Kapillaren zum Teil strotzend mit Blut gefüllt, zum Teil durch
hyaline Thromben geschlossen; ein in der unmittelbaren Nähe der Blutune ee
legener kleiner Venenstamm durch einen glänzenden feinstreifigen Pfropf verlort,
welcher geschrumpfte Kerne einschliesst. Die Arterien prall gefüllt in ihrer
Lymphscheide reichliche rote Blutkörperchen. Im Pons ganz spärliche wenie
ausgedehnte Blutungen, welche um prall gefüllte Kapillaren liegen- in äusserst
spärlichen Kapillaren hyaline Thromben, in der Umgebung derselben zeigt die
Hirnsubstanz einen eigentümlich starren Glanz, ist kernlos und färbt sich mit
Eosin und Carmin leuchtend rot; die Kapillaren erscheinen gleichsam von einem
hyalinen Mantel umgeben.
Pankreas und Herz nicht untersucht.
Die Blutungen in der Magenschleimhaut Hegen um prall gefüllte Kapillaren
und Venen, in letzteren sind die roten Blutkörperchen häufig so dicht gedrängt,
dass ihre Konturen völlig verschwinden und mit einer homogenen kupferroten
(Härtung in Müller'scher Lösung und Eosinfärbung) Masse ausgefüllt erscheinen.
Die Venen in der Submucosa prall gefüllt; hie und da durch Plättchen- und
fibrinöse Thromben verlegt.
Fall Tl.
Sektionsbericht. Schulz, 23 Jahre, Buchbindersehefrau. (Erkrankteam
1. VII. abends mit Krämpfen, gest. 3. VII. 1890), sec. 4. VII.
Kleiner, gracil gebauter weiblicher Leichnam; blasse Hautfarbe; Lippen
cyanotisch. Gesicht stark gedunsen, ebenso die Halsgegend. An den unteren
Extremitäten Ödeme. Fettgewebe reichlich entwickelt. Muskulatur dunkel-
braunrot. Mammae stark entwickelt, lassen reichlich Colostrum ausdrücken.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken sehr blutreich, namentlich die Galea
stark injicirt. Das Schädeldach leicht asymmetrisch, die Nähte noch deutlich
sichtbar. Am Periost treten zahlreiche punktförmige Hämorrhagien hervor. Auf
dem Durchschnitt ist das Schädeldach sklerosirt. Auf der Innenfläche feine Oste-
ophytbildung, am stärksten längst der Art. meningea media. Die harte Hirnhaut
durchsichtig, sehr blutreich. Innenfläche glatt. Im Sinus longit. sup. reichlich
flüssiges Blut. Die basalen Hirngefässe bluthaltig, zart. Die Hirnnerven zeigen
keine Veränderung. Die weichen Hirnhäute enorm hyperämisch. Die Windungen
abgeflacht, trocken, glänzend. Auf dem Durchschnitt fällt die mattblaue Färbung
der Rinde auf, während die Marksubstanz rein weiss und feuchtglänzend erscheint
und nur mässig reichliche, an durchschnittenen Gefässen vorquellende Blutpunkte
erkennen lässt. Die Grosshirnganglien zeigen auf dem Querschnitt ein marmorirtes
Aussehen, derart, dass verwaschen graurote Flecken und Streifen und rötlich-
weisse Herde abwechseln. Hie und da spärliche punktförmige Ekchymosen, be-
sonders unter dem Ependym, welch' letzteres zart ist. Gyri und Hirnschenkel
mässig blutreich, ebenso das Kleinhirn. Auf Querschnitten der Brücke und Me-
dnlla oblongata mässig zahlreiche dunkelrote Blutpunkte. Kleinhirn feucht
glänzend, blutarm. In den Sinus der Basis dunkelrotes flüssiges Blut.
Brusthöhle. Zwerchfellstand beiderseits an der 4. Rippe. Thymus geschwunden.
Im vorderen Mediastinum spärliche Blutungen. Pleurahöhlen enthalten eine Spur
seröser Flüssigkeit. Die Lungen retrahiren sich gut.
- 68 -
Im Herzbeutel eine geringe Menge klarer seröser Flüssigkeit; beide Blätter
glatt und spiegelnd.
Das Herz etwas vergrössert und zwar besonders der rechte Ventrikel ganz
entschieden dilatirt. Derselbe enthalt dunkelrotes, flüssiges Blut neben verein-
zelten speckhäutigen Gerinnseln. Die Muskulatur leidlich kräftig braunrot gefärbt
Klappen intakt. Der linke Ventrikel nicht dilatirt, aber deutlich hypertrophisch
stel leuweise etwas getrübt. Klappen zart.
Die Lungen sind ziemlich voluminös ; Oberfläche pigmentirt. An den vorderen
Rändern emphysematös, mässig blutreich; in den hinteren und unteren Partien
reichlicher Blutgehalt, liier das Gewebe etwas derb. Von der Schnittfläche
entleert sich feinschaumige, blassrötlich gefärbte Flüssigkeit. Sowohl im
Ober- als im Unterlappen treten spärliche, teils subpleural, teils central gelegene
kleine Blutungen hervor. Die grossen Lungengefässe leer. Die Bronchien ent-
halten schaumige Flüssigkeit. Die Schleimhaut injicirt.
Halsorgane nicht secirt.
Bauchhöhle. In der Bauchhöhle eine Spur freien Serums. Nach Eröffnung
sieht man die Därme in normaler Lage, etwas durch Luft aufgetrieben. Der
Uterus in der Mittellinie liegend, überragt fünf fingerbreit die Symphyse. Am
Bauchfell ziemlich starke Gefässinjektion, hie und da streifenförmige Blutungen.
Nach Entfernung der Därme fällt die starke Erweiterung der grossen Unterleibs-
venen in die Augen, besonders stark sind erweitert und prall gefüllt die Vena
cava inf. und die Venae spermaticae. Die Leber überragt dreifingerbreit den
Eippenbogen, ihre Oberfläche ist im allgemeinen braunrot gefärbt, unter der
Kapsel treten äusserst zahlreiche dunkelrote Flecken und Streifen hervor.
Die Milz nicht vergrössert, mässig blutreich, Kapsel zart. Pulpa braunrot
gefärbt, etwas vorquellend.
Nebennieren ohne Veränderungen.
Die Fettkapsel der Nieren gut entwickelt. Capsula fibrosa zart, leicht
abziehbar. Die Nieren nicht vergrössert, von ziemlich fester Konsistenz; die
Oberfläche graugelblich gefärbt, hie und da verwaschen graurote Streifen und
Flecken. Die sternförmigen Venen stark gefüllt. Die Kinde, nur wenig ver-
breitert, zeigt dasselbe Aussehen auf dem Durchschnitt, als die Oberfläche. Die
Marksubstanz sehr blutreich, deutlich gezeichnet. Nierenbecken nicht erweitert,
ebensowenig die Ureteren.
Die Harnblase zusammengezogen, enthält nur einige Tropfen trüben Urins.
Die Schleimhaut ödematös, zeigt zwei symmetrische, von der Urethra aus nach
oben verlaufende 3 cm lange, lj2 cm breite streifige Blutungen.
Die Schamlippen sind ieicht ödematös, zeigen vielfache oberflächliche Ab-
schorfungen, welche mit coagulirtem Blute bedeckt sind. Die Scheide ist weit,
ihre Schleimhaut mit ausgedehnten Hämorrhagien durchsetzt; die Muttermundslippen
abgeplattet, von Hämorrhagien durchsetzt. Die gleiche Beschaffenheit zeigt der
Cervix. Das Corpus uteri ist IV j2 cm lang, 10 cm breit, die Wand 1V2 — 2 cm
dick. In der Uterushöhle locker geronnenes Blut, nach dessen Entfernung die
Innenfläche grösstenteils glatt und blassrot erscheint. Nur an der Placentarstelle,
die sich an der vorderen Wand befindet, vereinzelte fest anhaftende Blutgerinnsel,
in den Uterusvenen flüssiges Blut. Die Tuben an ihrem abdominellen Ende
stark injicirt, Ovarien ziemlich gross, im rechten ein Corpus luteum verum.
Die Leber von normaler Grösse, wiegt 1750 g. Wie erwähnt, treten auf
der Oberfläche zahlreiche dunkelrote Flecken und Streifen hervor. Dieselben sind
scharf gegen die Umgebung abgesetzt, unregelmässig zackig begrenzt, stellen-
weise erreichen sie die Grösse eines Markstückes, der grösste Teil überschreitet
allerdings die Grösse einer Linse nicht. Auf der Schnittfläche ebenfalls zahlreiche
— 69 —
«lunkelrote Hecken und Streifen. Hie und da bemerkt man spärliche opake
gelbweisse Flecken und Streifen. Das zwischen (Uesen Herden gelegene Leber-
gewebe ist braunrot gefärbt, etwas trübe. In der Gallenblase dünnflüssige faden-
ziehende Galle. Gallengang durchgängig.
Magenschleimhaut fleckig gerötet. Darmschleirahaut blass. Pankreas blut-
reich. Aorta zeigt keine Abnormitäten.
Bakteriologische Untersuchung nicht vorgenommen.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. In der Leber zahlreiche hämo-
rhagische Nekrosen frischeren Datums. Die Leberzellen im Bereiche der Hämor-
rhagien in ihren Konturen noch erhalten, aber kernlos; zwischen ihnen hie und
da ein feinfädiges Fibrinnetz. Im periportalen Gewebe, soweit es den hämor-
rhagischen Nekrosen benachbart ist, ausgedehnte Blutungen, welche stellenweise
in die Gallengänge eingebrochen sind. In zahlreichen interlobulären Venen fein-
körnige und feinfädige Pfropfe, ebenso in den aus ihnen hervorgehenden Kapil-
laren. Die Arterien hie und da prall gefüllt. In den Lebervenen spärliche
Leberzellen. Die ausserhalb der nekrotischen Herde liegenden Leberzellen getrübt
aber nicht verfettet. In vereinzelten Kapillaren zahlreiche kurze Bacillen.
M&rm. a) Im frischen Präparat die Epithelien der gewundenen Kanälchen
getrübt, hie und da von Fetttröpfchen durchsetzt; in vereinzelten Glomeruli feinste
Fetttröpfchen in den Schlingenepithelien.
b) Im gehärteten Präparat die Glomeruli grösstenteils intakt; hie und da
feinkörniges Exsudat in den Kapselräumen. Die Schlingen stellenweise vom
Epithel entblösst, trübe. Die Epithelien der gewundenen Kanälchen zeigen meist
gut färbbare Kerne; nur ganz vereinzelte Epithelien kernlos oder mit abgeblassten
Kernen. An den Epithelien der Henle'schen Schleifen keine Veränderungen. Im
Lumen hie und da feinkörniges Exsudat. In den Sammelröhren zahlreiche hyaline
Cylinder. Im interstitiellen Gewebe keine Veränderungen. Die Kapillaren der
Rinde meist leer, in vereinzelten Stase; letztere auch in kleinen Venen des Markes.
Die Arterien meist leer.
In einer etwas grösseren Vene des Markes finden sich, dicht von roten
Blutkörperchen umgeben, ziemlich grosse viereckige und polygonale Zellen mit
einem grossen, protoplasmatischen Leib und bläschenförmigen, blassgefärbten
Kernen. Das Protoplasma schliesst hie and da feine goldgelbe Pigmentkörnchen
ein. Diese Zellen stimmen in ihrem morphologischen Verhalten völlig mit Leber-
zellen überein; es ist im hohen Grade wahrscheinlich, dass sie durch retrograde
Embolie an ihren Fundort gelangt sind.
Lunge. In den Lungenkapillaren enorme Mengen von Placentarzelleu. Die-
selben werden in keinem den verschiedensten Lungenabschnitten entnommenen
Schnitte vermisst. In zahlreichen Bezirken des Unterlappens ausgedehnte hyaline
Thrombose der Kapillaren; hier in den Alveolen häufig eine fibrinöse Ausscheidung
•und Austapezierung der Alveolar wände mit einer hyalinen Schicht; in dem
Fibrinnetze keine oder nur spärliche Leukocyten. Die thrombosirten Kapillaren
kernarm, hie und da kernlos. In beiden Ober- und Unterlappen zahlreiche kleine
Blutungen. Die kleineren Arterien meist prall gefüllt, in ihnen spärliche, un-
zweifelhafte Leberzellen. Die grösseren Arterien und Venen meist leer.
Gehirn nicht untersucht.
Herx. Die Muskelfasern stark getrübt, aber nicht verfettet. Keine Blutungen.
Die Kapillaren stark gefüllt. Die Arterien leer.
Pankreas normal.
Uterus. Die grossen Venen an der Placentarstelle durch rote lhromben
geschlossen, welche mitunter mehrkernige Riesenzellen einschliessen.
— 70 —
Fall VJI.
Sektionsbericht. Wagner, 21 Jahre; gest. 11.VJJ1. 1890.
Mittelgrosser, kräftig gebauter weiblicher Körper, sehr fettreich. An den
Extremitäten und am Rumpfe zahlreiche, zum Teil sehr ausgedehnte Blutungen
im subcutanen Gewebe und in der Muskulatur. Letztere braunrot gefärbt,
feucht, Lippen eyanotisch, sonst die Hautfarbe blass. An der Bauchhaut zahl-
reiche frische Schwangorschaftsnarben. Die Brüste gross, prall, lassen reichlich
Colostrum ausdrücken.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldccken blutreich, hie und da von bis mark-
stückgrossen Blutungen durchsetzt. Knöcherner Schädel dolichocephal , dünn.
Diploe blutreich. An der Tabula vitrea längs des Sinus longit. sup. dicht stehende
Schwangerschaftsosteophyten.
Dura raater blutreich, straff gespannt, von normaler Dicke. Im Sinus
longitud. super, eine geringe Menge dunkelroteu, flüssigen Blutes.
Die weichen Hirnhäute zart, blutreich. Dio Gyri deutlich abgeplattet.
Die Gehirnsubstanz weich, feuchtglänzend, mässig blutreich. Seiteuventrikel
leer. Unter dem Ependym und in der Substanz der Ceutralganglien vereinzelte
punktförmige Blutungen; ebenso in der Brücke und Medulla oblong.
Kleinhirn mässig blutreich.
Brusthöhle. Zwerchfellstand beiderseits im 4. Intercostalraum. Die Pleura-
höhle leer; die linke Lunge retrahirt sich gut, die rechte durch kurzfädige Ver-
wachsungen an die seitliche Thoraxwand angeheftet.
Perikard zeigt keine Veränderungen.
Das Herz von normaler Grösse, unter dem Perikard vereinzelte Blutungen.
Die Muskulatur schlaff und morsch, von fast lehmartiger Farbe. Klappen und
Endokard intakt.
Lungen sehr blutreich und ödematös, wenig pigmentirt; in den Unterlappen
mehrere Blutungen. Pleura glatt und spiegelnd. In der Trachea und in den
Bronchien feinschaumige Flüssigkeit. Die Schleimhaut stark injicirt, lässt hie
und da vereinzelte Blutungen erkennen.
Schilddrüse colloid.
Bauchhöhle. Die Bauchhöhle enthält keine freie Flüssigkeit; Bauchfell glatt
und spiegelnd.
Milz gross (14:8:4), blutreich und weich.
Die Nieren von normaler Grösse, tief dunkelrot gefärbt, von fester Kon-
sistenz. Oberfläche glatt. Schnittfläche sehr blutreich, Rinde von normaler Breite,
deutlich gezeichnet. Nierenbecken und Ureteren nicht erweitert, blass.
Die Harnblase, deren Schleimhaut blass ist, enthält eine geringe Menge
trüben Urins.
Der Uterus über kindskopfgross, ist stark kontrahirt, die Serosa glatt.
Die Muskulatur blass, rötlichweiss gefärbt. In der Höhle spärliche zähe Cruormassen,
welche der Wand ziemlich fest anhaften, im Fundus die Placentarstelle. In der
Portio zwei bis in das hintere Scheidengewölbe reichende oberflächliche Risse.
Scheide tief blaurot gefärbt.
Die Leber etwas vergrössert, von praller Konsistenz. Die Oberfläche glatt,
zeigt ein buntgeflecktes Aussehen, indem braunrote, normalen Leberinseln ent-
sprechende Partien mit dunkelroten, prominirenden Flecken und Streifen ohne
acinöse Struktur abwechseln; letztere haben eine sehr unregelmässige Form und
Grösse. Daneben bemerkt man zahlreiche hirsekorn- bis erbsengrosse, meist
rot umsäumte, opake, gelbe Herde, welche unter di,e Oberfläche zurücksinken und
völlig homogen erscheinen. Die Schnittfläche zeigt genau dasselbe Bild wie die
71 —
Oberfläche. Die Galleublase prall mit gelbbrauner Galle gefüllt. Schleimhaut glatt.
Magen und Darmschleimhaut blass.
Pankreas sehr schlaff, blutreich.
Bakteriologische Untersuchung. Der bakteriologischen Untersuchung
wurde nur die Leber unterzogen; sie fiel negativ aus.
Mikroskopischo Untersuchung. Leber. In der Leber multiple anämische
und hämorrhagische Nekrosen älteren und frischeren Datums. In den inter-
lobulären Venen Thromben. In vereinzelten Lebervenen unzweifelhafte Leberzellen.
Nieren, a) Bei der frischen Untersuchung ergiebt sich eine massige Trübung
der Epithelien. Keine Verfettung.
b) Im gehärteten Präparat erscheinen säinmtliche Strukturbestandteile völlig
normal; nur die Anwesenheit von feinkörnigen Niederschlägen in den Kapsel-
räumen und den Harnkanälchen weist darauf hin, dass intra vitam eine Funktions-
störung bestanden hat. Die Gefässe ausserordentlich prall gefüllt; in vereinzelten
Glomerulis hyaline Thrombose der Schlingen, ebenso in vereinzelten interlobulären
Kapillaren.
Lungen. In den Lungen hyaline Thromben in vereinzelten Kapillarbezirken;
multiple, wenig ausgedehnte Blutungen in den Alveolaren, im Bereich der letzteren
die Venen durch Plättchenthromben verschlossen. In zahlreichen kleinen Arterien-
ästen wandständige und obturirende Thromben. Grossartige Placentarzellen-
embolien. In kleineren Arterien spärliche Leberzellen.
Gehirn. In der Hirnrinde, den Centraiganglien, Pons und Medulla ziemlich
ausgedehnte hyaline Thrombose der Kapillaren und kleineren Venen; in der
Umgebung der thrombosirten Gefässe hie und da Blutungen und kleine Er-
weichungen. In den Venen Stase, hie und da Plättchen-, fibrinöse und hyaline
Thromben. Die Arterien meist leer, nur ganz vereinzelte tbrombosirt, in letzterem
Falle die Lymphscheide prall mit roten Blutkörperchen gefüllt.
Herz. Hochgradige Trübung der Muskelfasern, die Querstreifung fast nirgends
mehr zu erkennen. An vereinzelten Stellen die Muskelfasern wachsig degenerirt.
Im gehärteten Präparat zeigt sich, dass die Muskulatur von multiplen feinen
Blutungen durchsetzt ist. Die Muskelfasern häufig in kernlose Massen ungewandelt.
Die Kapillaren herdweise enorm gefüllt, nur vereinzelte durch hyaline Thromben
geschlossen. In kleinen Venen hyaline und Plättchenthromben; ebenso in den
Arterien.
J'aukreas. Im Pankreas multiple Blutungen und Nekrosen.
Fall VIII.
Sektionsbericht. Ronneberger, Marie, gest. 9./VHI. 1890. Sektion 2 St. p. m.
Grosse, kräftig gebaute weibliche Leiche; guter Ernährungszustand. Starke
Ödeme an den unteren Extremitäten. Haut blass, die sichtbaren Schleimhäute
stark eyanotisch. Unterleib halbkugelig aufgetrieben, mit reichlichen frischen
Striae, die äusseren Genitalien etwas ödematös.
Fettgewebe gut entwickelt; Muskulatur kräftig, dunkelrot, stark feucht-
erlänzend. . . , , , . .
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken sehr blutreich, von zahlreichen
hirsekorn- bis linsengrossen Blutungen durchsetzt, etwas ödematös. Knöchernes
Schädeldach zeigt eine leichte Asymmetrie. Tabula externa glatt. Diploe blutreich.
Tabula vitrea in grosser Ausdehnuug mit dünnen Lagen von Osteozyten besetzt.
Dura mater sehr stark gespannt, nirgends verdickt; an der Innenfläche
vereinzelte Blutungen. Sinus longit. sup. enthält dnnkelrotes flussiges ™-
Gehirnoberfläche trocken glänzend. Gyri abgeflacht; Venen prall gefüllt.
- 72 —
Gehirusubstauz von uraller Konsistenz, selir blutreich, feucht glänzend, in der
Rinde und im weissen Marklager spärliche punktförmige Blutungen. Ventrikel
leer. An der Grenze zwischen linkem Thalamus optic. und Nucleus caudatus findet
sich dicht unter dem Ependym eine linsengrosse Blutung; eine ebensolche im
lauteren Drittel des linken Thalamus. Punktförmige Blutungen bemerkt man
ferner ia dea rechtseitigea Centralganglien.
Kleinhirn ödematös.
Ia der Brücke mehrere punktförmige Ekchymosen.
Brusthöhle. Zwerchfellstand rechts an der 4. Rippe, links im 4. Inter-
costalrauin. Thymus noch fast in ganzer Ausdehnung erhalten, sehr blutreich.
Pleurahöhlen leer. Die Lungen retrahiren sich stark.
Das Herz ist etwas vergrössert, besonders der linke Ventrikel. Der
rechte Ventrikel etwas erweitert, enthält dunkelrotes, flüssiges Blut, seine Mus-
kulatur schlaff, hellbraunrot gefärbt. Klappen intakt. Der linke Ventrikel und
Vorhof mässig erweitert, die Muskulatur hypertrophisch (15 mm), von weicher,
schlaffer Koasisteaz, duakelgraurot gefärbt, mit vereinzelten verwaschenen, gelb-
grauen Flecken. Klappen glatt und zart. Die Coronargefässe iatakt.
Die Luagea überall lufthaltig, duakelblaurot gefärbt, sehr blutreich und
ödematös. Sowohl au der Oberfläche, als auf der Schaltfläche bemerkt man
zahlreiche liasea- bis zehnpfennigstückgrosse Blutungen, welche mitunter, und zwar
besonders die subpleural gelegenen eine deutlich keilförmige Gestalt besitzen.
Daneben erbsen- bis kirschgrosse opake, gelbweisse, derbe Herde, von trockenem
Aussehen. In den Bronchien schaumige Flüssigkeit, die Schleimhaut stark injicirt.
Die Halsorgane zeigen keine Abnormitäten.
Batichhöhle. Die Bauchhöhle enthielt 1 1 klare Flüssigkeit. Bauchfell glatt
und spiegelnd. Omentum fettreich.
Milz vergrössert, ziemlich weich und schlaff, blutreich, Follikel deutlich.
Nebennieren blutreich.
Die Nieren von normaler Grösse und fester Konsistenz. Die Kapsel leicht
abziehbar. Die Oberfläche glatt, rötlich- weiss gefärbt, stellenweise leicht
gelblich; hie und da bemerkt man vereinzelte Blutungen. Die Rinde nicht ver-
breitert, etwas vorquellend, hellgraurot gefärbt, deutlich gezeichnet und scharf
von der tiefdunkelroten Marksubstanz abgesetzt. Im Nierenbecken, welches etwas
erweitert ist, zahlreiche punktförmige Hämorrhagien. Beide Ureterea erweitert.
Die Scheideaschleimhaat duakelblaurot gefärbt, etwas ödematös. Der äussere
Muttermuad etwas erweitert, die hiatere Lippe erodirt. Der Uterus eathält eiae
aoeh voa dea iataktea Eihäutea umgebeae Frucht vou 47 cm Länge; seine
Wand ist düna, rötlichweiss gefärbt. Aa der hiaterea Waad sitzt die Placenta,
welche ziemlich reichlich voa erbsengrossen, weissen Infarkten durchsetzt ist.
Die Venae uterinae und spermaticae siad stark dilatirt uad mit duakelrotem,
flüssigem Blut erfüllt. Im liakea Ovarium eia kirschgrosses Corpus luteum verum.
Die Tubeaschleimhaut stark iajicirt.
Die Leber voa aormaler Grösse, ziemlich derb, deutlich ödematös. Die Ober-
fläche glatt uad im allgemeinen bräunlich-graurot gefärbt; es treten aber aa
der Oberfläche des rechtea wie liakea Lappens, besonders aber am Lobulus
Spigelii zahlreiche, tiefrot gefärbte Flecken von Punkt- bis Fünfpfennigstück-
grösse und unregelmässig zackiger Form hervor. Daneben bemerkt man spär-
liche Herde, die von einem tiefroten Saume umgeben werdea. Die Schaltfläche,
welche mässig blutreich ist, zeigt dasselbe Aussehen, wie die Oberfläche; nur
tretea hier zahlreichere gelblichweisse, trockeae Herde hervor, ia deren Bereich
die aciaöse Struktur, welche im allgemeinen gut zu sehen ist, gar nicht erkannt
werden kann.
— 73 —
Die Gallenblase enthält dickflüssige, zähe Galle. Gallengaug durchgäng-io-
Magenschleimhaut stark geschwollen, hie und da vereinzelte Blutungen
Pankreas sehr blutreich.
Sektion des Fötus. Der Fötus männlichen Geschlechts ist 47 cm lang
Die Hant mit Lanugo und Vernix caseosa bedeckt. Die Nabelschnur 2 mal um
den Hals geschlungen.
An den Lungen, welche sehr blutreich sind, bemerkt man zahlreiche Ekchy-
mosen, die zum Teil subpleural liegen. Auch unter dem Perikard zahlreiche
Blutungen.
Die Nieren ziemlich gross, sehr blutreich, weich; die Rinde von zahlreichen
Blutungen durchsetzt, blass-graurot gefärbt. Die Leber gross, weich sehr blut-
reich; im rechten Lappen vereinzelte subkapsuläre Blutungen.
An den Knochen keine Veränderungen.
Bakteriologische Untersuchung ergiebt vollständiges negatives Resultat.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. In der Leber multiple, aus-
gedehnte hämorrhagische, spärliche anämische Nekrosen, wie sie bei Fall II be-
schrieben wurden. Die Nekrosen sind noch frischeren Datums, da die Leberzellen,
welche in einem feintädigen Fibrinnetz liegen, wenn auch kernlos, so doch in
ihren Konturen gut erhalten sind. Das periportale Gewebe vielfach blutig infil-
trirt. In zahlreichen interlobulären Venen hyaline und feinstreifige Pfropfe;
in manchen grösseren Pfortaderästen wandständige Plättchenthromben. Derselbe
Befund an vereinzelten Arterien. In den feinsten interlobulären Gallengängen
vielfach, besonders in der Umgebung der nekrotischen Herde Gallenthromben, in
vereinzelten grösseren Gallengängen spärliche rote Blutkörperchen. Im übrigen
Lebergewebe die Leberzellen getrübt, aber nicht verfettet. In vereinzelten Central-
und grösseren Lebervenen unzweifelhafte Leberzellen.
Nieren. Die Glomeruli in der Mehrzahl intakt, allerdings in zahlreichen
Kapselräumen feinkörniges Exsudat. An vereinzelten Glomerulis Epithelde-
squamation, die vom Epithel entblössten Schlingen meist trübe; hie und da die
Schlingen mit reichlichen Leukocyten und hyalinen Massen ausgefüllt. In Osmium-
präparaten erscheinen in manchen Glomerulis die Schlingen mit schwarzen Massen
ausgegossen (Fettembolie.) Das Epithel der gewundenen Kanälchen stark ge-
trübt und hie und da kernlos; im Lumen derselben feinste Eiweisskörnchen.
Das Epithel der Henle'schen Schleifen ebenfalls getrübt, in den aufsteigenden
Schleifenschenkeln häufig ausgedehnte Epithelnekrose; in ihrem Lumen fein-
körniges Exsudat und spärliche hyaline Cylinder; letztere sehr zahlreich in
den Sammelröhren. Im interstitiellen Gewebe hie und da kleine Blutungen in der
Umgebung prall gefüllter Kapillaren; nirgends Rundzellenanhäufungen. Die Ka-
pillaren meist leer. Die Arterien sehr eng, in vereinzelten wandständige Plättchen-
thromben. Venen der Marksubstanz prall mit roten Blutkörperchen gefüllt.
Lungen. In den Lungen besteht ausgedehnte Fettembolie. Im Bereich der
im Sektionsbericht erwähnten Blutungen, neben denen sich noch zahlreiche, wenig
ausgedehnte mikroskopische finden, die Kapillaren prall mit roten Blutkörperchen
gefüllt. In zahlreichen kleineren und grösseren Arterien und Venen wandständige
und total obturirende, teils aus feinkörnigem und feinstreifigem Material be-
stehende Thromben. In den Kapillaren sowohl, als in den Arterien äusserst zahl-
reiche Placentarstellen und spärliche, unzweifelhafte Leberzellen. Ausserdem be-
merkt man in mehreren kleinen Arterien häufig kleine kubische Zellen mit tief
schwarzblau gefärbten Kernen, welche häufig zu vieren und sechsen zusammen-
hängen und in ihrer Grösse und ihrem sonstigen morphologischen Verhalten den
die Placentarzotten überziehenden Epithelien gleichen.
Gehirn. Im Gehirn multiple Blutungen, die grösstenteils erst mikroskopisch
— 74 —
nachweisbar sind und besonders zahlreich in der Rinde des Stirnhirns, der
Schlttfenwindnuigen, dem Nueleus caudatus und der Brücke gefunden werden.
Sie liegen in der Umgebung von kleinen Gefässen (Arterien sowohl, wie Venen)
und Kapillaren, die teils enorm dilatirt, teils durch Thromben (Plättchen-, hyaline
und fibrinöse Thromben) verschlossen sind. Die Thromben sind nicht auf die
Blutungen beschränkt, sondern finden sich auch in anderen Gefässen. Mit der
Thromboso verbindet sich häufig eine hyaline Degeneration der Wand und der
anliegenden Gehirnsubstanz. Im Thalamus opticus eine kleine Erweichung, in
deren Bereich und Umgebung eine ausgedehnte hyaline Thrombose der Kapillaren
besteht.
Hera;. Im Herzen besteht starke Trübung der Muskelfasern und geringe
Verfettung. Im Boreiche der oben erwähnten Blutungen die Muskelfasern teils
nekrotisch, in unregelmässige kernlose Schollen zerfallen, teils in hyaliner
Degeneration begriffen. Die Gefässe enorm gefüllt, hie und da in ihnen teils
wandständige, teils obturirende Plättchenthromben.
Pankreas. Im Pankreas ganz spärliche Blutungen in der Umgebung
thrombosirter Venen. Innerhalb der Blutungen die Drüsenepithelien kernlos.
/ rtenis. In den an der Placentarstelle liegenden Venen, die prall mit Blut
gefüllt sind, spärliche, frei im Lumen liegende Riesenzellen; die Wand dieser
Venen von einkernigen Endothelien ausgekleidet. In der Placenta multiple weisse
Infarkte, daneben aber findet sich in zahlreichen intervillösen Räumen eine fein-
körnige und feinfädige trübe Masse, welche abgeblasste rote Blutkörperchen und
Kerndetritus einschliesst. Die Zellenepithelien kernlos und aufgequollen. Das
Zottenstroma ebenfalls kernlos, von Blutungen durchsetzt, welche sich häutig
zwischen Epithel und Zottenstroma eindrängen. In der Umgebung dieser Herde
die Zotten meist gut kernhaltig, aber von Blutungen durchsetzt, durch welche
das Epithel vielfach in Form grösserer oder kleinerer Fetzen von der Unterlage
abgehoben ist.
An den kindlichen Organen finden sich keine Veränderungen.
Fall IX.
Sektionsbericht. Gottstein, Elise. Müllersfrau, 24 .Talire, Primipara.
(Erkrankte am 18./IX. 1890 mittags-, gest. 19./IX.); sec. 19,/IX. 1890.
Mittelgrosse, kräftig gebaute weibliche Leiche; leidlich gut genährt. Haut-
farbe blass, keine Ödeme. An der Bauchwand reichliche Striae, Muskulatur kräftig,
braunrot gefärbt.
Kopfhöhle. Das knöcherne Schädeldach sehr schwer und dick. Aussenfläche
glatt, graugelblich gefärbt, Diploe erhalten, wenig blutreich. An der Innenfläche
reichliches Schwangerschaftsosteophyt. Die harte Hirnhaut stark gespannt, nicht
verdickt; Aussenfläche stark injicirt, Innenfläche glatt und spiegelnd. Im Sinus
longit. sup. flüssiges Blut. Die weichen Hirnhäute an der Konvexität ausserordent-
lich blutreich; die Venen bis in die. feinsten Verzweigungen gefüllt. Die sub-
arachnoidealen Räume leer. Die Gyri abgeplattet, trocken, glänzend. Die Rinde
grauviolett gefärbt. Die Marksubstanz feucht glänzend, lässt zahlreiche abspülbare
Blutpunkte erkennen, nirgends Blutungen. Die Seitenventrikel enthalten eine
Spur blassrötlich gefärbter Flüssigkeit, ihr Ependym zart. Die Centralganglien
blutreich, ebenso Brücke und Medulla oblongata.
Brusthöhle. Zwerchfellstand links an der 5., rechts 4. Rippe.
Thymus geschwunden. Mediastinum zeigt keine Abnormitäten. Pleurahöhlen
leer. Lungen sinken gut zurück.
Im Herzbeutel eine Spur seröser Flüssigkeit; beide Blätter glatt und
spiegelnd.
— 75 —
Das Herz etwas vergrössert, und zwar betrifft die Vergrösserung beide Ven-
trikel gleichmässig. Subperikardiales Fettgewebe reichlich entwickelt Gefässe
an der Oberfläche stark gefüllt. Im rechten Ventrikel dunkelrotes, flüssiges Blut
und spärhche Menge Cruor; Muskulatur von derber Konsistenz, braunrot gefärbt
die Höhle etwas erweitert, Klappen zart. Der linke Ventrikel ist stärker kon-
trahirt, die Wand hypertrophisch, die Höhle eng. An der hinteren Wand zwei
etwa inarkstückgrosse, verwaschen graugelblich gefärbte, scharf umschriebene
Herde, die von der Umgebung durch einen tiefrot gefärbten Saum abgesetzt
werden. Klappen zart. In der Aorta ascendens keine Veränderungen. Coronar-
gefässe intakt.
Die Lungen sind überall gut lufthaltig, der pleurale Überzug glatt und
spiegelnd. Die vorderen Partien graurot, die hinteren dunkelrot gefärbt. Auf der
Schnittfläche des Oberlappens fliesst reichlich rötlich gefärbte, schaumige Flüssig-
keit ab. Die Unterlappen weniger ödematös; es springen hier aber auf der Schnitt-
fläche teils dunkelrot gefärbte, teils graurote Herde hervor, die sich derber an-
fühlen und auf dem Schnitt eine feine Granulirung erkennen lassen. In den
Bronchien reichliche schaumige Flüssigkeit. Schleimhaut etwas injicirt. Die
Bronchialdrüsen etwas pigmentirt, mit vereinzelten kleinen kreidigen Herden.
Tonsillen klein, atrophisch. Die Pharynxschleimhaut stark injicirt. Die
Schilddrüse colloid. In der Trachea feinschaumige Flüssigkeit.
Bauchhöhle. In der Bauchhöhle keine freie Flüssigkeit. Die Höhle des
kleinen Beckens ist von dem stark kontrahirten kindskopfgrossen Uterus an-
gefüllt. Die Dünndarmschlingen stark durch Luft aufgetrieben, die Serosa überall
glatt und spiegelnd. Grosses Netz fettreich.
Die Milz wiegt 185 g, ist von schlaffer Konsistenz. Pulpa verwaschen,
dunkelblaurot gefärbt, quillt etwas hervor. Follikel und Trabekel undeutlich.
Die Nieren von normaler Grösse, Kapsel leicht abziehbar, Oberfläche glatt,
marmorirt, derart, dass graugelbe Herde mit verwaschen grauroten abwechseln.
Konsistenz derb. Die Rinde nicht verbreitert, verwaschen, graugelblich und grau-
rot gefärbt, trübe. Die Marksubstanz scharf gegen die Rinde abgesetzt, dunkel-
blaurot gefärbt. Nierenbecken und Ureteren nicht erweitert. Die rechte Niere
etwas grösser als die linke, Kapsel an einigen Stellen adhärent; Oberfläche gran-
rot gefärbt, nur hie und da etwas gelblich. Die Rinde intensiv getrübt. Das
Nierenbecken doppelt, ebenso der Ureter bis an die Linea innominata, keine Er-
weiterung derselben.
In der Harnblase geringe Menge schwachgrünen Urins, Schleimhaut fleckig
gerötet, im Trigonum vereinzelte Blutungen.
Die Scheide weit, in ihrer hinteren Kommissur ein l3/., cm langer Riss.
Die Scheidenschleimhaut von Blutungen durchsetzt, im hinteren Scheidengewölbe
oberflächliche Abschürfungen. Der Muttermund klafft sehr weit. Die Mutterrannds-
lippen geschwollen, blutig infiltrirt. Der Fundus uteri enthält vereinzelte schlaffe
Blutgerinnsel, nach deren Entfernung die Innenfläche im allgemeinen glatt er-
scheint. An der hinteren Fläche die Placentarstelle. Die Venen an derselben
nicht thrombosirt. Die Muskulatur rötlichweiss gefärbt, die venösen Sinus leer.
Parametrien normal. Die Tuben an ihrem abdominalen Ende stark injicirt.
In beiden Ovarien vereinzelte erbsengrosse Cysten, im rechten Ovarium ein
frisches Corpus luteum. Die Venae uterinae und sperraaticae mit flüssigem, dunkel-
rotem Blut prall gefüllt.
Die Leber von normaler Grösse, wiegt 1800 g, Oberfläche im allgemeinen
blass braunrot gefärbt. Auf der Oberfläche des rechten Leberlappens, spärlicher
auf der des linken Stecknadel- bis linsengrosse, unregelmässig zackig umgrenzte
rote Flecken, die etwas auf der Schnittfläche vorspringen und häufig im Central»
— 76 -
einen feinen weissen Punkt erkennen lassen. Konsistenz schlaff; auf der Schnitt-
fläche sind ebenfalls zahlreiche rote Flecken und Streifen erkennbar, hie und
da bemerkt man scharf umschriebene, opake, gelbgraue Flecken, im Bereicli
deren die acinöse Struktur vollständig verwischt ist. Die Pfortader enthält
dunkelrotes, flüssiges Blut. Die grossen Lebervenen leer, durch ihre Wand
schimmern lue und da die im Leberparenchym liegenden Blutungen hindurch.
Die Magenschleimhaut im allgemeinen Mass, auf der Höhe ihrer Falten etwas
gerötet. An der kleinen Kurvatur vereinzelte Blutungen und hämorrhagische
Erosionen.
Die Darmschleimhaut blass ; die Mesenterialsveuen leer.
Sektion des Kindes, welches 6 Stunden gelebt hat.
50 cm langes, gut entwickeltes Kind. Die Hautdecken im allgemeinen
blass, Gesicht etwas eyanotisch.
Die Lungen lufthaltig, an der Pleura zahlreiche Ekchymosen. Im Herzen
flüssiges Blut.
Die Milz 12 g schwer, sehr blutreich, derb. Nieren etwas vergröflBert,
von mässig fester Konsistenz, Kapsel leicht abziehbar. Die Oberfläche im allge-
meinen graurot gefärbt, von zahlreichen punktförmigen Blutungen übersät.
Letztere au der Rinde erkennbar, welche etwas vorquillt. Die Marksubstanz
tief dunkelrot gefärbt. Die Leber blaurot gefärbt, von praller Konsistenz.
Magen und Darm ohne Veränderungen.
Bakteriologische Untersuchung. Die bakteriologische Untersuchung
ergiebt in bezug auf Gehirn, Leber und Nieren, sowie auf die kindlichen Organe
ein negatives Resultat. Aus den aus der Lunge und der Milz angelegten Platten
wachsen spärliche Kolonien von Staphylococcus pyogenes aureus und mehrere
Kulturen eines sehr beweglichen, in Gelatine verflüssigenden Bacillus.
Mikroskopische Untersuchung. In der Leber zahlreiche hämorrha-
gische, spärliche anämische Nekrosen. In den interlobulären Pfortaderästen
hyaline Thromben, in den etwas grösseren Pfortaderästen teils wandständige,
teils obturirende Plättchenthromben. Die Arterien sind leer. In den Gallen-
gängen hie und da rote Blutkörperchen. In dem nicht nekrotischen Lebergewebe
sind die Leberzellen ziemlich stark verfettet. Die Lebervenen leer.
Nieren. Die Glomeruli in der Mehrzahl intakt. An vereinzelten die Kapsel
verdickt, an anderen Epitheldesquaination. Die Schlingen teils leer, teils prall
mit roten Blutkörperchen gefüllt, vereinzelte hyalin degenerirt. In zahlreichen
Kapselräumen feinkörnige Eiweissniederschläge. An den Epithelien der gewundenen
Harnkanälchen besteht ausgedehnte Nekrose, nur hie und da trifft man auf Inseln,
wo die Epithelien noch kernhaltig sind. Das Epithel der Henle'schen Schleifen
lue und da kernlos, meist gut erhalten, aber stark verfettet. Im Lumen der
Harnkanälchen feinkörniges Exsudat; in den Sammelröhren zahlreiche hyaline
Cylinder. Im interstitiellen Gewebe finden sich zahlreiche, teils um Kapillaren,
teils um kleine Venen gelegene Rundzellenherde. Die Kapillaren teils leer,
teils so prall mit roten Blutkörperchen gefüllt, dass die Konturen der letzteren
nicht mehr zu erkennen sind. Derselbe Befund an zahlreichen kleinen Venen.
Die Arterien meist leer, hie und da aber prall mit roten Blutkörperchen erfüllt.
In vereinzelten, etwas grösseren, in der Marksubstanz gelegenen Arterienstämmchen
finden sich der Wand dicht anliegende feinkörnige und feinfädige Massen, die
spärliche abgeblasste und geschrumpfte rote Blutkörperchen und in Zerfall be-
griffene Leukocyten einschliessen.
Lungen. In den Lungenkapillaren finden sich ausserordentlich zahlreiche Riesen-
zellen, derart, dass in jedem Schnitt, aus den verschiedensten Teilen genommen,
stets diese Zellen in grosser Anzahl gefunden werden. In spärlichen Kapillaren
— 77 -
hyaline Thromben. Die grösseren Arterien prall mit roten Blutkörperchen
gefüllt, die Venen meist leer. In zahlreichen Bezirken der Lungen finden sich
in den Alveolen Blutungen.
Gehirn. In der Rinde des Stirnhirns, sowie in den Centraiganglien und
Brücke ganz spärliche, wenig ausgedehnte, erst mikroskopisch nachweisbare
Blutungen, welche in der Umgebung von prall gefüllten Kapillaren und kleinen Venen
liegen. In ganz vereinzelten Kapillaren hyaline Thromben. Nur im rechten Thalamus
opticus findet sich an einer circumscripten Stelle eine ausgedehnte hyaline Thrombose
der Kapillaren, in ihrer Umgebung ist die Gehirnsubstanz erweicht. Die Arterien der
Rinde meist sein- stark gefüllt, in ihrer Lymphscheide häufig ziemlich zahlreiche
Blutkörperchen.
Herz. Die Muskelfasern meist gut erhalten, nur hie und da stark mit
Fetttröpfchen durchsetzt. Zwischen ihnen ganz spärliche Blutungen. Die Kapil-
laren und Venen teils leer, teils stark gefüllt, die Arterien leer. Die im
Sektionsbericht erwähnten gelbweissen Herde an der hinteren Fläche des Herzens
erwiesen sich bei der mikroskopischen Untersuchung als blasse Infarkte. Die
Muskelfasern sind kernlos, ohne erkennbare Querstreifung, teilweise in trübe
Schollen zerfallen. Die zwischen den Muskelfasern gelegenen Bindegewebszellen
sind noch kernhaltig. Die Kapillaren im Bereich der Infarkte durch hyaline
Thromben verschlossen. Die hyaline Thrombose setzt sich fort in die kapillaren
Arteriolen und endigt in einem etwa stricknadeldicken Arterienast. Hier zeigt
der Pfropf eine feine streifige Beschaffenheit und schliesst geschrumpfte Leuko-
cytenkerne ein.
Pankreas normal.
Uterus nicht untersucht.
Magen. In der Magenschleimhaut liegen die Blutungen um prall gefüllte
Kapillaren und kleine Venen herum; die in denselben enthaltenen roten Blut-
körperchen sind gegeneinander abgeplattet, häufig sind ihre Konturen nicht zu
erkennen.
Die kindlichen Organe. In den Lungen spärliche Blutungen, Leber normal.
Nieren. Die Glomeruli vollständig intakt. Die Epithelien der gewundenen
Harnkanälchen zum Teil kernlos, gequollen; die Henle'schen Schleifen intakt.
In den Sammelröhren feinkörniges Exsudat. In dem interstitiellen Gewebe
Blutungen. Arterien prall gefüllt.
Fall X.
Sektionsbericht. Enke, Martha, 20 Jahre. Erkrankt am 27. X. 1889,
gest. an Eklampsie 5. XI. 1889.
Mittelgrosse, gracil gebaute weibliche Leiche; an den unteren Extremitäten
geringe Ödeme. Die Hautfarbe im allgemeinen blass. An den unteren Extre-
mitäten und am Rumpfe zahlreiche ausgedehnte, subcutan gelegene Blutungen.
An der Bauchhaut reichliche frische Striae. Brustdrüsen prall, lassen reichlich
Colostrum ausdrücken. Die Muskulatur gut entwickelt, tiefrot gefärbt, Ine
und da von einzelnen Blutungen durchsetzt. Fettgewebe gut entwickelt.
Kovffwhle Die weichen Schädeldecken sind ziemlich blutreich, an der
Galea vereinzelte Ekchymosen. Das knöcherne Schädeldach an der Aussenflache
gelbweiss gefärbt. Periost leicht abziehbar, Diploe blutreich. Die Tabula
vitrea mässig fest mit der Dura verwachsen, lässt an ihrer Innenfläche ausge-
dehnte Osteophytbildung erkennen. Die Dura mater ist straff ge q,aan , von
normaler Dicke. Die Innenfläche glatt und spiegelnd. Im Sinus longit sup.
dunkelrotet flüssiges Blut. Die weichen Hirnhäute zart, d» Subarachnoideal-
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räume mässig mit klarer Flüssigkeit gefüllt, ihre Gefässe wenig blutreich.
Die Carotis Interna beiderseits durch einen das Lumen prall ausfüllenden, gelblich-
weissen Pfropf, welcher der Wand nur locker aufsitzt, ausgefüllt. Links reitet
der Pfropf auf der Teilungsstello der Carotis interna und reicht bis in die
Arteria corporis callosi und A. fossae Sylvii hinein. Grosshirn, dessen Windungen
stark abgeflacht sind, zeigt eine weiche Konsistenz, seine Oberfläche ist trocken
glänzend. Auf den Hemisphärendurchschnitten treten spärliche abspülbare Blut-
punkte hervor. Sowohl im weissen Marklager, als besonders in der Rinde be-
merkt man ausserordentlich zahlreiche kleine verwaschene, dunkelrot gefärbte
Herde, in deren Centruin sich meist ein tiefrot gefärbter Punkt nachweisen
lässt. Ahnliche Herde bemerkt man auch in den Centralganglien, deren Zeichnung
ausserordentlich verwaschen ist. Brücke, Medulla oblongata und Kleinhirn lassen
keine Veränderungen erkennen.
Brusthöhle. Zwerchfellstand links an der 7., rechts an der 6. Rippe.
Sternum ohue Besonderheiten. Das Mediastinum stark ödematös. In der linken
Pleurahöhle circa 1 1 stark getrübter, gelblichroter Flüssigkeit, in der reichlich
Fibrinflocken flottiren. In der rechten Pleurahöhle findet sich ein ähnlicher
Erguss. Die linke Lunge liegt vollständig kollabirt der Wirbelsäule an, die
rechte sinkt nur wenig zurück. Pleura costalis und pulmonalis beiderseits mit
einer dicken Schicht gelbweissen, weichen Fibrins bedeckt.
Im Herzbeutel die gewöhnliche Menge Flüssigkeit. Beide Blätter glatt
und spiegelnd.
Das Herz von normaler Grösse, von schlaffer Konsistenz. Das subperi-
kardiale Fettgewebe ist reichlich entwickelt, die Gefässe prall gefallt. Der
rechte Ventrikel stark kontrahirt, enthält spärliche speckhäutige Gerinnsel. Die
Muskulatur von guter Konsistenz, Endokard und Klappen intakt. Der linke
Ventrikel und Vorhof schlaff. Die Muskulatur sehr kräftig entwickelt, braunrot
gefärbt, etwas hypertrophisch (15 mm). Die Mitralklappen intakt, glatt und zart.
In beiden Lungen finden sich mehrere erbsen- bis kirschgrosse Abscesse,
daneben frische und ältere, in eitriger Schmelzung begriffene Aspiration spnen-
monien. Die linke Lunge vollständig atelektatisch. Die Bronchialschleim-
haut ist intensiv gerötet, geschwollen, mit bräunlichgelben, eitrigen Massen belegt.
Die Lungenarterien normal. In einer im rechten Unterlappen gelegenen Vene
dritter Ordnung ein das Lumen prall ausfüllender gelbweisser, fester Thrombus,
welcher sich bis in die kleinsten Gefässe fortsetzt; die dem Verzweigungsgebiet
dieser Vene entsprechende. Lungenpartie tiefrot gefärbt, fest, luftleer, ohne Abscesse.
Die Zunge liegt zwischen den Zähnen und zeigt an ihren freien Rändern
zahlreiche Bisswunden. Die Schleimhaut des weichen Gaumens und Pharynx
stark injicirt Die Schilddrüse deutlich colloid. Die aryepiglottischen Falten
stark ödematös. Die Schleimhaut der Trachea geschwollen, mit zähem, eitrigem
Schleim bedeckt.
Bauchhöhle. Die Bauchhöhle enthält keine freie Flüssigkeit; die Dünndarm-
schlingen fast leer, stark kontrahirt. Das Bauchfell glatt und spiegelnd, zeigt
hie und da stärkere Gefässinjektionen. Das grosse Netz ist fettreich, liegt
zusammengerollt an der grossen Kurvatur des Magens.
Die Milz ist etwas vergrössert (15:9:5), ausserordentlich schlaff und weich.
Oberfläche glatt, graubläulich gefärbt, die Pulpa breiartig weich, bläulichrot
gefärbt, mit vereinzelten Blutungen.
Die Nebennieren von normaler Grösse, schlaffer, weicher Konsistenz.
Die Nieren etwas grösser als normal, schlaff und weich. Die Kapsel leicht
abziehbar, die Oberfläche glatt, verwaschen, graurot gefärbt. Die Schnittfläche
blutreich. Die Rinde verbreitert, vorquellend, intensiv getrübt. Die Marksnbstanz
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etwas blutreicher als die Rinde, zeigt herdweise Blutungen. In beiden Nieren-
becken eine geringe Menge trüber Flüssigkeit. Die Schleimhaut etwas ge-
schwollen, gerötet; die Ureteren nicht dilatirt.
on. D,ie P'T1^86. stark kontrahirt, enthält wenig trüben Urin: ihre
Schleimhaut neckig mjicirt.
Die Scheide ist sehr weit, ihre Schleimhaut dunkelblaurot gefärbt, von
vereinzelten Blutungen durchsetzt. Am Cervix ein bis in das hintere Scheiden-
gewölbe reichender, oberflächlicher Riss. Die vordere und hintere Muttermunds-
lippe sind geschwollen, dunkelblaurot gefärbt, aber nirgends eitrig infiltrirt Der
Uterus kleinkindskopfgross, von derber Konsistenz; die Höhle mässig weit mit
bräunlichroter trüber Flüssigkeit erfüllt. Ihrer Wandung haften noch reichliche
Eihaut- und Piacentarreste an, nach deren Entfernung aber die Innenfläche
des Uterus glatt und nur mässig gerötet hervortritt. Die Muskulatur des Uterus
ist graurot gefärbt, von guter Konsistenz. Die Gelasse zeigen nirgends Thromben.
Die Lymphgefässe intakt. Die Parametrien frei. Die Ovarien von normaler
Grösse, im rechten ein kirschgrosses Corpus luteum verum. Die Venae
spermaticae und uterinae stark gefüllt.
Die Leber von normaler Grösse, Oberfläche glatt, im allgemeinen dunkel-
braunrot gefärbt; doch treten in der Nähe des Ligament, suspens. und an ihrem
unteren freien Rande ganz vereinzelte opake, gelbweisse Streifen und Flecken
hervor. Daneben finden sich vereinzelte feine, tiefrot gefärbte, etwas über die
Oberfläche prominirende, etwa stecknadelkopfgrosse Herde. Die acinöse Struktur
ist im allgemeinen deutlich, die Schnittfläche blutreich. Die Pfortader ist durch
einen deutlich geschichteten, das Lumen prall ausfüllenden Pfropf vollständig
verschlossen. Derselbe setzt sich nach unten zu in die Vena mesent. sup. und
Vena lienalis, nach oben zu bis in die in der Leber gelegenen Pfortaderäste fort.
Die Magen- und Darmschleimhaut etwas geschwollen und gerötet.
Bakteriologische Untersuchung. In den Lungenabscessen lassen sich
durch die Kultur und in Schnittpräparaten reichliche Staphylo- und Streptokokken
nachweisen. Aus der Milz gehen Kolonien von Staphylococcus pyogenes aureus
und albus auf, desgleichen aus Nieren, Gehirn und Leber. Auf den ans dem
letztgenannten Organ angelegten Platten finden sich ausserdem auch noch
Kolonien eines Bacillus, welcher in seinem morphologischen und kulturellen
Verhalten mit dem Bacillus coli commun. übereinstimmt. Dieselben Bacillen
finden sich auch in Schnittpräparaten in grösseren Gallengängen und sind meiner
Ansicht nach durch die Gallengänge in die Leber eingedrungen, wahrscheinlich
sogar erst postmortal, da zwischen Tod und Sektion 46 Stunden vergangen
waren.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. In der Leber finden sich, ent-
sprechend den im Sektionsbericht erwähnten gelbweissen Streifen, nekrotische
Herde, welche meist aus homogenen, kernlosen Massen bestehen und nur hie und
da auch kernlose, in ein Fibrinfasernetz eingebettete Leberzellen und abgeblasste
rote Blutkörperchen erkennen lassen. Die Herde nehmen stets die Peripherie
der Acini ein. Vereinzelte zeigen insofern ein etwas abweichendes Verhalten,
als sie auf das dichteste von in Zerfall begriffenen Leukocyten umgeben und
durchsetzt sind. Hier lassen sich zwischen den Leukocyten spärliche Kokken
nachweisen. In den Interlobularvenen, soweit in ihrer Umgebung nekrotische
Herde erkennbar sind, hyaline Thromben. Die übrigen Pfortaderäste leer. An
den Arterien und Venen keine Veränderungen. Das übrige Lebergewebe eben-
falls intakt. Der Pfropf in der Pfortader ist deutlich geschichtet; der Wand
liegt unmittelbar eine Schicht an, die sich aus homogenen oder feinstreifigen,
spärliche geschrumpfte Kerne einschliessenden Massen zusammensetzt. An diese
— 80 -
schliesst sich eine ziemlich dicke Schicht von in Zerfall begriffenen Leukocyten
an, der Kern endlich wird aus zahlreichen, dichtgedrängten roten Blutkörperchen
gebildet, zwischen denen spärliche Leukocyten und feinkörnige und feinfädigo
Massen nachweisbar sind.
Nieren. An den gewundenen Kanälchen nur geringfügige Veränderungen:
sie bestehen in geringer Trübung und Schwellung, nur hie und da vereinzelte
kernlose Zellen. Der gleiche Befund ergiebt sich an den Henle'schen Schleifen.
Im Lumen ganz spärliches, feinkörniges Exsudat und rote Blutkörperchen; in
den Sammelröhren vereinzelte hyaline Cylinder. Die Glomeruli erscheinen vielfach
sehr kernreich, in ihren Schlingen hie und da Kokkenembolien. In den Kapsel-
räumen vielfach rote Blutkörperchen. Im interstitiellen Gewebe hie und da reich-
liche Anhäufung von Leukocyten um die kleinen Venen und Kapillaren; hie und
da auch Blutungen. In vereinzelten Kapillaren Kokkenembolien.
Idingen. Abgesehen von den Abscessen, welche das bekannte mikrosko-
pische Bild darbieten, nur Veränderungen in den Bezirken, aus welchen die
thrombosirte Vene hervorgeht. Hier sind die Kapillaren vielfach durch hyalin«
Thromben verschlossen. In den Alveolen teils reichliche rote Blutkörperchen,
zwischen denen hie und da ein feines fibrinöses Netzwerk sich nachweisen lässt,
teils feinfädiges Fibrin, dessen Fäden sich in ein der Alveolarwand anliegendes
hyalines Band fortsetzen. Zwischen den Fibrinfäden spärliche Leukocyten. Die
kleineren Venen ebenfalls durch hyaline Massen thrombosirt. Der Thrombus in
der grösseren Vene zeigt in verschiedenen Abschnitten ein verschiedenes Aus-
sehen: in den dem Wurzelgebiet benachbarten Teilen besteht er aus einer der
Wand anliegenden hyalinen Schicht, welcher sich feinkörnige und feinfädige Massen
auflagern, die ihrerseits in Zerfall begriffene Leukocyten und rote Blutkörperchen
einschliessen. In den mehr gegen den Lungenhilus zuliegenden Teilen der Vene
liegt der Wand eine feinkörnige Schicht auf, die spärliche geschrumpfte Kerne
einschliesst, während die centralen Teile des Thrombus aas dichtgedrängten, ab-
geblassten und geschrumpften roten Blutkörperchen bestehen, die durch ein fein-
fädiges Fibrinnetzwerk zusammengehalten werden. Weder in den Arterien, noch
Kapillaren lassen sich mit Sicherheit Placentarzellen nachweisen; in den Kapil-
laren finden sich ziemlich häufig grosse Chromatinklumpen, aber es ist nicht mit
Sicherheit zu entscheiden, ob es sich hier um zusammengesinterte Leukocyten-
kerne oder zusammengepresste Placentarzellenkerne handelt.
Gehirn. Die in den Carot. internae gefundenen Pfropfe zeigen genau
denselben Bau wie der in den thrombosirten Lungenvenen gefundene. Die
periphere Zone besteht aus feinkörnigem Material, das Centrum aus abgeblassten,
durch ein Fibrinnetz zusammengehaltenen roten Blutkörperchen. Die Blutungen
in der Hirnrinde und den Gentraiganglien liegen um kapillare Gefässe herum,
deren Lumen durcli einen aus Kokken bestehenden Pfropf verlegt ist. Mitunter
findet sich in der Nachbarschaft dieser Gefässe eine stärkere Rundzellenonsamm-
lung. Nur ganz vereinzelt lassen sich hyaline Thromben in den Kapillaren der
Rinde und der weichen Häute nachweisen, in deren Umgebung die Gehirnsubstanz
kernlos, eigentümlich starr glänzend und leuchtend rot (mit Eosin und Carmin
gefärbt) erscheint.
Herz. Das Herz zeigt eine geringe Trübung der Mnskelfasern. In ver-
einzelten Kapillaren Kokkenembolien, in deren Umgebung sich Rundzellen finden
und Blutungen erkennbar sind.
Pankreas nicht untersucht.
Milz. Die Milz bietet das gewöhnliche Bild der infektiösen Schwellung dar.
Uterus zeigt keine Veränderungen.
— 81 —
Fall XI.
Kranke^eschichte Weisshaupt, Bertha. Verkäuferin, 21 J., Primi-
para. Anfg. 8.'X. 1890 abends 11 Uhr 30, gest 10 /X 1890
»hw™™^ zugeführt. Ende des 8. Monats
schuangei. Kind in II. Schädellage. Becken normal. Ernährungszustand massig.
Haut blass, keine Ödeme. Puls 78. Schwitzbett. 45
Wehen schwach. Muttermund 4 cm weit. Blase steht. Kopf in Beckeuweite
Blase springt am 9,X. 5 Uhr früh. Geburt des Kindes am 9 /X 7 Uhr 50 Min
früh. Placenta 8 Uhr 30 Min. Exitus letal, am 10 'X
Sektion am ll./X. 22 Stunden p. m. Hochgradiges Ödem und Hyperämie
beider Lungen mit vereinzelten Blutungen. Odem des Gehirns. Parenchymatöse
Degeneration der Nieren. Uterus puerperalis. Multiple, zum Teil sehr umfang-
reiche Blutungen in der Leber, daneben blasse, infarktähnliche Herde Hoch-
gradige venöse Hyperämie des Magens mit vereinzelten Hämorrhagien Stauun°-
in der Milz.
(Anmerkung. Ein ausführliches Protokoll fehlt leider, da der betreffende
Fall in meiner Abwesenheit zur Sektion gelangt war. Bakteriologische Unter-
suchung nicht angestellt. Zur mikroskopischen Untersuchung liegen leider nur
Stücken aus der Leber, den Nieren und den Lungen vor.)
Mikroskopische Untersuchung. Leber. In der Leber ausgedehnte
frische hämorrhagische Nekrosen. In den interlobulären Pfortaderästen hyaline
und feinkörnige Thromben, nur hie und da fibrinöse Pfropfe. In vereinzelten
kleinen Arterien teils wandständige, teils das Lumen verschliessende, feinkörnige
Massen; in den Lebervenen hie und da Leberzellen. Das übrige Lebergewebe
lässt keine Veränderungen erkennen; jedenfalls besteht keine stärkere Verfet-
tung. In den Gallengängen hie und da reichliche rote Blutkörperchen. In kleineu
Pfortaderästen und Kapillaren spärliche, ziemlich dicke Bacillen.
Nieren. Die Glomeruli meist normal; hie und da in den Schlingen hyaline
Thromben, an der Oberfläche der Niere ganz vereinzelte verödet; in einigen
Kapselräumen feinkörniges Exsudat. Das Epithel sämmtlicher Kanälchen fast völlig
normal, nur ganz spärlich kernlose Zellen. Die gewundenen Kanälchen stellen-
weise etwas erweitert. Im Lumen feinkörnige Eiweissniederschläge und spärliche
hyaline Cylinder. Im interstitiellen Gewebe hie und da Rundzelleninfiltrate um
kleine Venen herum. Die intertubulären Kapillaren stark gefüllt, hie und da
durch hyaline Thromben verschlossen. Die Venen des Markes sehr stark dilatirt
und prall mit roten Blutkörperchen gefüllt, deren Konturen häufig nicht mehr
zu erkennen sind. In vereinzelten Arterien wandständige Plättchenthromben.
Lungen. In den Lungenkapillaren zahlreiche Riesenzellen; in vereinzelten
hyaline Thromben. In zahlreichen Alveolen rote Blutkörperchen. Die grösseren
Arterien und Venen prall gefüllt. In vereinzelten kleinen Arterien Leberzellen.
Fall XII.
Bischoflf, 35 Jahre. Erkrankte 26./I. 1891, gest. an Eklampsie 28./I. 1891.
Sektion 8 St. p. m. Grosser, kräftig gebauter weiblicher Körper, sehr guter
Ernährungszustand. Fettpolster sehr gut entwickelt, ebenso Muskulatur. Inten-
siver Ikterus. Am Rumpf und an den Extremitäten zum Teil sehr ausgedehnte
Blutextravasate. Am Abdomen und den. unteren Extremitäten reichliche frische
Striae, am Unterschenkel ein etwa fünfmarkstückgrosses callöses Geschwür.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken sind ausserordentlich blutreich, hie
und da finden sich fünfmarkstück- bis markstückgrosse Blutungen in der Galea.
Das knöcherne Schädeldach ist etwas asymmetrisch, sehr dick und schwer. An
S ch morl, Eklampsie. 6
— 82 —
der Aussenfläche glatt, die Diploe sehr blutreich, an der Vitrea ausgedehnte
Sch wang-erschaftsostcophy ten .
Dura mater straff gespannt, normal dick, aussergewöhnlich stark ikterisch
und injicirt. Die Innenflache blass und spiegelnd. Tm Sinus longitud. sup. dunkel-
rotes, flüssiges Blut, Die Gyri an der Oberflache deutlich abgeflacht. Die Gefässe
an der Hirnbasis glatt und zart; die Hirnnerven makroskopisch ohne Besonder-
heiten. In der Rinde und im weichen Marklager treten zahlreiche abspiilbare
Blutpunkte hervor. Daneben bemerkt man aber hie und da, und zwar besonders
in der Rinde punktförmige Hämorrhagien. In den Peitenventrikeln findet sich
eine geringe Menge tiefgelb gefärbter Flüssigkeit. Ependym weich. Unter dem
Ependym des rechten Streifenhügels eine etwa linsengrosse, blaurötlich verfärbte
Stelle, in deren Umgebung sich ziemlich zahlreiche punktförmige Hilmorrhagien
finden. Unter dem Ependym des linken Seitenventrikels mehrere punktförmige
Härmorrhagien. Dritter und vierter Ventrikel normal.
Kleinhirn ohne Veränderung. In der rechten Hälfte des Pons mehrere
stecknadelkopfgrosse Hämorrhagien. Medulla oblongata ohne Besonderheiten.
Brusthöhle. Zwerchfellstand links an der 4., rechts an der 5. Rippe.
Pleurahöhle leer. An der Durchtrittsstelle der Vena cava durch das Zwerchfell
bemerkt man eine etwa fünfmarkstückgrosse Blutung.
Im Herzbeutel eine geringe Menge bernsteingelber Flüssigkeit. Das Herz
grösser als normal, ausserordentlich schlaff. Im rechten Ventrikel speckige Ge-
rinnsel. Die Höhle nicht wesentlich erweitert. Die Muskulatur von normaler Dicke,
sehr mürbe, graugelblich gefärbt, mit vereinzelten opaken, gelbweissen Flecken
und Streifen. Der rechte Vorhof etwas erweitert. Herzohr leer. Der linke Ven-
trikel ziemlich weit, enthält dunkelrotes flüssiges Blut. Die Muskulatur schlaff
und weich, verwaschen, gelblichrot gefärbt. Endokard und Klappen intakt.
Die Lungen sind überall gut lufthaltig. Unter der Pleura, die überall glatt
und spiegelnd erscheint, bemerkt man einige punkt- und linsengrosse Ekchy-
mosen; letztere finden sich auch auf der Schnittfläche der Lunge. Das Lungen -
gewebe ist blutreich und stark ödematös. Die Bronchialschleimhaut dunkelblaurot
gefärbt und geschwollen, mit feinschaumigem Schleim belegt. In den grösseren
Lungengefässen dunkelroter Cruor, in welchem sich bei der mikroskopischen
Untersuchung ziemlich reichlich Leberzellen nachweisen lassen.
Halsorgane bieten keine Abnormitäten dar.
Bauchhöhle. Bei Eröffnung der Bauchhöhle entleert sich eine geringe Menge
tiefgelb gefärbter, klarer Flüssigkeit. Das Bauchfell ist glatt und spiegelnd.
Das grosse Netz fettreich.
Die Milz nicht unbedeutend vergrössert (wiegt 400 g), sehr weich und
schlaff. Oberfläche glatt, dunkelgraurot gefärbt. Die Schnittfläche vorquellend,
sehr blutreich.
Die linke Nebenniere von normaler Grösse und schlaffer Konsistenz. Die
Binde tiefgelb gefärbt. Marksubstanz fleckig gerötet.
Die linke Niere von normaler Grösse, von schlaffer und weicher Konsistenz.
Die Kapsel leicht abziehbar. Oberfläche glatt, graugelblich gefärbt, die Rinde,
etwas vorquellend, zeigt ein verwaschenes Aussehen. Hie und da vereinzelte
Blutungen. Im perirenalen Fettgewebe rechts bemerkt man eine ziemlich ausge-
dehnte Blutung. Die rechte Niere zeigt im allgemeinen dasselbe Verhalten, wie
die linke, nur finden sich hier ausser den Blutungen vereinzelte Stecknadel-
kopf- bis halberbsengrosse Infarkte. Nierenbecken und Ureteren nicht erweitert.
Die Harnblase enthält eine geringe Menge trüben Urins. Die Schleimhaut
etwas gelblich geiärbt, nirgends Hämorrhagien. Die Scheide ist weit, an ihrer
hinteren Wand ein oberflächlicher Schleimhautriss. Die Schleimhaut tief dunkelrot
- 83 —
g fiStr T T1S6 blutlgTT1??ltnrt- Der Ute™* « circa kindskopfgross, von
(W? An TrT\Seme™Ui eDthf due mäSsi^e Men^e dunkelten, festen
2JSS5M ntn1dephlfteren W^nd .ei^elne Piacentarreste. Die Muskulatur^ grau-
lotlich; an der Portio vaginalis ein bis in das hintere Scheidengewölbe reichender
Riss. Im rechten Ovarium ein im Centrum erweichtes Corpus luteum verum Die
Tuben an ihrem abdominalen Ende stark injicirt. In der Placenta ziemlich
ausgedehnte meist keilförmig gestaltete Herde, welche teils eine verwaschene
graurote, teils eine gelbweisse Farbe darbieten. An den Eihäuten keine Abnor-
mitäten.
Die Leber, etwas vergrössert (2250 g schwer), besitzt eine ziemlich
pralle Konsistenz. Die Oberfläche ist glatt und zeigt ein ausserordentlich buntes
Aussehen, indem tiefgelb gefärbte Herde mit tiefroten abwechseln. Der erst-
erwähnte Farbenton herrscht ganz entschieden vor und lässt hie und da einen
Stich ins Graue erkennen. Die dunkelroten Partien sind meist punkt- und
streifenförmig angeordnet, häufig netzartig verbunden; mitunter konfluiren sie auch
zu fast handtellergrossen Herden, in deren Bereich man aber meist immer noch
graugelbe, deutlich acinöse Struktur zeigende Leberinseln erkennen kaun. Die
Schnittfläche zeigt dasselbe Aussehen wie die Oberfläche. Ferner treten auf der
ersteren zahlreiche feine, opake Pünktchen hervor, die nur selten die Grösse
eines Stecknadelkopfes erreichen. Der Gallengang ist durchgängig. In der Gallen-
blase zähe, dickflüssige Galle. Die Wand der Gallenblase ödematös.
Im Magen eine geringe Menge schwärzlich gefärbten, breiigen Inhalts
von indifferentem Geruch. Die Schleimhaut sehr blass. Im Darm eine geringe
Menge gallig gefärbten Inhalts. Schleimhaut blass.
Pankreas ziemlich blutreich.
Die Aorta zeigt ganz geringe Arteriosklerose.
Bakteriologische Untersuchung ergiebt in betreff des Gehirns,
der Nieren, der Leber, des Pankreas und der Placenta ein negatives Resultat.
Nur aus der Lunge gehen spärliche Kolonien von Staphylococcus pyogenes
aureus auf.
Mikroskopische Untersuchung. In der Leber sehr ausgedehnte
hämorrhagische Nekrosen, welche sich genau unter dem Bilde darstellen, wie es
schon zu wiederholten Malen beschrieben wurde. Auffallend sind hier die aus-
gedehnten Blutungen im periportalen Bindegewebe, welche vielfach die Gallen-
gänge komprimiren; häufig ist auch die Wand der Gallengänge durchbrochen
und das Lumen dann prall mit roten Blutkörperchen erfüllt. In den kleineren
Gallengängen und Gallenkapillaren Gallenthromben, welche besonders schön in
den in Sublimat fixirten Präparaten hervortreten. In den Interlobularvenen
Plättchen- und hyaline Thromben, in grösseren Pfortaderästen wandständige
Thromben, die teils geschichtet sind, teils nur aus feinkörnigen Massen bestehen.
In den kleineren Arterien hie und da Plättchenthromben. Die Centraivenen
meist leer; in ihnen, sowie in den grösseren Lebervenen reichliche Leberzellen.
Nieren. Die Epithel ien hochgradig getrübt, hie und da in ihnen feine Fett-
tröpfchen. In den gewundenen Kanälchen die Epithelien fast sämmtlich kernlos;
in den Henle'schen Schleifen ebenfalls zahlreiche kernlose Epithelien, letztere auf-
gequollen, zum Teil desquamirt. Im Lumen feinkörnige Niederschläge und hie und
da zahlreiche rote Blutkörperchen. In den Sammelröhren das Epithel intakt, hie
und da von feinen, gelblichgrünen Pigmentkörnchen durchsetzt. In Lumen zahl-
reiche hyaline Cylinder. Die Glomeruli enthalten in ihren Kapselräumen fein-
körnige Eiweissniederschläge, daneben mehr oder weniger reichlich rote Blut-
körperchen. Das Schlingenepithel vielfach desquamirt. Die vom Epithel ent-
blössten Schlingen getrübt oder stark glänzend; im übrigen die Schlingen meist
6*
prall mit roten Blutkörperchen gefüllt. Im interstitiellen Gewebe ausgedehnte
Blutungen, liie und da vereinzelte Rundzellenherde in der Umgebung kleiner
Venen. Die Kapillaren hie und da prall mit roten Blutkörperchen gefüllt, die
meist so dicht stehen, dass ihre Konturen nicht mehr zu erkennen sind; in ver-
einzelten hyaline Thromben. Die Arterien meist leer, hie und da in ihnen wand-
ständige Thromben. Die Venen prall gefüllt.
Ein eigentümliches Verhalten zeigen die im Bereiche der Infarkte liegenden
Kapillaren und kleineren Arterien. Wahrend bei den gewöhnlichen embolischen
Infarkten diese Gefässe meist völlig leer sind und nur an der Spitze des
Infarktes sich ein verlegtes Arterienstämmchen nachweisen lässt, findet sich hier
eine hyaline Thrombose sämmtlicher Kapillaren und Glomerulusschleifen, welche
sich auch auf die kapillären Arteriolen ausdehnt. In den' kleineren Arterien liegt
der Intima eine mehr oder minder dicke hyaline Schicht an, welche geschrumpfte
Kerne einschliesst. Das Lumen hie und da prall mit roten Blutkörperchen er-
füllt. An der Spitze des Infarktes lässt sich ein grösserer verstopfter Arterienast
nicht nachweisen.
(Anmerkung. In dem der Harnblase entnommenen Urin findet sich reich-
lich Eiweiss, zahlreiche hyaline Cylinder und rote und weisse Blutkörperchen.
Ausserdem enthält der Urin Gallenfarbstoff und Gallensäuren, sowie, wie sich
spektroskopisch nachweisen lässt, Methämoglobin.)
Lungen. In den Lungen besteht eine hochgradige Fettembolie; in den
Kapillaren sehr zahlreiche Placentarzellen. Daneben eine ausgedehnte hyaline
Thrombose und stellenweise enorme Hyperämie des Kapillaren. Die Arterien
meist prall mit roten Blutkörperchen gefüllt; zahlreiche kleinere und mittel-
grosse Stämmchen durch Thromben geschlossen, welch' letztere teils aus fein-
körnigen Massen, teils aus feinfädigem Material bestehen, in welchem meist spär-
liche rote und weisse Blutkörperchen eingeschlossen sind. In grösseren Arterien-
stämmchen wandständige Thromben. Die Alveolen hie und da. mit roten Blut-
körperchen gefüllt; in beiden Unterlappen findet sich an zahlreichen Stellen, an
denen eine ausgedehnte hyaline Kapillarthrombose besteht, die Alveolarwand mit
einer hyalinen Schicht austapeziert, an die sich feine Fibrinfäden ansetzen, welche
das Alveolarlumen durchziehen. Zwischen den Fibrinfäden spärliche rote und
weisse Blutkörperchen.
An den Bronchien keine Veränderungen.
Gehirn. Im Gehirn multiple feine. Blutungen, besonders in der Rinde, in
den Centralganglien und in der Brücke, welche meist in der Umgebung von
thrombosirten oder prall gefüllten Kapillaren und Venen liegen. Die Arterien
meist leer, nur hie und da finden sich prall gefüllte Stämmchen, welche meist,
wie sich an Serienschnitten nachweisen lässt, in ihrem weiteren Verlaufe durch
hyaline und Plättchenthromben verschlossen sind. In den Lymphscheiden der
letzteren meist starke Anhäufung von roten Blutkörperchen.
Herz. Die Herzmuskelfasern enorm getrübt, hie und da verfettet. Die
Gefässe prall gefüllt, nirgends Thromben oder Blutungen.
Pankreas. Im Pankreas vereinzelte Blutungen, welche in der Umgebung
kleiner thrombosirter Venen liegen.
Placenta Die in der Placenta gefundenen gelbweissen Herde erweisen sich
als typische weisse Infarkte. Entsprechend den verwaschen graurot gefärbten
Stellen ist das Placentargewebe nekrotisch, die Zellen kernlos, das Epithel teils
ebenfalls kernlos und trübe, teils in ein homogenes, hyalines, die Zotten um-
fassendes Band verwandelt. In den Zottengefässen Stase, hie und da Blutungen.
In den intervillösen Räumen, welche im Bereich dieser Herde liegen, feinkörnige
und feinfädige Massen, die geschrumpfte und abgeblasste rote und weisse Blut-
— 85 —
körperchen, sowie Kemdetritus und Pigmentkörnchen einscbliessen. In der Um-
gebung dieser Herde die intervillösen Räume prall mit roten Blutkörperchen
gefüllt, welche zwischen sich zahlreiche abgestossene Zottenepithelin und Riesen-
zellen nachweisen lassen; auch besteht hier eine starke Epitheldesquamation.
In der übrigen Placenta die intervillösen Räume leer. Die Uterusvenen an der
Placentarstelle nicht thrombosirt.
Fall XIII.
Böttcher, erkrankt am 27./I. 1891, gest. am 28./I. 1891.
Mittelgrosser, sehr kräftig gebauter weiblicher Leichnam von gutem Er-
nährungszustand. Hautfarbe im allgemeinen blass, die sichtbaren Schleimhäute
stark cyanotisch. Das Fettgewebe sehr gut entwickelt, die Muskulatur kräftig.
An den unteren Extremitäten geringe Ödeme.
Kopf höhle. Die weichen Schädeldecken blutreich, hie und da von verein-
zelten punktförmigen Blutungen durchsetzt. Das knöcherne Schädeldach symme-
trisch, mesocephal, schwer. Das Periost leicht abziehbar, die Diploe sehr blut-
reich, an der Innenfläche ausgedehnte Schwangerschaftsosteophyten. Die harte
Hirnhaut straff gespannt, durchscheinend. Die Innenfläche etwas injicirt, glatt
und spiegelnd. Im Sinus longitud. sup. dunkelrotes flüssiges Blut. Die weichen
Hirnhäute sind glatt und zart, wenig blutreich. Die Sulci sind abgeplattet, die
Gefässe an der Hirnbasis ziemlich eng, leer. Das weisse Marklager von weicher
Konsistenz, stark feuchtglänzend, wenig blutreich. Die Rinde graurötlich ge-
färbt, etwas vorquellend. Seitenventrikel leer. Ependym glatt und zart. Am
Nucleus caudatus eine halblinsengrosse Blutung unter dem Ependym. Brücke
und Medulla oblongata zeigen keine Abnormitäten.
Brusthöhle. Zwerchfellstand rechts an der 4., links an der 5. Rippe.
Mediastinum ohne Besonderheiten. Thymusdrüse geschwunden. Pleurahöhle leer.
Die Lungen sinken gut zurück, sind bläulichrot gefärbt.
Im Herzbeutel die gewöhnliche Menge Flüssigkeit, beide Blätter glatt und
spiegelnd.
An der Hinterfläche des Herzens mehrere subperikardiale Ekchymosen. Im
rechten Ventrikel finden sich spärliche speckhäutige Gerinnsel, die Höhle von
normaler Weite. Die Muskulatur kräftig, von fester Konsistenz, graubraun
gefärbt. Unter dem Endokard vereinzelte Ekchymosen. (In dem im rechten
Vorhof befindlichen speckigen Gerinnsel lassen sich vereinzelte Leberzellen
und grosse vielkernige Zellen nachweisen.) Höhle des linken Ventrikels eng,
die Wand von normaler Dicke; die Muskulatur schlaff, verwaschen, graubraun
gefärbt, intensiv getrübt. Unter dem Endokard ausgedehnte Blutungen. Klappen
intakt. Vorhof und Herzohr leer.
Die linke Lunge ist überall gut lufthaltig. Pleuraüberzug überall glatt
und spiegelnd. Auf der Schnittfläche erscheint das Organ sehr blutreich und
ödematös. Hie und da treten auf derselben bis erbsengrosse dunkelrote Herde
hervor, welche wenig scharf umschrieben sind, sich fest anfühlen und über die
Schnittfläche prominiren. Die rechte Lunge zeigt im allgemeinen dasselbe
Verhalten wie die linke, nur treten hier bei weitem zahlreichere und ausgedehntere
Blutungen hervor, die zum Teil subpleural liegen und hier eine annähernd keil-
förmige Gestalt erkennen lassen. Die Bronchien mit feinblasigem Schaum er-
füllt, ihre Schleimhaut sehr lebhaft injicirt.
Die Tonsillen atrophisch. Die aryepiglottischen Falten hochgradig ödematos.
In der rechten Schilddrüse ein etwa erbsengrosser collofder Knoten.
Bauchhöhle. In der Bauchhöhle keine freie Flüssigkeit; das Bauchfell glatt
und spiegelnd. Das grosse Netz fettreich.
— 86 —
Die Milz von normaler Grösse, ziemlich woieh und schlaff. Die Pulpa
vorquellend, braunrot gefärbt, hie und da von einzelnen dunkelroten Flecken
und Streifen durchsetzt.
Die linke Niere von normaler Grösse, mässig fester Konsistenz. Die
Kapsel leicht abziehbar. Die Oberfläche glatt, hellgraurot gefärbt. Am oberen
Pol treten vereinzelte erbsengrosse, blasse Infarkte hervor, die von dem um-
gebenden Nierengewebe durch einen blassroten Saum abgesetzt sind. Die Rinde
quillt auf der Schnittfläche etwas vor, ist graurot gefärbt, stellenweise intensiv
getrübt, lässt aber nirgends Blutungen erkennen. Die Marksubstanz blass. Im
Nierenbecken punktförmige Ekchyinosen. Die rechte Niere bietet im allgemeinen
dasselbe Verhalten, wie die linke.
In der Harnblase eine geringe Menge trüben Urins. Ihre Schleimhaut blass.
Der Uterus über mannskopfgross, wird uneröffnet der königlichen Frauen-
klinik übergeben.
Die Scheidenschleimhaut sehr stark aufgelockert und dunkelblaurot gefärbt.
Die Leber zeigt normale Grösse, ziemlich feste Konsistenz. Die Ober-
fläche im allgemeinen verwaschen, graurot gefärbt, doch treten an ihr, sowie
an der Schnittfläche sehr zahlreiche punkt- bis linsengrosse, tiefroth gefärbte
Flecken und Streifen hervor, die meist scharf, aber mit unregelmässig zackiger
Grenze gegen die Umgebung abgesetzt sind. Nur an vereinzelten Stellen kon-
fluiren sie zu grösseren, tiefrot gefärbten Herden. Im Bereich der letzteren
ist die acinöse Struktur vollständig verwaschen. Neben diesen Herden finden
sich noch zahlreiche kleinste, mit blossem Auge erkennbare opake, gelbweisse
Flecken und Streifen.
Die Gallenblase enthält dunkelgrüne, fadenziehende Galle. Ihre Wand
deutlich ödematös. Der Gallengang durchgängig. Pfortader ohne Besonderheit.
Im Magen eine geringe Menge schwärzlichbraun gefärbten, flüssigen Inhalts.
Im Fundus die Schleimhaut mit ziemlich ausgedehnten Hämorrhagien durchsetzt.
Das Pankreas fleckig gerötet, von fester Konsistenz, lässt ganz vereinzelte
punktförmige Ekckymosen auf der Schnittfläche erkennen.
Die Schleimhaut des Dünn- und Dickdarms ist fleckig gerötet.
Bakteriologische Untersuchung. Die bakteriologische Untersuchung
ergiebt ein vollständig negatives Resultat. Es wurden Kulturen (auf Agar,
Gelatine und Blutserum) aus dem Gehirn, der Leber, Milz, Lungen und Nieren
angelegt.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. In der Leber zahlreiche frische
Hämorrhagien im periportalen Gewebe und in der Peripherie der Acini, die mit-
unter sich auch über Gruppen benachbarter Acini ausdehnen. Die im Bereich
der Acini liegenden Leberzellen zum Teil kernlos, zum Teil gequollen und mil
abgeblassten Kernen versehen, zwischen den Leberzellen ein feinfädiges Fibrin-
netz, in den zugehörigen Interlobularvenen fibrinöse und feinkörnige Thromben.
Daneben nekrotische Herde, sicher etwas älteren Datums, die zum Teil anämischen,
zum Teil hämorrhagischen Charakter zeigen; hier in den zugehörigen interlobu-
lären Venen und den aus ihnen hervorgehenden Kapillaren hyaline Thromben.
In den übrigen Pfortaderästen hie und da feinkörnige Massen, welche teils wand-
ständig sind, teils das ganze Lumen verlegen. In zahlreichen Gallengängen rote
Blutkörperchen. Die Arterien meist leer, nur hie und da mit feinkörnigen Massen
gefüllt. Im übrigen Lebergewebe die Leberzellen intensiv getrübt, nicht verfettet.
Nieren. Im frischen Präparat zeigt sich eine starke Trübung und Schwellung
der Epithelien, welche aber exquisit herdförmig auftritt; keine stärkere Ver-
fettung; in den Glomerulusschlingen und in vereinzelten intertubulären Kapil-
laren hellglänzende, zum Teil wurstförmige Fetttropfen.
— 87
Im gehärteten Präparat bietet die Niere an verschiedeneu Stellen ein ver-
schiedenes Aussehen dar. An manchen Stellen findet sich keine Abweichung
vom Normalen, an anderen aber schwere Veränderungen, welche besonders die
Epithelien der gewundenen Kanälchen und Henle'schen Schleifen betreffen; die-
selben sind gequollen und lassen färbbare Kerne entweder gar nicht mehr oder
nur andeutungsweise erkennen; vielfach sind sie desquamirt. Im Lumen fein-
körnige Eiweissniederschläge. In den Sammelröhren hyaline Cylinder. Glomeruli
meist intakt mit Ausnahme eines feinkörnigen Exsudates, das sich in manchen
Kapselräumen nachweisen lässt. Die Schlingen teils leer, teils prall gefüllt, in
einer nicht geringen Zahl von Schlingen hyaline Thromben. Im interstitiellen
Gewebe keine Rundzellenanhäufung, keine Ödeme, noch Blutungen. In den inter-
tubulären Kapillaren stellenweise Stasen, hie und da hyaline Thromben. Die
Arterien leer, die Venen mässig gefüllt. Die Infarkte zeigen genau dasselbe
Verhalten, wie es im vorhergehenden Falle beschrieben wurde.
Im Harn Eiweiss, Cylinder, Gallenfarbstoff und Gallensäuren.
Lungen,. Auch der Lungenbefund ist genau derselbe wie bei der vorher-
gehenden Beobachtung; nur finden sich hier auch in den kleineren und grösseren
Arterien zahlreiche Riesenzellen und spärliche Leberzellen. In den Kapillaren
Fettembolien.
Gehirn. In der Gehirnrinde fast keine Veränderungen, nur hie und da
kleine Blutungen in der Umgebung von durch hyaline Thromben verschlossenen
' Gefässen. In der Lymphscheide der Arterien vielfach starke Anhäufung von
roten Blutkörperchen. In der Brücke ganz spärliche, erst mikroskopisch nach-
weisbare Blutungen, die hier ebenfalls in der Umgebung von thrombosirten
Kapillaren liegen. Hier ist die Kapillaren thrombose etwas ausgedehnter. Bei
der mikroskopischen Untersuchung der Blutung im rechten Streifenhügel stellt
sich heraus, dass hier die Gehirnsubstanz in grosser Ausdehnung erweicht ist.
Die Ganglienzellen sind kernlos und gequollen; die zwischen den Zellen liegende
Neuroglia zerklüftet und auf das dichteste von roten Blutkörperchen durchsetzt.
Die Kerne der Gliazellen nur noch blass sichtbar. Im Centrum der Blutung ein
kleiner, durch hyaline Thromben verschlossener Venenstamm; in seiner Nach-
barschaft vereinzelte, durch hyaline Thromben verschlossene Kapillaren; andere
Kapillaren nur dilatirt. In der Umgebung dieses Blutherdes mehrere kleine Blutungen.
Herz. Im frischen Präparat erscheinen die Muskelfasern so intensiv getrübt,
dass eine Querstreifung nicht mehr zu erkennen ist ; die Trübung schwindet auf
Essigsäurezusatz fast völlig.
Im gehärteten Präparat lassen die Muskelfasern meist keine Veränderung
erkennen; nur an den Stellen, an denen die im Sektionsbericht erwähnten
Blutungen liegen, finden sich körnig zerfallene, oder in hyaline Schollen zer-
klüftete, kernlose Fasern. Die Blutungen liegen meist um prall gefüllte Arterien
und Venen herum, die mitunter durch feinkörnige oder feinfädige, seltener durch
geschichtete Thromben verschlossen sind.
Pankreas. Im Pankreas multiple Blutungen, in deren Bereich die Drüsen-
epithelien kernlos erscheinen; in den Venen, seltener in den Arterien feinkörnige
und hyaline Thromben. Neben den hämorrhagischen Nekrosen ganz spärliche
anämische, in deren Bereich sich stets thrombosirte Arterienäste nachweisen lassen.
Milz. An der Milz keine Veränderungen.
Fall XIV.
Krankengeschichte. Leipziger, Marie, Arbeiterin, 23 Jahre. Primipara.
Aufgen. am 22./IL, gestorb. den 26./II. 1891.
— 8S —
Patientin im 10. Monat schwanger, kam am 22.11. mit Wehen in die
Anstalt. Bald nach der Aufnahme trat völlige Bewußtlosigkeit ein. im
Urin Eiweiss. Temp. 37,0, Puls kräftig, gespannt, regelmassig, 88 Schläge.
An den unteren Extremitäten Ödeme. Mässige Cyanose. Schwitzbett. Morph,
mur. 0,03 subcutan. Am 23., IL 4 Uhr 20 Min. vormittags typischer
eklamptischer Anfall, starke Cyanose, totale Bewusstlosigkeit. Am Nachmittag
wiederholen sich derartige Anfälle, deren jeder ;,M Minute dauert, 22 mal. Die
Herzaktion des Kindes, welche am Vormittag noch regelmässig war, verschlechterte
sich hinsichtlich ihrer Frequenz und Deutlichkeit. Da der Kopf in L Schädel-
lage zangengerecht stand, nachmittags 3 Uhr 30 Min. Forceps. Glatte Extraktion,
Kind stark asphyktisch, durch Hautreize zum Leben gebracht. Nach der
Entfernung des Kindes deutliche Besserung. Patientin hat noch 7 Anfälle.
Am 24./II. im Urin V2 Vol. Eiweiss, gegen 7/s Vol. am gestrigen Tage.
Abnehmende Bewusstlosigkeit. Am 23. /II. Zeichen von Pneumonie in den
Unterlappen. Tod am 26./II. vorm. 4 Uhr im Koma.
Sektionsbericht. Grosser, kräftig gebauter weiblicher Leichnam. Sehr
guter Ernährungszustand. Die Haut im allgemeinen blass, die sichtbaren Schleim-
häute stark cyanotisch. Keine Spur von Ikterus. Keine Ödeme. Die Mammae
sehr gut entwickelt, von praller Konsistenz, lassen reichlich Colostrum ausfliessen.
Am Abdomen frische Striae. Linea alba stark pigmentirt. Muskulatur graurot,
kräftig. Fettgewebe sehr gut entwickelt.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken sehr blutreich, von vereinzelten
Ekchymosen durchsetzt. Das Schädeldach symmetrisch; an der Aussenfläche des
rechten Stirnbeins und rechten Seitenwandbeines findet sich eine dünne, sich
derb anfühlende Auflagerung von sammetähnlichem, blassrötlichem Aussehen,
welche der Tabula externa fest anhaftet. An dem linken Stirnbein ist das
Periost stark verdickt und fest adhärent. Die Diploe blutreich. Tabula interna
zeigt ausgedehntes Schwangerschaftsosteophyt. Die Dura mater wenig gespannt,
an der Innenfläche längs des Sinus longitud. inferior eine ausgedehnte Blutung.
Der Sinus longitud. superior ist durch einen roten Thrombus verschlossen. Die
weichen Hirnhäute glatt und zart. Die Gyri vorspringend. In den Subarachnoideal-
räumen klare Flüssigkeit. Das weisse Marklager stark feuchtglänzend, sehr
blutreich, fleckig gerötet. Die Rinde grauviolett gefärbt, lässt hie und da
punktförmige Ekchymosen erkennen. Am vorderen Pol des rechten Streifenhügels
bemerkt man einen etwa zehnpfennigstückgrossen, verwaschenen, bläulichrot ge-
färbten, weichen Herd, in dessen Umgebung vereinzelte punktförmige Blutungen
erkennbar sind. Letztere finden sich auch in den hinteren Teilen des Streifen-
hügels, sowie im Thalamus opticus. Kechts sowohl, als auch links zeigen die
Centralganglien, sowie die Brücke ein rotgeflecktes, marmorirtes Aussehen.
Kleinhirn ohne Besonderheiten.
Brusthöhle. Zwerchfellstand rechts am oberen Kand der 4., links an der
5. Rippe. Thymusdrüse bis auf Reste geschwunden. Die linke Pleurahöhle ent-
hält circa ein Wasserglas klarer Flüssigkeit. Die vorliegenden Lungenteile sind
blass-graurot gefärbt. Die Lungen sinken gut zurück.
Im Herzbeutel etwas vermehrter Flüssigkeitsgehalt.
Das Herz von normaler Grösse; der rechte Ventrikel und der rechte Vorhof
enthalten eine reichliche Menge dunklen Cruors, Ventrikel nicht erweitert, die
Muskulatur von fester Konsistenz, bräunlichrot gefärbt. Klappen intakt. Linker
Ventrikel und linker Vorhof sind etwas erweitert und fast leer. Die Muskulatur
von guter Konsistenz, bräunlich graurot gefärbt. Klappen glatt und zart.
Foramen ovale vollständig geschlossen.
Die linke Lunge ist ziemlich voluminös, in den vorderen Teilen gut luft-
— 89 —
haltig, blass-graurot gefärbt. Die hintereu Abschnitte sind luftleer und zeigen
eine dunkelblaurote Farbe. Erstere wenig blutreich, lassen auf der Schnittfläche
vereinzelte Hämorrhagien erkennen; die letzteren dagegen äusserst blutreich auf
der Schnittfläche vorquellend und von vereinzelten erbsen- bis kirschgrossen in
eitriger Schmelzung begriffenen Herden durchsetzt. Die rechte Lunge zeigt im
allgemeinen dasselbe Aussehen wie die linke. Aus den durchschnittenen Bronchien
entleert sich reichlich eitriger Schleim. Die Schleimhaut der grösseren Bronchien
ist gerötet und geschwollen. Die Bronchialdrüsen stark durchfeuchtet, geschwollen
Bauchhöhle. In der Bauchhöhle keine freie Flüssigkeit. Unter dem parietalen
Blatte des Bauchfells bemerkt man vereinzelte streifenförmige Ekehymosen.
Die Milz von normaler Grösse und ziemlich fester Konsistenz, Oberfläche
glatt, bläulichrot gefärbt, die Schnittfläche wenig vorspringend, Pulpa dunkel-
graurot gefärbt, von fester Konsistenz. Follikel undeutlich.
Die Nebennieren von normaler Grösse, ziemlich fester Konsistenz. Die
Marksubstanz fleckig gerötet.
Die Nieren etwas vergrössert, von fester Konsistenz. Die Oberfläche glatt,
grauweiss gefärbt. Die Kinde nicht wesentlich verbreitert, blass. Zeichnung
im allgemeinen deutlich, nur hie und da vereinzelte kleine, trübe Stellen. Die
Marksubstanz hebt sich durch ihre dunkelrote Farbe scharf von der blassen Rinde
ab. Ihre Zeichnung ist deutlich. In den Nierenbecken vereinzelte punkt- bis linsen-
grosse Ekehymosen. Die Ureteren nicht erweitert.
Die Harnblase enthält eine reichliche Menge klaren Urins, ihre Schleim-
haut ziemlich blass.
Der Uterus etwa kindskopfgross, zeigt eine schlaffe Konsistenz. Die Serosa
überall glatt. Die Vagina weit. Ihre Schleimhaut dunkelblaurot gefärbt und von
vereinzelten ziemlich ausgedehnten Blutungen durchsetzt. Am Cervix zwei ober-
flächliche Schleimhautrisse. In der Uterushöhle eine geringe Menge bräunlichroter
Flüssigkeit. Die Innenfläche im allgemeinen glatt, nur an der hinteren Wand
des Fundus etwas uneben und höckerig; hier bemerkt man vereinzelte Pia-
centarreste. Die Muscularis des Uterus weich, gelblichweiss gefärbt. Das ab-
dominale Ende beider Tuben ist stark injicirt.
Die Leber ist grösser als normal. Zwischen Zwerchfell und Oberfläche der
Leber finden sich vereinzelte lockere Verklebungen. Die Oberfläche ist glatt und
im allgemeinen braunrot gefärbt, doch treten sowohl auf der Oberfläche als
auch besonders auf der Schnittfläche beider Lappen zahlreiche linsen- bis mark-
stückgrosse, opake, gelblichweisse und gelblichbraune Flecken hervor, welche
sich scharf von der Umgebung abgrenzen und meist unter das Niveau der Schnit-
fläche zurücksinken. Die acinöse Struktur ist im Bereich derselben vollständig
verwaschen. Daneben bemerkt man noch vereinzelte frische, dunkelrote Flecken,
welche aber nur wenig umfangreich sind. Die Gallenblase enthält eine geringe
Menge fadenziehender Galle. Gallengang durchgängig. Pfortader intakt.
Magenschleimhaut fleckig gerötet.
Pankreas von derber Konsistenz, blutarm.
Schleimhaut des Darraes im allgemeinen blass.
Bakteriologische Untersuchung. Zu derselben werden aus Gehirn,
Leber, Herz, Nieren, Lungen, Uterus und Milz Impfungen vorgenommen. Es
gehen nur aus den Lungen reichliche Kolonien von Staphylokokken auf (Staphylo -
coccus pyogenes aureus und albus). Die letzteren lassen sich auch in Schnitt-
präparaten der Lunge im Bereich der Abscesse nachweisen. In den übrigen
Organen bleibt sowohl die Kultur, als die mikroskopische Untersuchung bez. der
Mikroorganismen ohne Resultat.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. In der Leber zahlreiche anä-
— 90 —
mische und hämorrhagische Nekrosen schon etwas älteren Datums: nirgends mehr
in den nekrotischen Herden scharf konturirte Leberzellen vorhanden, sondern
nur homogene, von Kerndetritus durchsetzte, hie und da geschrumpfte rote Blut-
körperchen einschliessende Herde in der bekannten Lage in der unmittelbaren
Nähe des periportalen Gewebes. In der Umgebung der Herde Me und da etwas
reichliche Anhäufung von Leukocyten. Die intakten Leberzellen auflallend gross,
ihre Kerne intensiv färbbar, hie und da Teilungsfiguren zeigend; das übrige
Lebergewebe ziemlich stark verfettet. In zahlreichen interlobulären Venen und
in den aus ihnen hervorgehenden Kapillaren hyaline Thromben; in etwas grösseren
Pfortaderästen teils wand ständige, teils obturirende Plättchenthromben. Arterien
meist leer, ebenso die Lebervenen. An den Gallengängen keine Veränderungen.
Nieren. Die Nieren zeigen sich bei der mikroskopischen Untersuchung nur
sehr wenig verändert, die Glomeruli fast sämmtlich intakt; nur vereinzelte er-
scheinen kernreicher und enthalten in ihren Kapseln feinkörniges Exsudat. An
den Epithelien besteht eine geringe Trübung, herdweise auch eine etwas stärkere
Verfettung, nur ganz vereinzelte Epithelien sind kernlos. Im Lumen der Kanälchen
vielfach feinkörnige Eiweissniederschläge, in den Sammelröliren hyaline Cylinder,
denen mitunter feinste Pigmentkörnchen aufgelagert sind. Im interstitiellen
Gewebe hie und da ganz spärliche Leukocyten in der Umgebung kleiner Venen.
An den Gelassen keine Veränderungen.
Liuujcn. In den Unterlappen eine ausgedehnte hyaline Thrombose der
Kapillaren, sowie kleinster Arterien und Venen; die Wand zahlreicher Kapillaren
mit hyalinen Massen austapeziert und stellenweise von feinen Fibrinfäden
durchzogen, in deren Maschen nur ganz spärliche Leukocyten erkennbar sind.
Nur hie und da reichlichere Anhäufung von weissen Blutkörperchen, aber nirgends
Mikroorganismen. Die thrombosirten Kapillaren erscheinen teils völlig kernlos,
teils lassen sie spärliche geschrumpfte Kerne erkennen. An anderen Stellen der
Unterlappen besteht starke Gefässfüllung. Hier finden sich in den Alveolen
häufig mehr oder minder dichtgedrängte rote Blutkörperchen. In vereinzelten
kleinen Arterien und Venen die Intima mit einem Mantel von hyalinem Material
ausgekleidet. In den Oberlappen nur vereinzelte Blutungen und hyaline Kapillar-
thromben. Die Abscesse zeigen das bekannte Aussehen.
Gehirn. Der Thrombus im Sinus longitud. superior besteht aus dichtge-
drängten roten Blutkörperchen, zwischen denen sich ein feinfädiges Fibrinnetz
und feinkörnige Massen nachweisen lassen. In den angrenzenden Partien der
Hirnrinde starke Füllung der Kapillaren und Venen; in der Umgebung der
letzteren häufig wenig ausgedehnte Blutungen. Hie und da in den genannten
Gefässen hyaline Thromben. Die Lymphscheide vereinzelter Arterien mit roten
Blutkörperchen gefüllt, hie und da im Lumen kleiner Arterien feinfädige und
feinkörnige Pfropfe.
Der am vorderen Pol des rechten Streifenhügels gefundene Herd erweist
sich bei der mikroskopischen Untersuchung als eine Blutung mit Erweichung
der Hirnsubstanz; im Bereich und in der Umgebung derselben sind sämmtliche
Kapillaren und Venen durch homogene oder feinstreifige, hyaline Thromben ver-
schlossen, die spärliche geschrumpfte Kerne einschliessen. Die Arterien, deren
Lymphscheide durch pralle Anfüllung mit roten Blutkörperchen dilatirt ist,
enorm gefüllt. Dicht hinter dieser Blutung ein kleiner Erweichungsherd ohne
Blutung, auch hier sämmtliche Kapillaren durch hyaline Thromben geschlossen. In
den Centraiganglien und der Brücke zahlreiche, wenig ausgedehnte Blutungen
und Erweichungen und hyaline Thrombose zahlreicher Kapillaren und kleinster
Venen.
Herz. Am Herzen keine Veränderungen.
— 91 —
Pankreas ebeufalls normal.
Uterus. Die Uterusvenen an der Placentarstelle meist nicht thrombosirt,
nur in vereinzelten kleinen Venen rote Thromben.
Fall XV.
Krankengeschichte. Lange, Amalie, Zimmermannsehefrau . 27 Jahre.
Primipara. Aulgen. 11. /III. 1891, gest. 12./III. 1891.
Patientin war vor 4 Wochen wegen Hydraranios auf der gynäkologischen
Abteilung, ist bei iln-er jetzigen Aufnahme im 10. Monat gravid. Kind lebt.
Temp. 37,9; Puls 86. Urin trübe, enthält 74°/0 Eiweiss. Gracil gebaute Frau
ohne Ödeme. Am ll.;III. bewusstlos wegen Eklampsie der Anstalt zugeführt.
Der Befund bei der inneren Untersuchung am ll./III. vormittags 12 Uhr
ergab: Scheide weit, Portio 2 cm lang, Muttermund knapp für 2 Finger durch-
gängig, ohne Narben, ziemlich derb. Blase gesprungen. Als vorliegenden Teil
fühlt man den Kopf mit starker Kopfgeschwulst. Fontanellen kaum zu fühlen.
Die Pfeilnaht nahe am Promontorium. Letzteres zu erreichen (10,75 1. D.). Bei
dem Versuch höher hinauf zu palpiren, fühlt man einen anscheinend beweg-
lichen, mit dem Promontorium und dem Os sacrum nicht zusammenhängenden
Tumor (Tumor der Mutter oder des Kindes?). Herztöne des Kindes nicht hörbar.
Die Frau ist völlig soporös, stark cyanotisch. Wehen kräftig, doch ohne Erfolg.
Ausgedehntes Easselu auf der Brust. Exitus am 12./III.
Sektionsbericht. Mittelgrosser, kräftig gebauter weiblicher Leichnam
von gutem Ernährungszustand. Im allgemeinen blasse Hautfarbe. Das Gesicht
und die sichtbaren Schleimhäute stark cyanotisch. An den unteren und oberen
Extremitäten ziemlich ausgedehnte Blutergüsse ins subkutane Gewebe. Das Ab-
domen halbkugelig aufgetrieben. Die Linea alba stark pigmentirt, reichliche
frische Striae an der Bauchwand. An den unteren Extremitäten keine Ödeme.
Panniculus adiposus sehr gut entwickelt. Muskulatur dunkelrot, stark durch-
feuchtet. Im Pectoralis major links vereinzelte bis linsengrosse Blutungen.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken blass. Knöchernes Schädeldach
mesocephal. Periost leicht abziehbar. Tabula externa glatt, grauweiss gefärbt.
Die Nähte erhalten. An der Innenfläche der Tabula vitrea reichliche Schwanger-
schaf tsosteophyten. Dura mater massig gespannt, die Aussenfläche glatt, an der
Innenfläche in der Umgebung des Sinus longitud. superior, der mit dunkelrotem
flüssigen Blut gefüllt ist, vereinzelte, ziemlich ausgedehnte Blutungen. Die
weichen Hirnhäute mässig blutreich, zart. Die Gefässe an der Hirnbasis ziemlich
reichlich mit dunkelrotem flüssigen Blute gefüllt. Das Gehirn besitzt eine weiche
Konsistenz; das weisse Marklager lässt zahlreiche abspülbare Blutungen erkennen.
Die Rinde graubläulich gefärbt, vorquellend. In ihr hie und da vereinzelte punkt-
förmige Hämorrhagien, besonders im Bereich der Stirnwindung. In den Seiten-
ventrikeln eine geringe Menge sanguinolenter Flüssigkeit. Dritter und vierter
Ventrikel leer.
Die Grosshirnganglien fleckig gerötet. Das Kleinhirn ziemlich weich und
blutreich. Die Brücke und Medulla oblongata zeigen fleckige Rötung. In den
Sinus der Basis dunkelrotes, flüssiges Blut.
Brusthöhle. Zwerchfellstand links an der 5., rechts an der 4. Rippe. Die
•Thymusdrüse noch in ganzer Ausdehnung erhalten, blutreich. Die Pleurahöhlen
leer. Die Lungen sinken gut zurück.
Das Herz von normaler Grösse, ausserordentlich schlaff. Im rechten Vorliot
und Ventrikel dunkelrotes flüssiges Blut, in welchem bei der mikroskopischen
Untersuchung vereinzelte Leberzellen, sowie spärliche, sehr grosse, vielkernige
— 92 —
Zellon nachweisbar sind. Die Höhle des rechten Ventrikels ist nicht erweitert,
die Muskulatur von braunroter Farbe und schlaffer Konsistenz. Klappen intakt.
Der linke Ventrikel enthalt eine Spur flüssigen Blutes. Die Muskulatur von
weicher Konsistenz, bräunlichrot gefärbt, mattglänzend. Auf Flachschnitten
bemerkt man hie und da verwaschene, graurot gefärbte Streifen, sowie einzelne
punktförmige Hämorrhagien. Klanpen intakt. Foramen ovale geschlossen.
linke Lunge überall gut lufthaltig. Pleuraler Überzug glatt und spiegelnd.
Die Oberfläche bläulichrot gefärbt. Von der Schnittfläche fliesst dunkelrote
schaumige Flüssigkeit ab. Man bemerkt auf derselben vereinzelte erbsen- bis
kirschengrosse, wenig scharf umschriebene Blutungen. Die rechte Lunge ist im
Unter- und Mittellappen gut lufthaltig, blutreich, ödematös und von vereinzelten
Blutungen durchsetzt. Der Oberlappen, dessen Pleura mit einer dünnen gelli-
granen Fibrinschicht bedeckt ist, völlig luftleer. Die Schnittfläche durkelgraurot
gefärbt, fein granulirt und lässt eine geringe Menge trüben Saftes abstreilen.
Hie und da bemerkt man in den pneumonisch infiltrirten Partien vereinzelte
Blutungen. Bronchialschleimhaut und Bronchien von feinschaumiger Flüssigkeit
gefüllt; ihre Schleimhaut stark injicirt. Bronchialdrüsen etwas vergrössert
Halsorgane bieten keine Veränderungen dar.
Bauchhöhle. In der Bauchhöhle eine geringe Menge bernsteingelber Flüs-
sigkeit.
Die Milz etwas vergrössert, zeigt eine schlaffe, weiche Konsistenz. Ober-
fläche glatt, bläulichrot gefärbt. Die Pulpa mässig blutreich. Am oberen Pol
zwei dicht nebeneinander stehende, erbsengrosse, blasse Infarkte.
Die Nieren von normaler Grösse, fester Konsistenz; Kapsel abziehbar, die
Oberfläche glatt, graurot gefärbt. Die Kinde nicht verbreitert, graurot gefärbt,
zeigt fleckweise Trübungen. Marksubstanz blutreich. In der rechten Niere, die
im allgemeinen dasselbe Aussehen zeigt, wie die linke, bemerkt man mehrere
erbsengrosse Infarkte. Nierenbecken und Ureteren nicht erweitert.
Die Harnblase enthält eine geringe Menge trüben Urins. Schleimhaut blass.
Im Urin Eiweiss, Cylinder und Gallenfarbstoff.
Die Leber ungefähr normal gross, von praller Konsistenz. Die Oberfläche
bräunlichgraurot gefärbt, glatt. Sowohl auf ihr, als auf der Schnittfläche treten
zahlreiche hirsekorn- bis linsengrosse rote Flecken hervor, die durch eine nn-
regelmässige, zackige Grenze von der Umgebung scharf abgegrenzt sind und die
acinöse »Struktur, die im übrigen Lebergewebe deutlich hervortritt, nicht mehr
erkennen lassen. Ausserdem bemerkt man vereinzelte stecknadelkopfgrosse, opake,
gelbweisse Flecken, die in der Umgebung der Pfortaderverzweigung liegen.
Im Magen eine geringe Menge schwärzlicher kaffeesatzähnlicher Flüssigkeit.
Schleimhaut etwas geschwollen. An der kleinen Kurvatur vereinzelte punktför-
mige Hämorrhagien, sowie eine strahlige Narbe.
In der Darmschleimhaut zahlreiche punktförmige Blutungen. Galleugang
durchgängig.
Der Uterus weit über mannskopfgross, enthält ein der Eeife nahes
47 cm langes Kind. Zwischen Uterus und Rectum liegen, durch strangförmige
Adhäsionen an beiden Organen augeheftet, die beiden Ovarien und Tuben, von
denen die rechte an ihrem abdominellen Ende verschlossen ist. Ausserdem
findet sich in dem Douglas'schen Raum unter der Serosa des Uterus ein etwa
hühnereigrosser, in toto verkalkter Tumor, der sich nur in die oberflächlichen-
Schichten der Uterusmuskulatur erstreckt und durch eine straffe, bindegewebige
Kapsel von demselben abgegrenzt ist. Uterusmuskulatur dünn, an seiner Innen-
fläche haften die Eihäute fest an. Die Placenta sitzt an der vorderen Wand
und ist von mehreren kirsch- bis taubeneigrossen gelbweissen, teils keilförmigen,
— 93 —
teils unregelmässig zackig geformten Herden durchsetzt, die sich durch eine
feine, tiefrot gefärbte Linie scharf von der Umgebung abgrenzen. Ausserdem
bemerkt man in der Placenta einzelne verwaschen graurot gefärbte Herde die
meist dem kindlichen Teile der Placenta angehören.
Sektion des Fötus. 47 cm langes, reifes Kind, vollständig normal ge-
bildet. Die Haut mit Vernix caseosa und Lanugo bedeckt. Am linken Seiten-
wandbein ein ausgedehntes, an der Galea gelegenes Hämatom. Gehirn zeigt
keine Abnormität. Gesichtshaut intensiv cyanotisch. Im subcutanen Gewebe
hie und da punktförmige Blutungen. Nabelstrang ohne Abnormitäten. Lungen
völlig luftleer. An der Pleura, am Perikard und in der Thymusdrüse punktförmige
Hämorrhagien. Herzfleisch blass, von weicher Konsistenz. Milz ziemlich gross
weich, dunkelblaurot gefärbt. Nieren vergrössert, von weicher Konsistenz. Sowohl
auf der Oberfläche, wie auf der Schnittfläche, die verwaschen gelblichrot gefärbt
ist, treten zahlreiche punkt- und streifenförmige Blutungen hervor. Im Nieren-
becken vereinzelte Blutungen. Leber sehr gross, dunkelblaurot gefärbt, von weicher,
schlaffer Konsistenz, sehr blutreich. Der Dannkanal zeigt keine Abnormitäten!
Die Epiphysenlinie des Oberschenkels zeigt keine Veränderungen.
Bakteriologische Untersuchung. Auf den aus dem rechten Ober-
lappen der Lunge angelegten Kulturen wachsen reichlich FränkePsche Pneumonie-
kokken, daneben vereinzelte Kolonien von Staphylococcus pyogenes aureus. Aus
Milz und Nieren spärliche Kolonien des Pneumoniecoccus. Auf den aus dem
Gehirn, der Leber, der Placenta und den kindlichen Organen angelegten Kul-
turen wachsen massig zahlreiche Kolonien eines beweglichen, gelben Farbstoff
bildenden Bacillus, welcher die Gelatine verflüssigt.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. Die Leberzellen stark getrübt,
nirgends stärker verfettet. Zahlreiche hämorrhagische, spärliche anämische
Nekrosen. Im periportalen Gewebe zum Teil sehr ausgedehnte Blutungen. In
zahlreichen Interlobularvenen hyaline und fibrinöse Thromben; in zahlreichen,
etwas grösseren Pfortaderästen Plättchenthromben , die teils wandständig , teils
obturirend sind. Arterien meist leer. In den Lebervenen ziemlich reichliche
Leberzellen. In den Gallengängen hie und da rote Blutkörperchen.
Nieren. In zahlreichen Glomerulusschlingen grössere, zum Teil wurstförmig
gestaltete Fetttropfen; die Epithelien zeigen intensive Trübung, welche auf Zu-
satz von Essigsäure fast gänzlich verschwindet. Die Glomeruli meist intakt,
vereinzelte erscheinen kernreich; in anderen besteht Desquamation des Schiingen-
epithels. Die nackten Schlingen stark glänzend, durch hyaline Thromben ver-
schlossen. In zahlreichen Kapselräumen feinkörniges Eiweiss und rote Blut-
körperchen. In der Umgebung vereinzelter Glomeruli Rundzellenanhäufung.
Die Epithelien meist intakt, nur vereinzelte kernlos; im Lumen feinkörniges Exsudat
und hyaline Cylinder, letztere besonders reichlich in den Sammelröhren. In spär-
lichen Kanälchen rote Blutkörperchen. Im interstitiellen Gewebe trifft man hie
und da auf eine sehr starke Anhäufung von Rundzellen, die Kapillaren herdweise
stark gefüllt; in ihnen, sowie in kleinen Venen zahlreiche Rundzellen. In ver-
einzelten Fränkel'sche Diplokokken. Die Arterien meist leer, nur in kleineren
Ästen hie und da wandständige feinkörnige Massen.
Die Infarkte sind, wie sich bei der mikroskopischen Untersuchung ergielit,
als embolische aufzufassen, da sich an der Spitze des Infarktes der verstopfte
Arterienast nachweisen Hess. Der Embolus ist deutlich geschichtet, schliesst
desquamirte Gefässepithelien ein und sitzt der Teilungsstelle der Arterie
reitend auf. In der Umgebung des Infarktes und in seiner Peripherie Blutungen
und Anhäufungen von Leukocyten.
Lungen. Im rechten Oberlappen eine typische croupöse Pneumonie. In
— 94 —
den übrigen Ltmgenteüen starke Hyperämie, in zahlreichen Alveolen Blutungen.
In den Kapillaren hie und da hyaline Throniben; in zahlreichen kleineren und
mittleren Arterien und Venen wandständige und obturirende Thromben, welche,
aus feinkörnigen und foinfädigen Massen bestehen, die mehr oder minder reichlich
rote und weisse Blutkörperchen einschliesseu. Ausgedehnte Fettembolie. In
allen Lungenahsohnitten lassen sieh in den Kapillaren und kleinen Arterien zahl-
reiche Placentarzellen und Leberzellen nachweisen. In einer kapillaren Arterie
eine grosse Riesenzelle, mit der mehrere kleine Epithelien zusammenhängen.
Gehirn. In der Rinde und in den Centraiganglien, spärlicher in der
Medulla und in der Brücke Blutungen und Erweichungen; zahlreiche Kapillaren
und Venen durch hyaline Thromben geschlossen. In einer kleinen Vene der
weichen Häute an der Konvexität finden sich zahlreiche kubische und polyedrische
Zellen mit grossen bläschenförmigen Kernen; dieselben liegen teils einzeln,
teils hängen sie zu zweien und vieren zusammen. Ihr Durchmesser ist ver-
schieden, in vereinzelten sind feine goldgelbe Pigmentkörnchen erkennbar, [ch
stehe nicht an, diese Zellen als Leberzellen anzusprechen, mit welchen sie in
ihrer Grösse und ihrem sonstigen morphologischen Verhalten völlig überein-
stimmen (retrograder Transport).
Herz. Starke Trübung der Muskelfasern; hie und da Blutungen, in deren
Bereich die Muskelfasern teils wachsig degenerirt, teils in trübe kernlose Schollen
zerfallen sind. In vereinzelten Gefässen feinkörnige Thromben.
Pankreas normal.
Magen und Darm. Die Blutungen im Magen und Darm liegen in der
Umgebung von prall gefüllten Kapillaren und kleinen Venen, welche, wie sich
in Serienschnitten nachweisen lässt, in thrombosirte grössere Venen der Submucosa
einmünden. In den kleinen Arterien nur ganz spärliche Plättchenthromben.
Fötus. Nieren. Die Epithelien der gewundenen Kanälchen und der
Henle'schen Schleifen fast sämmtlich nekrotisch, stark geschwollen. Die Glomeruli
meist intakt; die Kapselräume hie und da prall mit roten Blutkörperchen ge-
füllt. In den Henle'schen Schleifen und Sammelröhren feinkörnige Eiweissnieder-
schläge und rote Blutkörperchen. Im interstitiellen Gewebe ausgedehnte Blutungen.
Die Gefässe enorm gefüllt.
Leber. In der Leber trifft man auf ganz spärliche, wenig ausgedehnte
nekrotische Herde, die teils hämorrhagischen, teils anämischen Charakter zeigen.
Dieselben liegen ebenso wie die Nekrosen in der mütterlichen Leber, mit denen
sie in Bezug auf ihr morphologisches Verhalten völlig übereinstimmen, in der
Umgebung des periportalen Gewebes, welches stellenweise dicht von roten Blut-
körperchen infiltrirt ist. Auch hier lassen sich in den interlobulären Venen
Plättchen- und hyaline Thromben nachweisen.
Fall XYI.
Krankengeschichte. Prössdorf, Ida. 22 Jahre, Fabrikarbeiterin. Primi-
para. Aufnahme d. 17. VI., gest. 24. VI. 1891.
Bei der Aufnahme normaler Zustand, mit Ausnahme ödematöser Schwellung
der Genitalien. Während der Nacht vom 17. zum 18. VI. typische eklamptische
Anfälle, welche sich innerhalb 14 Stunden 24 mal wiederholten. Im Harn
reichlich Eiweiss. Schwitzbett. Acid. citric, Liq. Kai. acet., Morphium. Von da
ab allmähliche Rückkehr des Bewusstseins und leidliches Befinden. Schwellung an
den Genitalien hat abgenommen. Am 20. VI. normale Geburt in L Schädel-
lage. Nach der Geburt gutes Befinden. Am 3. Tage hat Patientin nach leichten
psychischen Störungen (Irrereden) plötzlich heftige eklamptische Anfälle mit
— 95 —
tiefem Koma. Cyanose. Exitus am 24. VI. im Koma. Temperatur welche bis
zum 22. VI. normal gewesen war, stieg am 22. abends bis auf 39 2 am 23
auf 40, 2. ' '
Sektionsbericht. Sektion am 25. VI. 1891.
Grosser, kräftig gebauter weiblicher Körper; guter Ernährungszustand
blasse Hautfarbe. An den unteren Extremitäten mässige Ödeme. Die grossen
Schanilippen dunkelblaurot gefärbt, hochgradig geschwollen, mit vereinzelten
diphtherisch belegten, oberflächlichen Geschwüren bedeckt. An der hinteren
Kommissur ein zehnpfennigstückgrosses Geschwür mit diphtherischem Bela°- und
stark iidematösen, hämorrhagisch infiltrirten Bändern. Fettgewebe gut° ent-
wickelt, an den oberen und unteren Extremitäten von Blutungen durchsetzt
Muskulatur dunkelrot, sein* kräftig, feuchtglänzend.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken zeigen vereinzelte stecknadelkopf-
grosse Hämorrhagien, sehr blutreich. Das knöcherne Schädeldach symmetrisch.
Periost leicht abziehbar. Tabula externa glatt, graugelb gefärbt, Diploe blut-
reich, an der Innenfläche des Stirnbeins, sowie längs des Sulcus longit. sup.
dünne Lagen von Schwangerschaftsosteophyt.
Dura mater straff gespannt, durchscheinend. Aussenfläche blutreich, Innen-
fläche wenig glänzend. Die Oberfläche der Grosshirnhemisphären ist trocken
alänzend. Die Gyri abgeplattet, die Sulci schmal. Die weichen Hirnhäute sehr
blutreich, an der Konvexität und Basis von zahlreichen feinsten Ekchymosen
durchsetzt. Grosshirn zeigt sehr weiche Konsistenz, auf der stark feuchtglänzen-
den Schnittfläche treten mässig zahlreiche, abspülbare Blutpunkte hervor. In
der Rinde des Stirn- und Mittelhirns, weniger im Hinterhirn feinste punkt- bis
stecknadelkopfgrosse Blutungen, in deren Umgebung die Hirnsubstanz vorquillt.
Im Seitenventrikel die gewöhnliche Menge Flüssigkeit. Das Ependym weich; im
Schwanz des rechten Nucleus caudatus eine stecknadelkopfgrosse Blutung; ver-
einzelte punktförmige Blutungen in beiden Thalami optici.
Brücke, Medulla oblongata und Kleinhirn ohne Besonderheit.
Brusthöhle. Zwerchfellstand rechts an 5., links an 4. Rippe. Sternuin
normal. Pleurahöhlen leer; Thymusdrüse geschwunden.
Im Herzbeutel die gewöhnliche Menge Flüssigkeit; das parietale Blatt
spiegelnd, an dem visceralen vereinzelte Ekchymosen.
Im rechten Vorhof und rechten Herzventrikel dunkle Cruormassen und
dunkles flüssiges Blut. Muskulatur sehr schlaff, bräunlichrot gefärbt. Endokard
glatt. Linker Ventrikel etwas dilatirt; Muskulatur normal dick, sehr weich und
brüchig. Auf Flachschnitten zeigt sie ein buntes Aussehen, indem verwaschen
graurote Herde mit dunkelbraunroten abwechseln; im Bereich der ersteren be-
merkt man feine gelbweisse Streifen. An der hinteren Wand ein etwa erbsen-
grosser Infarkt. Klappen intakt, ebenso Coronargefässe.
Die linke Lunge ausserordentlich fest an die Thoraxwand angeheftet, von
zäher Konsistenz, ist überall lufthaltig. Das Gewebe im allgemeinen blutarm,
graurot gefärbt. Im Unterlappen vereinzelte Blutungen. Die rechte Lunge ist
sehr voluminös, an den hinteren unteren Abschnitten die Pleura mit dünnen
Fibrinlagen bedeckt; hier das Lungengewebe dunkelrot gefärbt und fester als
die vorderen Partien, welch' letztere gut lufthaltig sind. Die dunkelroten
Partien sind luftleer, auf dem Schnitt etwas vorspringend, glatt und lassen eine
trübe gelbweisse Flüssigkeit abstreifen. An der Basis des Oberlappens ein dicht
unter der Pleura gelegener erbsengrosser Abscess, der von schlaffem, pneumonisch
inflltrirtem Gewebe umgeben ist. Bronchialschleimhaut mit zähem Schleim be-
deckt, fleckig gerötet.
Halsorgane zeigen keine Veränderung.
Bditchhühle. Bei Eröffnung der Bauchhöhle entleert sich eine geringe
Menge klarer, gelber Flüssigkeit; die Serosa überall glatt und spiegelnd. Dünn-
darm stark mit Luft aufgetrieben; die Höhle des kleinen Beckens ist von dem über
kindskopfgrossen Uterus angefüllt, dessen Serosa überall glatt und spiegelnd erscheint.
Die Milz ist etwas vergrössert, von schlaffer Konsistenz und bräunlich-
roter Farbe, Pulpa dunkelrot gefärbt, stark vorquellend. Follikel deutlich.
Nieren etwas vergrössert, von schlaffer Konsistenz, Kapsel leicht abziehbar.
Oberfläche glatt, verwaschen graurot gefärbt, Rinde verbreitert, vorquellend,
sehr stark getrübt. Hie und da bemerkt man feine weisse Streifen. Marksubstanz
gleichfalls verwaschen, an der Grenze zwischen Rinde und Mark vereinzelte
feinste Blutungen. Nierenbecken nicht erweitert, Ureteren eng, Schleimhaut intakt.
Die Harnblase ist stark dilatirt, enthält reichliche Mengen klaren Urins
von eigentümlich grüulichschwarzer Farbe; in demselben lassen sich Gallenfarb-
stoffe und Eiweiss nachweisen.
Die Scheide ist weit, die Schleimhaut im allgemeinen glatt, mit vereinzelten
oberflächlichen Substanzverlusten, die mit diphtherischer Pseudomembran belegt
sind. In der Uterushöhle eine reichliche Menge geronnenen Blutes, das stellen-
weise schwärzlichgrün verfärbt und übelriechend ist. An der Placentarstelle,
die sich an der hinteren Wand des Fundus befindet, sitzen mehrere tauben- bis
hühnereigrosse Piacentarreste auf. Nach Entfernung des Blutes aus der Höhle
erscheint die Wand glatt, stellenweise etwas gerötet. Beim Einschneiden auf
die Placentarstelle erscheinen die Venen in der Uteruswand fast leer, nur in
einzelnen finden sich geschichtete, rötlichweiss gefärbte feste Thromben. Die
Tuben intakt. Im rechten Ovarium ein Corpus luteum verum. Parametrien frei.
Die Leber etwas grösser als normal, ausserordentlich weich und schlaff.
Die Oberfläche glatt, im allgemeinen graurot gefärbt. An der oberen Fläche,
sowie an der unteren treten ganz vereinzelte dunkelrote mohnkorn- bis steck-
nadelkopfgrosse Flecken hervor; etwas zahlreicher sind dieselben an der unteren
Fläche des linken Lappens ; daneben finden sich, besonders auf der Schnittfläche,
spärliche feinste, opake, bräunlichgelbe und gelbweisse Herde, welche durch
einen tiefrot gefärbten Saum von der Umgebung, unter deren Niveau sie liegen,
abgesetzt sind. Die acinöse Struktur im übrigen verwaschen; das Gewebe wenig
blutreich. In der Gallenblase zähe, dickflüssige Galle. Gallengang durchgängig.
Der Hauptstamm der Pfortader durch einen das Lumen prall ausfüllenden und
der Wand fest anhaftenden Pfropf fest verschlossen; derselbe setzt sich in die
primären Verzweigungen der Pfortader in die Leber fort und endigt in denselben
mit kegelartig abgestumpften Spitzen. Peripheriewärts setzt er sich 1 cm
weit fort in die Vena lienalis, während die Vena mesenterica sup. frei von
Thromben, aber prall durch dunkelrotes, flüssiges Blut gefüllt ist. Der Pfropf
besitzt eine feste Konsistenz und zeigt eine deutliche Schichtung derart, dass
gelbweisse Partien, die der Wand unmittelbar anliegen, mit dunkelroten Streifen
abwechseln. Im Centrum ist der Pfropf etwas weicher, als in der Peripherie.
Die Schleimhaut des Magens im Fundus grauweiss gefärbt, stark geschwollen,
zum Teil erweicht. An der kleinen Kurvatur in der Nähe des Pylorus ver-
einzelte punktförmige Ekchymosen mit vereinzelten Erosionen ; hier ist die Schleim-
haut mit kaffeesatzähnlichen Massen belegt.
Die Schlehnhaut des Duodenum und Dünndarms zeigt stark venös? Hyper-
ämie. Hie und da finden sicli vereinzelte Blutungen,
Bakteriologische Untersuchung. Auf den aus der Lunge angelegten
Gelatine- und Agarplatten wachsen spärliche Kolonien von Staphylokokken und
Streptokokken. Ebendieselben Kolonien aus der Milz. Die mit Leber- und
Gehirnsaft beschickten Platten bleiben steril, aus den Nieren gehen vereinzelte
— 97 —
Streptokokkenkolonien auf. Aus dem Uterus wachsen zahlreiche Kolonien von
Staphylococcus pyogenes aureus und albus, ferner von Streptococcus pyogenes
und massenhafte Fäulnisbakterien, besonders zahlreich Proteus vulgaris
Mikroskopische Untersuchung. Leber. Die Leber bietet im Verhältnis
zu den vorhergehenden Fällen nur geringfügige Veränderungen dar. Die im
Sektionsprotokoll erwähnten bräunlichgelben, opaken Herde stellen sich als
ältere hämorrhagische Nekrosen heraus. Das Lebergewebe ist im Bereich der-
selben vollständig zerfallen und in eine homogene oder schollige, glänzende
Masse verwandelt, die geschrumpfte rote Blutkörperchen, goldgelbe Pigment-
körnchen und Kerndetritus einschliesst. In der Umgebung der nekrotischen
Herde mitunter reichliche Ansammlung von Leukocyten, zwischen denen bei ge-
eigneter Färbung vereinzelte Kokken nachweisbar sind. Die gelbweissen Herde
bestehen aus homogenen glänzenden Massen, in denen färbbare Kerne nicht mehr
nachweisbar sind (anämische Nekrosen). Sowohl die erst- als die letztbe-
schriebenen Herde sind nur wenig ausgedehnt, sehr spärlich und liegen stets in
der Nachbarschaft des periportalen Bindegewebes. Die in letzterem verlaufenden
Interlobularvenen und die aus ihnen hervorgehenden Kapillaren sind durch
hyaline Thromben verschlossen. Arterien leer. Gallengänge intakt. Die im
Sektionsbericht erwähnten roten Herde entsprechen frischen im periportalen
Gewebe und seiner Umgebung gelegenen Blutungen. Die Leberzellen im Bereich
der Blutungen meist noch gut kernhaltig, nur hie und da die Zellen mit schwach
färbbaren Kernen. Zwischen den Leberzelle.n hie und da ein feines Fibrinnetz.
Im Bereich der Blutungen die Interlobularvenen teils durch hyaline, teils durch
Plättchenthromben geschlossen, im übrigen Lebergewebe die Leberzellen stark
getrübt, mitunter etwas stärker verfettet. Im periportalen Gewebe keine zellige
Infiltration. Der Thrombus in der Pfortader zeigt bei der mikroskopischen
Untersuchung eine deutliche Schichtung. Die der Wand anhaftende Schicht be-
steht aus feinkörnigem und feinfädigem Material, das spärliche geschrumpfte
und abgeblasste rote Blutkörperchen und geschrumpfte Leukocytenkerne ein-
schliesst. Hieran schliesst sich eine Schicht, die vorwiegend aus roten und
weissen Blutkörperchen besteht. Die centralen Teile bestehen aus einem feinen
Fibrinnetz, in welchem zum Teil gut erhaltene rote und zahlreiche weisse
Blutkörperchen enthalten sind.
Nieren. Die Nieren zeigen bei der Untersuchung am frischen Präparat
ausgedehnte Trübung der Epithelien, bei Zusatz von Essigsäure verschwindet,
dieselbe nur teilweise; die Kerne treten an den wenigsten Epithelien hervor.
In zahlreichen Epithelien feinglänzende Tröpfchen, die sich mit Osmiumsäure
schwärzen. Im Lumen zahlreicher gewundener Kanälchen und Henle'scher
Schleifen stösst man auf schwärzlich glänzende Massen, die bei auffallendem
Lichte weisslich glänzen, bei Zusatz von Salzsäure sich unter Gasentwicklung
auflösen (Kalk).
Bei Untersuchung der gehärteten Präparate zeigt sich, dass eine ausge-
dehnte Nekrose der Epithelien, gewundenen Kanälchen und Henle'schen Schleifen
vorliegt; nur an wenigen Stellen findet man noch kernhaltige Epithelien. Letztere
erscheinen gequollen, trübe. An zahlreichen Stellen finden sich in den mit
Hämatoxylin gefärbten Präparaten teils vereinzelte, teils in Gruppen zusammen-
liegende, schwarzgrau gefärbte, kernlose Epithelien. Bei Anwendung von starker
Vergrößerung erkennt man teils feinere, teils gröbere, unregelmässig geformte,
schwarzblau gefärbte Körnchen. Ähnliche Zellen finden sich auch desquamirt,
frei im Lumen der Kanälchen liegend, mitunter sind mehrere zu einem schwarz-
blauen Klumpen zusammengebacken. Häufiger bemerkt man auch Kanälcheu,
die auf weite Strecken hin mit schwarzblauen klumpigen Massen ausgefüllt
7
Schmorl, Eklampsie.
— 98 —
sind. Eine epitheliale Auskleidung lässt sich an solchen Stellen nicht mehr
nachweisen. In den übrigen Harnkanälchen feinkörnige Eiweissniederschläge
und hyaline Cylinder. Die Glomeruli auffallend wenig verändert, nur hie und
da erscheinen einzelne derselben kernreicher als normal, in manchen besteht
Epitheldesquamation und in ziemlich zahlreichen hyaline Degeneration der
Schlingen. Im Hohlraum fast sämmtlicher Glomeruli feinkörniges Exsudat. Im
interstitiellen Gewebe hie und da in der Umgebung kleiner Venen eine spärliche
Anhäufung von Eundzellen, daneben hie und da wenig ausgedehnte Blutungen.
Die Kapillaren in manchen Bezirken leer, in anderen aber prall mit roten Blut-
körperchen gefüllt und stellenweise durch hyaline Thromben verlegt. Die
Arterien meist leer, in einigen kleineren aber bemerkt man der Intima dicht
aufliegend ein glänzendes, mit Eosin leuchtend rot gefärbtes, hyalines Band,
welches mitunter vereinzelte geschrumpfte Kerne einschliesst. Die Venen der
Marksubstanz sehr prall mit roten Blutkörperchen gefüllt. In vereinzelten
starke Anhäufung von Leukocyten, die durch ein feinfädiges Fibrinnetz zu-
sammengehalten werden.
Lungen. In den Lungen findet sich in den Unterlappen ausgedehnte
katarrhalische, zum Teil hämorrhagische Pneumonie. In den Alveolen mitunter
sehr reichliche Kokken. Neben den schon bei der makroskopischen Betrachtung
deutlich erkennbaren Blutungen finden sich im Ober- und Mittellappen zahlreiche
erst mikroskopisch nachweisbare Hämorrhagien. Im Bereich der Hämorrhagien
finden sich in den Kapillaren Stasen und spärliche Thromben. In den kleineren
Arterien und Venen teils wandständige, teils total obturirende Pfropfe, welche
teils aus homogenem, teils aus feinkörnigem und feinfädigem Material und
spärlichen roten und weissen Blutkörperchen bestehen. In vereinzelten Kapillaren,
wie in vereinzelten kleinen Arterien, welch' letztere nicht thrombosirt sind,
vereinzelte vielkernige Riesenzellen.
Gehirn. In den weichen Hirnhäuten, sowie in der Hirnrinde und den
Centraiganglien spärliche, durch hyaline Thromben verschlossene Kapillaren und
kleine Venen, in deren Umgebung die Gehirnsubstanz häufig blutig infiltrirt
oder erweicht ist. Daneben in zahlreichen Kapillaren und kleineu Venen enorme
Füllung mit roten Blutkörperchen. In der Lymphscheide kleiner Arterien hie
und da zahlreiche rote Blutkörperchen. In ganz vereinzelten Arterien fibrinöse
Thromben.
Herz. Im Herzblut finden sich bei der frischen Untersuchung ganz spärliche
vielkernige Riesenzellen. Die Herzmuskelfasern intensiv getrübt, zum Teil ver-
fettet; zwischen ihnen vereinzelte Blutungen. Der an der hinteren Fläche des
Herzens gefundene gelbweisse Herd stellt sich bei der mikroskopischen Unter-
suchung als blasser Infarkt heraus, in dessen Umgebung eine massige Blutung
besteht. An Serienschnitten lässt sich nachweisen, dass der zuführende Arterien-
ast durch einen Pfropf verschlossen ist, der teils aus hyalinem, teils fein-
körnigem Material besteht.
Pankreas. Im Pankreas vereinzelte Blutungen und nekrotische Herde.
Uterus. Die inneren Schichten des Uterus kleinzellig infiltrirt, von massen-
haften Bakterien durchsetzt. Die tieferen Schichten frei. Die der Placentar-
stelle fest aufsitzenden Piacentarreste zeigen noch gut erhaltenes Placentargewebe.
Die intervillösen Räume teils leer, teils mit gut färbbaren roten Blutkörperchen
gefüllt; daneben findet man aber Stellen, wo das Placentargewebe in eine homo-
gene, stark glänzende Masse umgewandelt ist, in der nur andeutungsweise
Zotten erkennbar sind. Innerhalb der glänzenden Massen liegen spärliche grosse
Riesenzellen. Ferner findet man Stellen, wo die intervillösen Räume ausgefüllt
sind mit trübem, feinkörnigem und feinfädigem Material, welch' letzteres spärliche
99 -
geschrumpfte rote Blutkörperchen und Leukocyten einschliesst. Die Zotten sind
hier deutlich zu erkennen, aber kernlos und von Blutungen durchsetzt. In der
Umgehung dieser Herde sind diese Zotten noch gut kernhaltig, aber ihr Gewebe
erscheint eigentümlich aufgelockert und ist hie und da von Blutungen durch-
setzt. Der epitheliale Ueberzug hie und da in Petzen abgehoben. Dieselben
Veränderungen finden sich auch in der geborenen Placenta.
Fall XVII.
Krankengeschichte. Eutzsch, Marie, Setzersfrau, 23 Jahre alt, Primi-
para. Aufnahme 30. VII, gest. 30. VII. 1891.
Patientin wird heute früh total bewusstlos in die Anstalt gebracht. Nach
Angabe des Mannes hat sie seit dem 24. VII. Kopfschmerz und Übelkeit, seit
der vergangenen Nacht heftige Anfälle. Guter Ernährungszustand, an den
unteren Extremitäten geringe Ödeme; im Urin reichlich Eiweiss. Patientin ist
im 9. Monat schwanger, Kind lebt, Blase steht. Zur Einleitung der künstlichen
Frühgeburt wird mit Laminaria dilatirt. Während des Aufenthalts in der
Klinik wurden 21 Anfälle mit vollständiger Bewusstlosigkeit beobachtet. Patientin
erhält subcutan Morphium und wegen drohender Herzparalyse zwei Spritzen
Äther. Tod abends 11 Uhr in tiefem Koma.
Temperatur betrug früh 7 Uhr 37,5°, 2 Uhr nachmittags 39°, abends
9 Uhr 39,1°.
Sektionsbericht. Mittelgrosse, gracil gebaute weibliche Leiche; guter
Ernährungszustand. Haut im allgemeinen blass. Das Gesicht, besonders die
Ohren hochgradig cyanotisch, ebenso die Fingerspitzen. Ausserdem finden sich
am ganzen Körper zahlreiche linsen- bis markstückgrosse, bläulichrote Flecken,
die sich beim Einschneiden teilweise als Blutpunkte herausstellen. An den
unteren Extremitäten keine Ödeme. Äussere Genitalien bläulichrot gefärbt,
leicht geschwollen. Aus der Scheide fiiesst eine geringe Menge rötlichwässriger
Flüssigkeit ab.
Kopfhöhle. Die weichen Schädeldecken sehr stark hyperämisch, hie und
da vereinzelte Blutungen. Das knöcherne Schädeldach mesocephal, symmetrisch.
Die Aussenfläche glatt, grauweiss gefärbt. Periost leicht abziehbar; Diploe
mässig blutreich. Die Vitrea grauweiss gefärbt, mit minimalen Spuren von
Osteophytbildung. Dura mater stark gespannt, an ihrer Aussenfläche stark in-
jicirt. Im Sulcus longitud. sup. ein schlaffes Gerinnsel; die Innenfläche der Dura
glatt. Über der linken Hemisphäre findet sich in den Subarachnoi'dealräumen
ein die ganze Konvexität einnehmender Bluterguss, der im Bereich des Stirn-
und Mittelhirns fast 2 mm dick ist, während er im Hinterhirn kaum die Dicke
von V-, mm üat- Der Bluterguss erstreckt sich auf die laterale und untere Fläche
des Schläfen- und Stirnlappens. Die Gyri der rechten Hemisphäre sind stark
abgeplattet; die Oberfläche zeigt trockenen Glanz und schwache Gefässinjektiou,
nur im Bereich des Stirnhirns sind die Subarachnoi'dealrämne mit klarer Flüssig-
keit gefüllt. An der Basis cerebri keine Veränderungen; die Gefässe zartwandig,
leer. An der hinteren Fläche des Kleinhirns längs der Venen blutige Infiltration.
In den Sinus der Schädelbasis flüssiges Blut, Dura der Schädelbasis glatt.
Im linken Stirnlappen findet sich eine etwa hühnereigrosse buchtige Höhle,
teils mit flüssigem, teils mit fest geronnenem Blute gefüllt. Die Wand derselben
ist zerfetzt, die umgebende Hirnsubstanz breiig erweicht, gelblich-graurot gefärbt
und von zahlreichen Blutungen durchsetzt. Lateralwärts reicht diese Höhle bis
an die Rinde, die an einer Stelle durchbrochen ist. Hier steht die oben erwähnte
intermeningeale Blutung mit dem eben beschriebenen apopiektischen Herde in
7 *
— lüü —
Verbindung. In der weiteren Entfernung von dieser Blutung und in der
rechten Homisphäre erscheint die Hirnsubstanz fest, trocken, glänzend. Auf
der Schnittfläche treten zahlreiche abspülbare Blut]iunkte hervor. Dicht unter
der Riude der linken Central Windung ein erbsengrosser erweichter, graugelber
Herd. Die Seiteuventrikel leer, das Ependym im allgemeinen glatt. Am vor-
deren Pol des linken Nucleus caudatus eine subependymäre linsengrosse Blutung.
Im vorderen Drittel desselben ein kirschkerngrosser Herd, in dessen Bereich
die Gehirnsubstanz in eine breiige, bläulichrote Masse verwandelt ist; in der
Umgebung derselben feinste Blutungen. Am Boden des 4. Ventrikels zwei
punktförmige Ekchymosen. In der Brücke und Medulla oblongata spärliche punkt-
förmige Blutungen.
Kleinhirn ohne Veränderungen.
Brusthöhle. Zwerchfellstand rechts an der 4., links an der 5. Rippe.
Sternum normal. Thymus noch in ganzer Ausdehnung vorhanden, ödematös,
graurot gefärbt. Aus der durchschnittenen Vena anonyma entleert sich reichlich
dunkelrotes flüssiges Blut. Die Lungen sinken gut zurück. In den Pleurahöhlen
ein Weinglas voll klarer, seröser Flüssigkeit.
Im Herzbeutel circa 2 Esslöffel klarer Flüssigkeit. Beide Blätter glatt
und spiegelnd. Unter dem visceralen Blatt vereinzelte punkt- und streifenförmige
Blutungen.
Das Herz zeigt normale Grösse. Im rechten Ventrikel dunkelrotes flüssiges
Blut, ganz spärliche Gerinnsel. Sowohl im flüssigen Blut als in den Gerinnseln
lassen sich spärliche Leberzellen und grosse vielkernige Riesenzellen nachweisen.
Die Höhle des rechten Ventrikels nicht erweitert, die Muskulatur schlaff, ver-
waschen, graubräunlich gefärbt. Klappen intakt. Die linke Herzhälfte stark
kontrahirt. Im Ventrikel eine Spur flüssigen Blutes, im Vorhof eine mässige
Menge Cruor. Muskulatur von normaler Dicke, von massig fester Konsistenz.
Auf Flachschnitten zeigt sie ein geflecktes Aussehen, derart, dass verwaschen
graurot gefärbte Stellen mit feinen gelbweissen, opaken Streifen und Flecken
abwechseln. Hie und da erkennt man punkt- und streifenförmige Blutungen.
Besonders reichlich sind dieselben an den Spitzen der Papillarmuskeln. Klappen
intakt. Foramen ovale offen. Herzohr leer.
Die Lungen sind im allgemeinen gut lufthaltig. Beide an der Spitze ver-
wachsen. Hier finden sich im Lungengewebe narbige Einziehungen, die stark
pigmentirt sind und bis erbsengrosse verkalkte Herde einschliessen. Der pleurale
Überzug überall glatt und spiegelnd; sowohl an der Pleura, als an den centralen
Lungenteilen treten spärliche erbsen- bis bohnengrosse, wenig scharf umschriebene
Blutungen hervor. Die Unterlappen etwas blutreicher als die Oberlappen, mässig
ödematös. In letzteren treten vereinzelte erbsen- bis kirschgrosse, auf der Schnitt-
fläche vorspringende, derbere Herde hervor, die eine hellgraurote Farbe und ein
trockenes, körniges Aussehen zeigen. Bronchialschleimhaut intakt.
An den Halsorganen keine Abnormitäten.
Bauchhöhle. Der Leib ist halbkugelig aufgetrieben, die unteren Abschnitte
desselben werden durch den graviden Uterus eingenommen. In den abhängigen
Teilen findet sich circa l\x 1 klare, rötlichgelb gefärbte Flüssigkeit. Im rechten
Musculus rectus abdominis eine zehnpfennigstückgrosse Blutung; vereinzelte punkt-
förmige Ekchymosen in der Serosa, letztere glatt, lebhaft injicirt.
Die Milz 12:7:3. Oberfläche glatt, tief schwarzblau gefärbt, ziemlich fest.
Schnittfläche ziemlich blutreich, nicht vorquellend. Follikel und Trabekel undeutlich.
Die Nebennieren ziemlich derb, blutarm.
Die linke Niere normal gross, von fester Konsistenz. Kapsel leicht ab-
ziehbar, Oberfläche glatt, bräunlichgrau gefärbt. Die Oberfläche zeigt mässige
— 101 —
Gefässinjektion. Von der Schnittfläche fliesst reichlich dunkelrotes Blut ab. Die
Rinde ist nicht verbreitert, zeigt einen eigentümlichen braungrauen Farbenton. Die
Zeichnung stellenweise etwas verwaschen, hie und da vereinzelte gelblichweisse
Streifen. Die Marksubstanz dunkelblaurot gefärbt. Nierenbecken nicht erweitert,
ebenso Ureter. Die rechte Niere etwas grösser als die linke, zeigt im allge-
meinen dasselbe Verhalten wie jene, nur sind liier die gelblich weissen Flecken
und Streifen deutlicher ausgesprochen. Auch hier das Nierenbecken nicht er-
weitert; im Nierenbecken vereinzelte Hämorrhagien.
Die Harnblase leer, die Schleimhaut blass, im Fundus punktförmige Hämor-
rhagien.
Serosa des Uterus glatt; die Tuben zeigen starke Gefässinjektion, die Venae
uterinae und spermaticae enorm dilatirt, mit dünnflüssigem Blute gefüllt. Die
Scheidenschleimhaut tief dunkelrot gefärbt. Der äussere Muttermund 5 cm weit
offen, mit oberflächlichen Einrissen. Im Uterus eine 45 cm lange, gut entwickelte
Frucht. Sektionsbefund der Frucht s. unten.
Die Leber 27 cm breit, davon 17 cm auf den rechten Lappen. Letzterer
15 cm hoch, 8,5 cm dick. Der linke Lappen 13 cm hoch, 6 cm dick. Sie be-
sitzt eine ziemlich derbe Konsistenz. Im Ligam. Suspensorium vereinzelte punkt-
förmige Ekchymosen. Die Oberfläche zeigt ein ausserordentlich buntes Aussehen.
Man bemerkt einmal Herde, die verwaschen grau aussehen, daneben landkarten-
artig angeordnete, tiefrote Flecken und Streifen, die an der Oberfläche des rechten
Leberlappens in der Nähe des Ligam. Suspensorium zu etwa handtellergrossen
Herden konfluiren. Bei näherem Zusehen zeigt sich, dass diese eben erwähnten
Herde eine komplicirte Zusammensetzung besitzen. An der Peripherie sind sie
meist tief dunkelrot gefärbt, im Centrum dagegen gelbweiss. An den kleinsten
derartigen Herden kann man nachweisen, dass sie stets in der Umgebung der
Pfortaderverzweigung liegen. Neben den eben erwälmten Flecken und Streifen
finden sich punkt- bis hirsekorngrosse, opake, gelbweisse Flecken. Auf der Schnitt-
fläche dasselbe bunte Aussehen. Im Lobulus Spigelii ausgedehnte rote Flecken und
Streifen. Das zwischen den hämorrhagisch infiltrirten Partien liegende Ge-
webe zeigt eine verwaschen graurote Farbe und eine undeutlich acinöse Struktur.
Die grösseren Lebervenen frei; die in ihrer Umgebung gelegenen Blutungen
schimmern durch ihre Waud bläulichrot hindurch, Pfortader nicht thrombosirt.
Gallenblase enthält dünnflüssige Galle. Gallengänge durchgängig.
Der Magen enthält eine geringe Menge grauer, trüber Flüssigkeit, in
der ziemlich zahlreiche, braunrote, kaffeesatzähnliche Flocken flottiren. Letztere
haften der mit zähem Schleim bedeckten Schleimhaut fest an. Die Schleimhaut
ist geschwollen und fleckig gerötet. Auf der Höhe der Schleimhautfalten, besonders
an der kleinen Kurvatur, zahlreiche punktförmige Ekchymosen und linsen- bis
fünfpfeunigstückgrosse, hämorrhagische Erosionen.
Die Schleimhaut des Dünndarms blass, mit zahlreichen Hämorrhagien.
Letztere sind besonders zahlreich im Dickdarm.
Sektion des Fötus. 45 cm langes Kind, noch nicht völlig reif. Nasen-
und Ohrenknorpel noch weich. Finger- und Zehennägel überragen noch nicht die
Finger- bez. Zehenspitzen; die kleinen Schamlippen ragen noch ziemlich weit
zwischen den grossen hervor. Die äusseren Bedeckungen mit dichter Schicht von
Vernix caseosa bedeckt. Kopfhaare schwärzlich, 1 cm lang. In den weichen
Schädeldecken vereinzelte punktförmige Ekchymosen. Grosse und kleine Fonta-
nelle weit offen. An der Innenfläche der Dura vereinzelte punktförmige Blutungen,
ebenso auf der Pia. Gehirn ziemlich weich, sonst ohne Befund; nirgends Blutungen.
Bei Eröffnung der Bauchhöhle entleert sich ein Theelöffel voll bräunliche Flüssig-
keit. Im Dünn- und Dickdarm reichlich Meconium, Serosa glatt und spiegelnd.
102
Lebor im ungemeinen duukelblanrot gefärbt, mit vereinzelten gelbgrauen Fleckchen
und punktförmigen Blutungen auf der Oberfläche und im Parenchym, welcli' letzteres
weich und ziemlich blutreich ist. — Milz gross, fest, tief blaurot gefärbt. Nieren
etwas vergrössert. Kapsel leicht abziehbar. Konsistenz mässig fest. An der
Oberfläche sowohl, wie auf der Schnittfläche der Rinde treten punkt- und streifen-
förmige Blutungen hervor. Rinde entschieden verbreitert und vorquellend, zeigt
eine verwaschene, gelbgraue Farbe. Marksubstanz blutreicher. Im Nierenbecken
einzelne Blutungen. Magen und Darm ohne Besonderheiten. — Zwerchfellstand
beiderseits an der 8. Rippe. Pleurahöhlen leer. Lungen zurückgesunken, luftleer.
An der Ober- und Schnittfläche zahlreiche punkt- bis strichförmige Ekchymosen.
Letztere finden sich auch im Herzbeutel. Herz enthält dunkelrotes, flüssiges
Blut; von normaler Beschaffenheit.
Das Placentargewebe zeigt im allgemeinen geringen Blutgehalt und eine
trübe braunrote Farbe. Hie und da treten vereinzelte, teils runde, teils keil-
förmige gelbe, trockene Herde hervor von der Grösse eines Kirschkerns bis zu
der einer Wallnuss. Daneben dunkelrot gefärbte, undeutlich abgegrenzte kirsch-
grosse Herde und endlich mattgrau gefärbte, derbere Partien, welche deutlich
über die Schnittfläche prominiren und durch einen tiefroten Saum unregelmässig
zackig, aber scharf begrenzt sind. Im Blut der Uterusvenen vielkernige Riesen-
zellen.
Bakteriologische Untersuchung. Der bakteriologischen Untersuchung
werden Gehirn, Leber, Herz, Nieren und Lungen der Mutter und des Kindes,
sowie die Placenta unterzogen. In letzterer wurde besonders mit Rücksicht auf
Favre's Untersuchungen den älteren und frischen Infarkten Aufmerksamkeit
geschenkt. Sämmtliche Platten aber blieben steril; nur hie und da ganz ver-
einzelte oberflächliche Kolonien, die auf Verunreinigungen zu beziehen sind. Auch
in Ausstrich- und Schnittpräparaten lassen sich keine Mikroorganismen nachweisen.
Mikroskopische Untersuchung. Leber. In der Leber multiple hämor-
rhagische Nekrosen älteren und frischeren Datums. In zahlreichen Interlobular-
venen hyaline und Plättchenthromben. Geringe Gallenstauung. In den Lebervenen
spärliche Leberzellen.
Nieren. Die Nieren zeigen nur geringe Veränderungen, im frischen Prä-
parat geringe Trübung der Epithelieu, keine Verfettung; dagegen in zahlreichen
Glomerulusschlingen grosse, zum Teil wurstförmige, glänzende Fetttröpfchen
(Fettembolien).
Im gehärteten Präparat die Epithelien meist ohne Veränderungen; nur
hie und da finden sich in den gewundenen Kanälchen kernlose Epithelien. Im
Lumen der Kanälchen feinkörniges Exsudat und hyaline Cylinder. Glomeruli in
der Mehrzahl intakt; in den Kapselräumen häufig feinkörniges und homogenes
Exsudat; in den Schlingen mitunter hyaline Thromben. Im interstitiellen Gewebe
keine Veränderungen. Die intertubulären Kapillaren meist prall gefüllt mit roten
Blutkörperchen, in zahlreichen hyaline Thromben. Die Venen prall gefüllt, die
Arterien meist leer; nur hie und da wandständige Plättchenthromben. In den
Sammelröhren Cylinder, denen braune Pigmentkörnchen anhaften.
Lungen. In den Lungen findet sich eine hochgradige Fettembolie. In zahl-
reichen Kapillaren und kleineren und grösseren Arterien massenhafte Riesen-
zellen; daneben ausgedehnte hyaline Thrombose der Kapillaren. In zahlreichen
grösseren und kleineren Arterienästen und Venen wandständige und obturirende
Thromben. Die wandständigen Thromben bestehen meist aus Blutplättchen,
welche vereinzelte rote und weisse Blutkörperchen einschliessen. Die lokal
obturirenden Thromben zeigen einen verschiedenen Bau, teils bauen sie sich
ebenfalls aus Blutplättchen auf, teils aber sind sie geschichtet, derart dass meist
— 103 —
der Gefässwand eine Lage feinkörnigen Materials vorliegt, an welche sich gegen
das Centrum des Thrombus Schichten, die aus weissen und roten Blutkörperchen
bestehen, anschliessen ; zwischen den letzteren häufig ein feinf'ädiges Fibrinnetz-
endlich findet mau Thromben, welche sich nur aus feinfädigem Fibrin und fein-
körnigen Massen aufbauen. In den Alveolen häufig zahlreiche rote Blutkörperchen
zwischen denen sich mitunter ein feines Fibrinnetz nachweisen lässt Ein eigen-
tümliches Bild zeigt sich bei der mikroskopischen Untersuchung der im Sektions-
bericht erwähnten, in den Oberlappen gefundenen derberen, grauroten Herde.
Hier sind die Alveolen ausgefüllt mit einem Fibrinnetz, welches aus feinen und
gröberen Fäden besteht; die Alveolenwände sind mit einer breiten Schicht von
hyalinen Massen austapeziert; zwischen den Fibrinfäden liegen meist nur ganz
spärliche geschrumpfte Leukocyten mit fragmentirtem Kern und feinkörnige
Eiweissniederschläge. Mikroorganismen lassen sich durch die Färbung nicht
nachweisen. Die Kapillaren sind hier sämmtlich enorm aufgetrieben und enthalten
teils homogene, teils schollige, hyaline Massen. Ihre Endothelkerne sind meist
vollständig geschwunden.
Gehirn. Im Gehirn findet sich eine ausgedehnte hyaline Thrombose der
Kapillaren, in deren Umgebung sich zahlreiche, wenig umfangreiche Blutungen
nachweisen lassen. Besonders zahlreich sind die Blutungen in der Rinde, in den
Centraiganglien und in der Brücke. An Stellen, wo sich die Thrombose auf eine
ganze Provinz von Kapillaren erstreckt, ist die Gehirnsubstanz erweicht, besonders
ist dies der Fall im linken Nucleus caudatus und in der linken Centraiwindung,
wo diese Erweichungen schon bei der makroskopischen Betrachtung erkennbar
waren. Die Venen meist enorm gefüllt, hie und da durch hyaline und Plättchen-
thromben versetzt; in zahlreichen Venen wandständige Plättchenthromben. Die
Arterien der Pia an vielen Stellen prall mit roten Blutkörperchen gefüllt, aber
meist nicht verstopft, nur hie und da wandständige Plättchenthromben. Die
kleinen Arterien der Gehirnsubstanz meist ebenfalls stark gefüllt, ihr Lumen
mitunter durch feinkörnige, hyaline und feiustreifige Pfropfe verlegt; ihre Lymph-
scheide mitunter durch rote Blutkörperchen enorm dilatirt. Die Wand des
apoplektischen Herdes von äusserst zahlreichen Blutungen durchsetzt; an einem
der medialen Wand entnommenen Stück trifft man bei der mikroskopischen Unter-
suchung auf eine etwa stricknadeldicke, thrombosirte Vene. Die Randpartien
des Thrombus bestehen zum grössten Teil aus hyalinen, scholligen Massen,
während die centralen Teile sich aus abgeblassten und aus geschrumpften roten
Blutkörperchen und in Zerfall begriffenen Leukocyteu aufbauen, welche in fein-
körnigen und feinfädigen Massen eingebettet liegen. Die Vene wird auf Serien-
schnitten verfolgt; an diesen Serienschnitten lässt sich eine weite Ruptur der
Venenwand nachweisen, jenseit der Rupturstelle ist die Vene enorm dilatirt und
prall mit roten Blutkörperchen gefüllt. Ich stehe nicht an, diese geborstene
Vene als Quelle der ausgedehnten Hämorrhagie anzusprechen. Eine analoge
Beobachtung ist von Pfannenstiel49) mitgeteilt worden.
Herz. Die Muskelfasern grösstenteils intakt, nur hie und da stärkere
Trübung, keine Verfettung. Die streifenförmigen Blutungen liegen in der Um-
gebung stark dilatirter Venen und Kapillaren, in welchen spärliche hyaline
Pfropfe nachweisbar sind. Im Bereich der Blutungen sind die Muskelfasern
kernlos und zu glänzenden Schollen zerfallen.
Pankreas intakt.
Magen. Die Blutungen im Magen liegen stets um prall gefüllte Kapillaren
und kleine Venen herum. In Serienschnitten lässt sich nachweisen, dass dieselben
in thrombosirte Venen der Submucosa einmünden. Die Thromben bestehen teils
aus feinkörnigem Material, teils aus einem Fibrinnetzwerk; in beiden Fällen
— 104 —
sind an dem Auib.au des Thrombus rote und weisse Blutkörperchen beteiligt, wenn
auch in spärlicher Monge.
Die Blutungen im Darm zeigen ein analoges Verhalten. Die Arterien sind
nieist leer, nur in ganz vereinzelten lassen sich Thromben nachweisen.
Placmta. Die intervillösen Bäume nur spärlich gefüllt; hie und da trifft
man auf freiliegende, von der Zellenoberfläche abgelöste Epithelien und Riesen-
zellen (Epithelknospen). Die gelb weissen, trockenen Herde zeigen die bekannte
Struktur der weissen Infarkto. Im Bereich der im Sektionsbericht erwähnten
festeren, mattgrau gefärbten Herde ist die Struktur der Placenta im allgemeinen
noch gut erhalten, aber die Zellen erscheinen völlig kernlos, ihr Gewebe auf-
gequollen, mattglänzend und von spärlichen roten Blutkörperchen durchsetzt,
die Gefässe meist prall mit abgeblassten roten Blutkörperchen gefüllt. Das
Zottenepithel völlig kernlos, mitunter in ein homogenes glänzendes, mit Eosin
sich leuchtend rot färbendes Band umgewandelt. Die intervillösen Räume mit
feinkörnigen, trüben Massen ausgefüllt, welche spärliche, abgeblasste rote Blut-
körperchen, geschrumpfte Leukocyten und Pigmentkörnchen einschliessen. In der
Umgebung dieser Herde sind die intervillösen Räume prall mit roten Blut-
körperchen erfüllt, zwischen denen sich ziemlich reichlich abgelöste Zotten-
epithelien und Riesenzellen finden. Die Zottengefässe enorm dilatirt; die Zotten-
substanz von roten Blutkörperchen durchsetzt, welche häufig zwischen dem
Epithel und dem bindegewebigen Grundstock der Zotten liegen, wodurch es zu
einer partiellen oder totalen Abhebung des Zottenepithels kommt. Die dunkel-
roten, derberen Herde zeigen bei der mikroskopischen Untersuchung genau das-
selbe Verhalten, wie es eben von der Umgebung der mattgrauen Herde be-
schrieben wurde.
Fötus. Lungen. An den Lungen ausser den subpleuralen Blutungen keine
Veränderungen.
Nieren. Fast sämmtliche Epithelien der gewundenen Kanälchen sind kernlos,
enorm geschwollen, so dass stellenweise ein Lumen nicht mehr nachweisbar ist.
Die Epithelien der Henle'schen Schleifen meist gut erhalten, nur hie und da
kernlos. Im Lumen derselben, sowie in dem der Sammelröhren feinkörnige
Eiweissniederschläge, nur spärliche hyaline Cylinder. Glomeruli intakt, in einigen
Kapselräumen feinkörniges Exsudat und spärliche rote Blutkörperchen. Im
interstitiellen Gewebe ausgedehnte Blutungen. Die Gefässe enorm gefüllt, ohne
Thromben.
Gehirn. Im Gehirn ganz spärliche, erst mikroskopisch nachweisbare Blutun-
gen, die in der Umgebung prall gefüllter Kapillaren und Venen liegen.
Leber. In der Leber spärliche Blutungen im periportalen Gewebe, welche
um interlobuläre Venen liegen, die durch hyaline Thromben verschlossen sind.
Litteratur.
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- 106 —
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linghausen, Handb. d. allg\ Pathol. — 45. Franken, 1. c. S. 44. — 46. Cohn-
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blatt f. Gyniikol. 1887.
Tafel-Erklärung.1)
Tafel I. II.
Fig. 1. H ämorrhagische Lebernekrose. Ffbrinnetz zwischen den Leberzellen
fibrinöse Thromben in den Interlobularvenen.
Fig. 2. Anämische Lebernekrose. Die Leberzellen in ihren Konturen noch er-
halten; die Kerne teils schwach gefärbt, teils überhaupt nicht mehr
färbbar.
Fig. 3. Fibrinöse Thromben in den Interlobularvenen. Fibrinnetz in den an-
liegenden Leberpartien bei anämischer Lebernekrose.
Fig. 4. Multiple hyaline Kapillarthromben in der Lunge. Fibrinnetz in den
Lungenalveolen.
Tafel III. IV.
Fig. 5. Wandständige und obturirende Thromben in den Lungengefässen.
Fig. 6. Hyaline Thromben in einem Gehirngefäss mit Erweichung in der
Umgebung.
Figg. 7. 8. 9. 10. 11. Placentarzellen in Lungenkapillaren.
Tafel V.
Figg. 7a. 8a. 9 a. 10a. Ha. Placentarzellen in Lungenkapillaren.
1) Die bunten Figuren sind z. T. nach Photogrammen in der Weise hergestellt,
dass von der photographischen Platte ein schwaches Positiv angefertigt und letzteres
in Anlehnung an das mikroskopische Präparat bunt übermalt wurde. Die Photographien
auf Tafel V, die mit dem grossen Zeiss'schen Apparat hergestellt wurden, gebe ich des-
halb, weil dadurch für die Richtigkeit der Zeichnung gewährleistet wird.
Schmorl, Eklampsie
Verlag 1
Tafel 1,11.
Srhmorl, Eklampsie
Verlag von
Tafel in, IV.
Tafel V.
Schmor], Eklampsie.
F. C. W. Vogel in Leipzig.
Julius Klinkhartlt. Leipzig.
I